Frankreich im 17. Jahrhundert: Harpagon ist ein Geizhals, wie er im Buche steht. Sein oberstes Ziel ist es, sein Vermögen zu bewahren und zu vergrößern. Seinen Schatz bewahrt er in einem Kasten auf, welchen er in seinem Hof vergraben hat und von dessen Unversehrtheit er sich mindestens einmal am Tag überzeugt. Um sein Vermögen zu steigern, will er seine Kinder reich verheiraten und auch selbst ist er der Heirat mit einer jungen Dame nicht abgeneigt. Doch seine Kinder durchkreuzen seine Pläne, denn sie wagen es sich tatsächlich einfach so in ärmere Partien zu verlieben ...
So außer sich vor Wut hat man Louis de Funès in seinen Rollen noch nie gesehen, dabei ist man an die cholerischen Anfälle seiner Figuren eigentlich gewöhnt. Doch Louis, der Geizkragen setzt dem noch eine Krone auf und mit Verlaub erlebt man hier Louis de Funès in seiner wahrhaftig aufregendsten Rolle. Er hat kaum einen ruhigen Moment oder eine Verschnaufpause, sondern schimpft sich in vornehmer Shakespeare-Sprache durch den Film, redet sich in Rage und wird sogar handgreiflich gegenüber seinen Angestellten. Diese Herangehensweise an die Rolle erscheint zugegebenermaßen auf den ersten Blick ziemlich amüsant, doch auf Dauer, fragt man sich, ob diese extrem aufbrausende und aggressive Art Louis de Funès Gesundheit nicht ordentlich geschadet hat. Man könnte zwar sagen, dass er als Regisseur und der Drehbuchautor des Films schon gewusst hat, was er da tat, aber seine Ärzte haben zu damaligen Zeit wahrscheinlich nur: „Mon dieu“ geschrien. Wie kann man nach zwei Herzinfarkten eine solche Rolle annehmen? Als wollte Louis de Funès es allen noch einmal beweisen und noch zorniger spielen als je zuvor.
Abgesehen davon, dass Louis de Funès mit dieser Komödie seine Gesundheit unnötig aufs Spiel setzte, ist Der Geizkragen einfach großartig. Der Film ist weitgehend authentisch nach einem Theaterstück von Molière aus dem Jahre 1668 (Der Geizige) verfilmt. Man versucht hier erst gar nicht, die Geschichte moderner zu machen und bleibt bei der altmodischen Sprache, die man aus den Werken Shakespeares kennt und inszeniert Louis, der Geizkragen vollends wie ein Theaterstück mit Theaterrequisiten und Schauspielern, die unentwegt die vierte Wand durchbrechen und ihre innersten Gedanken preisgeben, während andere Figuren daneben stehen und sie eigentlich nicht hören dürfen. Der Geizkragen ist wunderbar komisch und entwickelt sich im Endeffekt sogar wie eine mexikanische Seifenoper.
Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe
Claude und sein alter Freund Francis, zwei Bauern in Rente, leben lustig und vergnügt am Rande eines kleinen Dorfes. Wenn sie nicht gerade die nach ihrem Geheimrezept selbstgebraute Kohlsuppe in sich hinein löffeln, gönnen sie sich ein Fläschchen guten Rotweins. Das ländliche Idyll gerät völlig außer Fugen, als eines Nachts eine fliegende Untertasse auf dem Hof landet und ein merkwürdiges Alien Louis einen Besuch abstattet. Von nun an hat Louis jede Nacht außerirdischen Besuch, denn die Wesen vom anderen Stern sind ganz verrückt nach seiner Kohlsuppe. Um ihm eine Freude zu machen, lassen die Freunde aus dem All Louis' Frau wieder auferstehen. Das bringt noch mehr Chaos in das Leben der beiden Trunkenbolde und bald steht das ganze Dorf Kopf.
Louis de Funès pupst sich in seiner Rolle quasi durch den Film, bis es blitzt und donnert und er so Kontakt zu einem Außerirdischen aufnimmt. Der Humor ist insoweit gewöhnungsbedürftig und sicherlich nicht für jeden geeignet. Man kann, wenn man will, trotzdem den Film genießen, aber nur, wenn man sich nicht von den lauten Pupstiraden und Kohlsuppenanbetung stören lässt. Ansonsten ist Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe gesellschaftskritisch und hat auch seine charmanten und lustigen Momente. Allerdings ist der Film nicht gerade der beste Film von Louis de Funès.