Bildnachweis: © Tiberius Film

Ausflug nach Rom: "Vatikanische Museen 3D"

von Sandra Scholz

500 Jahre Kunstgeschichte aus dem Vatikan zum ersten Mal überhaupt eingefangen mit 3D-Kameras. Eine der größten Kunstsammlungen der Welt mit unbezahlbaren, weltberühmten Artefakten von Raphael und Michelangelo, Leonardo Da Vinci und van Gogh werden in noch nie gesehenem Detailreichtum gezeigt.

Kritik: Die Vatikanischen Museen gehören unbestritten zu den großartigsten Sammlungen dieses Planeten. Egal, wie viel Zeit man in der Ansammlung zahlreicher Museen verbringt, es wird vermutlich niemals reichen, um alle ausgestellten Exponate zu entdecken. Der Ansatz der Dokumentation ist dann auch sehr löblich: Die bekanntesten Werke näher beleuchten und gleichzeitig etwas über ihre Entstehung erzählen. Leider löst sich der gute Ansatz relativ schnell in unschöne Einzelheiten auf, denn der Dokumentarfilm bringt jede Menge ärgerliche Probleme mit sich.

Da wäre zunächst der Sprecher. Vollkommen demotiviert und völlig lieblos rattert er seinen Text herunter, in einem Tempo, in dem einfach kein Mensch sprechen würde. Wie ein Oberschullehrer liest er einen Text ab und ergeht sich in Nebenschauplätzen, die dann zu Tode erzählt werden. Zwischendrin kommt ein Museumsmitarbeiter zu Wort, der die ganze Angelegenheit wenigstens minimal auflockert. Da Kunstwerke allein anscheinend nicht spannend genug sind, wird der Zuschauer zwischendurch mit arthouse-mäßigen Filmszenen berieselt. Ein halbnackter Mann spielt mit Sand und meißelt ein bisschen im Lehm herum. Die herumfliegenden Sandkörner sehen auch schön aus, doch jedes einzelne, falsch ausgesprochene "Michelangelo" frisst sich schmerzvoll in den Gehörgang. Deplatzierte epische Musik in Momenten, in denen absolut gar nichts passiert, komplettiert das tonale Desaster. Hier hilft nur: Ton abschalten und die Bilder für sich sprechen lassen.

Abseits der etwas wirren Szenen mit dem halbnackten Mannsbild ist die Dokumentation schwer damit beschäftigt, dem Zuschauer weise Worte von klugen Menschen näher zu bringen. So gibt es immer wieder schöne Zeitlupenaufnahmen, über die dann Zitate als Schriftbild gelegt werden. Prinzipiell ist es sicherlich interessant, was Goethe über die Kunst an sich so dachte, dass dafür aber wertvolle Zeit vergeudet wird, in der man kombiniert sicher mindestens noch 2 Kunstwerke ausführlich hätte besprechen können, ist ärgerlich. 

Gibt es dann aber mal einen uneingeschränkten Blick auf die wichtigsten Werke der Museen (die Sixtinische Kapelle, die Pieta und die Laokoon-Gruppe sind natürlich alle vertreten), dann blüht der Film auf. Auch wenn es niemals deutlicher wurde, dass zwischen Film und selbst sehen ein gigantischer Unterschied herrscht, so wird klar, mit welchen Meisterwerken man es als Besucher in diesen Museen zu tun bekommt. Schade, dass mit soviel unnötigem Drumherum der Blick auf das Wesentliche so oft unmöglich gemacht wird. So stellt sich die Doku am Ende selbst ein Bein und scheitert an den eigenen Zielen.

Fazit: Die gezeigten Kunstwerke sind, das muss betont werden, über jeden Zweifel erhaben. Wer die Gelegenheit hat, die Vatikanischen Museen zu besuchen, und sei es nur für einen halben Tag, der sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Diese Dokumentation wird der großartigen Sammlung allerdings in keinerlei Hinsicht gerecht. Die eingefangenen Bilder sind spektakulär, keine Frage. Doch ein völlig emotionsloser Sprecher, der möglicherweise auch einfach ein Roboter ist, eine gehörige Dosis esoterisches Geschwurbel, gepaart mit epischer Musik an seltsam ausgewählten Stellen, mit Zitaten versehene Bilder die auf jedem #motivational Instagram Feed besser aufgehoben wären und einer konsequent falschen Aussprache des Namens "Michelangelo" gehen gehörig auf die Nerven. Mit abgeschaltetem Ton kann man aber durchaus den einen oder anderen Blick auf die Kunstwerke erhaschen, und dann lohnt es sich wieder.

 

Die Blu-ray
: Die Blu-ray im Vertrieb von Tiberius Film ist seit dem 12.5.2016 im Handel erhältlich. Neben der normalen 2D-Fassung gibt es ebenfalls die Möglichkeit, den Film, passende Technik vorausgesetzt, in 3D abzuspielen. Die deutsche Tonspur ist klanglich sauber, die Musik macht es dem Sprecher zwischenzeitlich allerdings ein wenig schwerer als es nötig gewesen wäre. Das Bild ist gestochen scharf, die Farben sind überzeugend und die Kontraste gut gesetzt. Als Extras gibt es ein paar Trailer zu weiteren Dokumentationen von Tiberius Film.

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