In der Hitze der Zeit: Mit der ersten Staffel von Aquarius, die vor allem von David Duchovny (Akte X) als Sam Hodiak sowie Gethin Anthony als charismatischen Charles Manson (First Kill) lebte, wagte Serienschöpfer John McNamara einen teils schrillen wie ungewöhnlichen Blick (verwaschen, überbelichtet und in Serpia-Farbtönen) in die 60er Jahre und dem entstehenden Kult rund um Manson, der eine blutige Spur über Kaliforniern ziehen sollte. Das war dabei nicht immer nicht sehr konsequent erzählt und driftete teils in vielen Nebensächlichkeiten ab, war aber durch seinen 60er Jahre Retro-Charme und seiner doch ganz gut pointierten Crime-Geschichte einen Blick wert. Doch kann die zweite Staffel sich nun noch einmal ordentlich steigern und sich mehr auf Manson konzentrieren? Nun, eher wenig. Seit dem 15.03.2018 ist dank KSM GmbH die zweite Staffel von Aquarius auf DVD/BD im Handel erhältlich. Wir haben einen Blick riskiert.
Story
Der charismatische Sektenführer Charles Manson (Gethin Anthony), der eisern an seiner Karriere als Musiker feilt, prophezeit ein „Helter Skelter“, einen apokalyptischen Krieg, befeuert von den Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen. Gleichzeitig erhält Sam Hodiak (David Duchovny), der weiterhin nach der verschwundenen Emma (Emma Dumont) forscht, rätselhafte Briefe mit Fotos von vermissten oder ermordeten jungen Frauen. Und während Manson und seine Hippie-Gefolgschaft auf den bestialischen Mord an der Schauspielerin Sharon Tate und ihren Freunden hinsteuern, kommt es zur Ermordung von Martin Luther King und über Los Angeles bricht eine Welle der Gewalt herein.
Kritik
Insgesamt 13 neue Folgen von Aquarius warten auf Fans, die nun endlich mehr über Manson, den Kult und wohl vor allem auch die Jagd sehen möchte. Doch Serienschöpfer John McNamara und Produzent und Hauptdarsteller David Duchovny haben andere Pläne: Die Rassenkonflikte stehen in der zweiten Staffel klar im Fokus. Das führt gleich zu mehreren Herausforderungen für die Figuren. Während Detective Sam Hodiak und sein Kollege Brian Shafe (Grey Damon) immer wieder in L.A. mit der aktuellen Gesellschaftskritik konfrontiert werden – Unruhen, Gewalttaten etc. – muss sich besonders Shafe immer größeren Beziehungsproblemen stellen. Zusammen mit Drogen, entsteht dann ein großes Wirrwarr an Haupterzählungen und Nebenplots, die immer wieder eine gewisse Faszination aus der Serie rausnehmen. Die Intention ist dabei gar keine verkehrte: So will uns Aquarius ein geschichtliches Zeitbild einer Epoche liefern, in der es ein Sektenführer wie Manson sogar noch deutlich leichter hatte als vielleicht in den 70er oder 80er Jahren. Doch Vietnam-Krieg, Korruption, Homosexualität, Rassenkonflikte oder gar Feminismus, sind einfach viel zu viel um dies stringent in einer Staffel zu behandeln. So entsteht ein großes Ungleichgewicht in der Erzählung und den Charakteren, welches schwer zum Finale hin aufzufangen ist.
Dies macht sich besonders bei Manson deutlich – wo es Gethin Anthony immer schwerer hat eine gute Struktur für seine Figur zu finden – der nur noch durch seine Verrücktheit glänzt, aber weniger über ein ausgereiftes und gut erzähltes Profil. Wie es dazu kommen konnte gerät ein wenig in den Hintergrund und wird nur noch von scheinbaren Highlights begleitet. Wo die erste Staffel zäh in ihrer Erzählstruktur war, ist die zweite Staffel zu hastig unterwegs. Zumindest David Duchovny spielt aber weiterhin routiniert und engagiert Sam Hodiak. Größter Höhepunkt der Staffel ist indes wohl das packende aufeinandertreffen beider Figuren. Von solch imposanten, scharfen wie optisch ansprechenden Szenen hätte es deutlich mehr gebraucht. Das Staffelfinale fällt entsprechend offen aus, jedoch auch so, dass Fans der Serie nicht trauern müssen, dass sie bereits nach der zweiten Staffel abgesetzt wurde. Zwar hätte man sich noch einmal deutlich mehr gewünscht, am Ende bleibt aber auch nicht das Gefühl zurück, etwas verpasst zu haben.
Fazit
Die zweite Staffel von Aquarius will noch mehr als bereits die erste: Hier werden viele politische Themen angesprochen und angeschnitten, sodass die Figuren dem historischen Kontext deutlich unterworfen werden, ohne sich selbst entsprechend platzieren zu können. Fans bekommen dennoch einen halbwegs guten Serienabschluss, der besonders optisch wieder einmalig geworden ist. Es wäre aber gerade wegen David Duchovny und der Geschichte von Charles Manson deutlich mehr drin gewesen. Schade.