Kritik
Mit Hannibal hat Showrunner Bryan Fuller vor ein paar Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass man berühmte Filme mit Hilfe einer eigenen Vision und einer Extraportion Kreativität gelungen fürs Fernsehen adaptieren und sowohl Neulinge wie auch Fans der Vorlage gerecht werden kann. Als bekannt wurde, dass Fuller auch am langen Hebel der TV-Adaption von Neil Gaimans Roman American Gods sitzt, war der positive Aufschrei daher zurecht groß. Denn obwohl sich Gaimans Roman durch eine starke Episodenstruktur für eine TV-Adaption durchaus anbot, war es gerade das sperrige und eigenartige Narrativ, das viele Autoren vor Probleme stellte. Fulller, mit seinem Hannibal-Hintergrund, schien jedoch genau der richtige Mann zu sein, sowohl der narrativen Eigenart des Buches als auch dessen Geist wirklich gerecht zu werden. Und am Ende der ersten Season kann man selbstbewusst behaupten: die Symbiose aus Gaiman und Fuller geht auf und präsentiert uns eine gelungene, eigene Version der Vorlage, die den Geist jener aus jeder Pore atmet. Nur das narrative Handling der ersten 8 Episoden fällt ab und an etwas ab. Seit dem 27.07.2017 ist nun American Gods - Staffel 1 auf DVD/BD im Handel erhätlich. Wir haben einen Blick riskiert.
Doch nicht nur die Inszenierung stimmt hier zum Großteil und entführt in eine ganz eigene, fantastische Welt, auch der Look überzeugt. Ab und an mag der ein oder andere Greenscreen negativ auffallen, sonst durften sich Set- und Kostümdesigner hier in bester Manier austoben. Herausgekommen ist ein visuelles Kunstwerk, das mit seiner Detailverliebtheit mehr als einmal beeindrucken darf. Ebenso wie die Darsteller: (Der Spion und sein Bruder) hat einen Heidenspaß seine zwielichtige Figur Mr. Wednesday zu verkörpern, während sonst vor allem Pablo Schreiber (Weeds) als Mad Sweeney, Gillian Anderson (Akte X) als Media und Ricky Whittle (The 100) als Shadow Moon in ihre Rollen überzeugen dürfen. Gerade Whittle verleiht seinem Shadow eine emotionale Ebene, die das Buch bei ihm vergaß, was dazu führt, dass man Whittles Figur sogar als Weiterentwicklung zum Buch bezeichnen kann. Der Rest des Ensembles ergibt sich dem exzentrischen Over-Acting in solch ausschweifender Manier, dass es teilweise einfach nur Spaß macht den Darstellern bei ihren Schauspiel-Eskapaden zuzuschauen.
Fazit
Bryan Fullers Adaption von Neil Gaimans Roman "American Gods" kann insgesamt als gelungen gewertet werden. Gerade in puncto Inszenierung und Look gelingt den Machern eine Ausnahmeserie, die es, trotz der eigenartigen Vorlage, immer schafft den Geist des Originals zu wahren. "American Gods" wird so primär zu einem audiovisuellen Erlebnis, über das man weniger nachdenken, sondern das man erleben soll. Über das teils etwas holprige, unfokussierte Narrativ kann das aber leider nicht immer hinwegtäuschen, was zu einer leichten Trübung des Gesamtbildes führt. Dass "American Gods" nach wie vor das Zeug hat in zukünftigen Staffeln etwas ganz Besonderes zu werden, steht, allein schon wegen des grandiosen Casts, aber außer Frage.
P.S: Weitere Worte zu American Gods gibt's noch in meiner Videokritik.