Der Oktober begann mit der Krönung von The Woman King. Trotz positiver Presse, einer interessanten Besetzung (u. a. Viola Davis) und großen Bildern fand der Film keinen allzu großen Anklang beim hiesigen Publikum. Da half auch unsere Besprechung nicht weiter, die der Queen 7,5 Punkte und folgendes Fazit attestierte:
Dass Gina Prince-Bythewoods historisch inspiriertes Action-Abenteuer so begeistert, liegt nicht zuletzt daran, dass Geschichten wie die der im 19. Jahrhundert für das Königreich Dahomey kämpfenden Agojie eine Armee wortwörtlich epischer Identifikationsfiguren liefert. Ebenso grandios wie die Kampfchoreografien sind die Darstellerinnen, vor allem Viola Davis’ nuancierte Verkörperung von Trauma und Härte. Enttäuschend ist hingegen die Mutlosigkeit der sich mit Romantik unnötig aufhaltenden Handlung, die jede ethische Ambivalenz vermeidet und symbolträchtiges Wunschdenken über Wahrhaftigkeit stellt.
Während The Woman King kaum für Resonanz sorgte, war das beim Abschluss der Legacy Sequels von Halloween ganz anders. Wohl kein anderer großer Genre-Film des Jahres sorgte für o viel Gesprächsstoff, hauptsächlich, weil die meisten mit dem Ende der Trilogie absolut nicht zufrieden waren. Wir gehören aber zu dem kleinen Prozentsatz, die Halloween Ends wirklich mögen. Ja, der Film ist diskutabel, anders und hat seine klaren Fehler, aber wir sahen trotzdem etwas Besonderes in ihm und gaben 7 Punkte. Hier folgt das Fazit:
Wenn „Halloween“ (2018) ein Tribute-Konzert war, dann lässt sich "Halloween Kills" als Heavy Metal-Moshpit beschreiben. „Halloween Ends“ ist nun ein letztes Clubkonzert ohne Verstärker. Der Abschluss hat etwas Intimes. Im Grunde spielen hier nur vier Figuren eine wichtige Rolle und die Morde sind weniger ausladend und sadistisch. Jeder Teil der Legacy Sequels ist anders und „Ends“ ist so starrsinnig und gleichsam unverkrampft darin, seine Geschichte abzuschließen, dass es etwas fast schon zärtliches hat. Das bedeutet aber auch, dass sich die Macher hier so breitärschig zwischen Erfüllung und Unterwanderung der Erwartungen stellen, dass ihnen die Unzufriedenheit vieler Zuschauer so gut wie sicher ist. Dafür: Respekt.
So zufrieden mit dem Ende von Michael Myers waren wir mit der Kino-Etablierung von Black Adam leider nicht. Der Comic-Blockbuster mit Dwayne Johnson bot zwar einen heftigen Cameo, ansonsten war der Film von Regisseur Jaume Collet-Serra aber alles andere als wirklich einzigartig. Für ein Malen-nach-Zahlen der öden Sorte. Mehr erfahrt ihr in unserer Kritik. Als Vorgeschmack das Fazit und die Information, dass der schwarze Adam von uns einen schwarzen Peter bekam, in Form einer 4-Punkte-Wertung:
"Black Adam" ist weder eine Zäsur, noch ein Prunkstück im Katalog der DC-Filme von Warner. Es ist nur ein Superhelden-Blockbuster der gebräuchlichen Sorte. Ein Film der vorgibt markant und anders zu sein, aber dann doch viel zu blass, brav und bieder bleibt.
Nach so viel Tamtam machen wir mal Platz für einen Film der Marke Festivalliebling und Preisträger. Gemeint ist Triangle of Sadness von Ruben Östlund, der im Oktober auch die deutschen Kinos erreichte. Eine Satire mit High Society, Kotze und Schiffbruch, die durchaus spaltete, uns aber zusagte. Deutlich zu erkennen an den vergebenen 7 Punkten und diesem Fazit:
Nicht alle Witze in "Triangle of Sadness" sitzen, viele Szenen strapaziert Ruben Östlund über, und auch mit seiner Satire setzt er sich in ein längst und besser aufbereitetes Nest. Doch in jenen Szenen, die gelingen, beweist sich der Schwede als gewitzter und frischer als viele seiner Kolleg*innen. Denn selbst im Scheitern an der eigenen Dreiaktstruktur blitzt in "Triangle of Sadness" wiederholt das Antlitz einer großen Komödie durch.
Wem das zu arthousig ist, bekam im Oktober exklusiv auf Disney+ mit xxxxx einen besonders MCU-Schmankerl, welches weder aussah noch sich so anfühlte, wie typische Marvel-Ware von Walt Disney. Die Hommage an den Horror des britischen Hammer Studios war uns 7 Punkte und dieses Fazit wert:
Ein schönes, eigenständiges und für die Marvel Studios auch hochgradig ungewöhnliches Projekt, welches sich mehr als Verbeugung vor Gruselklassikern versteht, statt als x-te Expansion des MCU. Gerne mehr davon ... wobei, der Wunsch könnte auch nach hinten losgehen. Dennoch: Schönes Ding.
Bevor wir zum Ende noch einen großen, deutschen Film auspacken, hier noch rasch Filme, die durchaus interessant sind, aber aus Faulheit hier nur in aller Kürze abgehakt werden: Krimispaß mit doppeltem Boden gab es mit See How They Run. Bissige Satire über die Generation Z bot Bodies Bodies Bodies. Mit Bros erschien die erste schwule Mainstream RomCom. Rimini zeigte uns einen Schlagerstar am Abgrund. Bei Netflix klingelte Mr. Harrigan’s Phone und niemand nahm ab. Auch für die Old People des Streamingdienstes interessierte sich keiner so wirklich. The Good Nurse war wirklich auch ein guter Film. Der sehenswerte Im Westen Nichts Neues verschwand aus den Kinos und erschien auf Netflix und genau dort eröffnete auch The School for Good and Evil.
Bleibt uns noch Rheingold übrig, der neue Film von Fatih Akin über das Leben des Gangster-Rappers Xatar, hier gespielt von Emilio Sakraya. In den Kinos erwies sich der Film als voller Erfolg, auch wenn nicht geklärt wurde, wo das ominöse Gold vom Raubüberfall hin ist. Vielleicht lockte ja gerade diese Frage die Leute ins Kino, denn der Film an sich war unserer Meinung nach nicht so wahnsinnig gut. Als schlecht würden wir ihn auch nicht bezeichnen, aber mehr als 5 Punkte waren einfach nicht drin. Fazitzeit:
"Rheingold" schenkt einem beeindruckenden Leben ein Denkmal und versteht es kompetent inszenierte Szenen hervorzubringen, die sich leider aufgrund der erzählerischen Zerfahrenheit des Werkes nicht recht zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammenbringen lassen.