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von Sebastian Groß

Der November ist nicht gerade als Monat der guten Laune bekannt. Zwar sorgten die kurzzeitigen Kinostarts der Netflix-Highlights Glass Onion: A Knives Out Mystery und Guillermo del Toros Pinocchio durchaus für Freude, aber zu Beginn des elften Monats des Jahres stand ganz groß Abschied auf der Tagesordnung, denn Black Panther: Wakanda Forever startete in den Lichtspielhäusern. Nach dem tragischen Krebstod von Darsteller musste das Sequel eine große Bürde tragen. Es musste sich vom ersten Black Panther verabschieden und gleichsam eine eigene Geschichte erzählen. Das funktioniert leider nicht wirklich. Mehr dazu in unserer 4 Punkte-Kritik, hier schon mal das Fazit:

Das Sequel nimmt respektvoll Abschied vom ersten Black Panther, doch es raubt ihm dadurch gleichsam viel Energie. "Black Panther: Wakanda Forever" ist ein gelungenes Lebewohl, aber leider kein durchweg gelungener Film.

Wer keine Lust auf Tränen hatte, der oder die konnte sich ja Amsterdam von David O. Russell ansehen. Der Film floppte in den USA fulminant und auch hierzulande lockte er nicht wirklich viele vor die große Leinwand. Warum? Nun, am Cast kann es nicht gelegen haben, bestand der doch aus (Luft holen)  und sowie , und in den Hauptrollen. Der Grund, warum Amsterdam ein Misserfolg war, liegt – unserer Meinung nach – an folgendem: Er ist nicht gut! Wir vergaben noch gnädige 4 Punkte. Hier unser Fazit:

Mit „Amsterdam“ hat David O. Russell nun endgültig den Nagel in die Wand geschlagen, an dem er sein Schild mit der Inschrift „Most overrated Hollywood director“ aufhängen kann. Zwar wohnt Amsterdam das Potential für ein spannendes Verwirrspiel inne, doch ein Thriller, bei dem jeder Schritt in Richtung Auflösung noch mehr Geduld und Nachsicht einfordert und dessen Ende mit ausbleibender Genugtuung frustriert, lässt einen lediglich gähnend und mit aufgebrachter Mine im Kinosessel zurück. Eine plumpe Farce mit wenig Essenz.  

Mehr überzeugen konnte uns dann die Rückkehr von Regisseur David Cronenberg zum Body-Horror. Sein Crimes of the Future ging – wie viele andere tolle Filme – dieses Jahr relativ unter, aber jetzt können wir die Chance noch einmal nutze, um zu sagen: Guckt den Film, der ist wirklich gut. Und hey, die Besetzung mit und ist auch nicht uninteressant. Insgesamt reichte es bei uns für stattliche 8,5 Punkte und dieses Fazit:

Die Fragilität körperlicher Autonomie ist das pulsierende Herz David Cronenbergs ebenso progressiver wie provokanter Schaueroper voll barocker Blutrünstigkeit und exaltierte Erotik. Mittels makaberer Metaphorik verweist die kondensierte Story auf die unscharfe Grenze zwischen Normalität und Normierung. Der Subtext des jeden Sensationalismus vermeidenden Science-Fiction-Thrillers steht in Kontrast zu einer reaktionären Kultur- und Körperpolitik. Deren Zwänge erscheinen auf der Leinwand in warnender Symbolen als Folter-Mobiliar und Organpolizei, die selbst das Innerste registriert und korrigiert.

Ebenfalls unter dem Radar, wobei wir nie davon ausgegangen sind, dass der Film ein großes Publikum anlockte, blieb The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte. Die von  Roland Emmerich mitproduzierte Fantasy-Oper-Abenteuergeschichte wurde von uns mit mickrigen 2,5 Punkten und einem Wort als Fazit abgestraft:

Cringeflöte

Wesentlich besser mundete uns da The Menu mit und . Zwar sind 6 Punkte noch keine drei Michelin-Sterne, aber dennoch lohnt sich ein Blick auf diese Satire weitaus mehr, als auf die magische Flöte. Hier das Fazit zu The Menu.

Die besten Zutaten und teuersten Gerätschaften garantieren noch lange kein perfektes Resultat. Was Mark Mylod in seiner kühl komponierten Mischung aus pechschwarzem Psychothriller und Foodie Farce praktisch aufzeigt, gilt auch für das konsumkritische Kammerspiel. Dessen isolierter Schauplatz wird zur buchstäblichen Schauküche einer Sozialsatire, die Statusinszenierung und materialistische Machtspielchen ebenso plakativ wie reduktiv vorführt. Morbide Ästhetik und geschliffenes Schauspiel maskieren die Ignoranz der gesellschaftspolitischen Phrasen. Es bleibt ein unangenehmer Nachgeschmack schaler Stereotypen, antiintellektueller Ressentiments und latenten Rassismus.

Zeit für Netflix. Der Streamingdienst veröffentlichte am 4. November mit Enola Holmes 2 die Fortsetzung zu einem ihrer erfolgreichsten Filme von 2020. Vor und hinter der Kamera hat sich nicht viel geändert. Regie führte wieder , der Cast bestand erneut aus sowie und so verwundert es auch nicht wirklich, dass die Fortsetzung nur dezent besser ist, als der Vorgänger. Das reicht aber immerhin noch für 6 ganz gute Punkte. Es folgt unser Fazit:

"Enola Holmes 2" vertraut auf den Weg, den der erste Teil eingeschlagen hat und genau wie damals liegt es vor allem an Millie Bobby Brown, dass der Film durchaus freudvoll geraten ist. Dazu wurden einige kleinere Verbesserungen vorgenommen, die dazu führen, dass das Sequel dezent besser ist, als sein Vorgänger.

Zwei Empfehlungen wollen wir euch noch mit auf den Weg geben. Zum einen den Netflix-Film von Oscar-Gewinner , dem Macher von Birdman oder The Revenant. Sein Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten kam im November in unsere Kinos, wird am 16. Dezember aber exklusiv auf Netflix zu sehen sein. Nutzt diese Chance! Uns war der Film 8,5 Punkte und dieses Fazit wert:

Iñárritu hat mit „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ seinem Heimatland und sich selbst eine Kathedrale aus Bildern gebaut, dessen visueller Sog den Zuschauenden mit gewaltiger Macht in die Erkenntnisse und Widersprüche eines Egozentrikers reißt. Das Ergebnis dieses Kraftaktes verführt abzustoßen, wem sich die tragische Schönheit dieses Malstroms an Eindrücken aber erschließt, der wird mit einer transzendentalen Ekstase belohnt.

Nicht 8,5, aber noch gute 7 Punkte bekam Bones and All von uns, der neue Kinofilm von , der hier nach Call Me by Your Name erneut mit Timothée Chalamet drehte. Es geht um das Erwachsenwerden, die erste große Liebe, Freiheit und Kannibalismus. So wie sich das gehört. Fazit gefällig? Okay, hier:

Luca Guadagninos viszeraler Mix aus Road-Trip, Menschenfresser-Horror und zarter Teenieromanze erzählt mit seiner Prämisse wenig Unbekanntes, schenkt allen verliebten Außenseitern dieser Welt dennoch ein ehrliches Herz, bei dem man nicht anders kann, als seine Zähne in es hineinzuwetzen. 

Was noch übrig wäre: Zeiten des Umbruchs-> Gelungene Familienchronik. Mad Heidi –> Splatter statt Schoki aus der Schweiz. Shattered - Gefährliche Affäre -> Tech-Millionär gerät an Femme Fatale. Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song –> Ein Meister im Fokus. Einfach mal was Schönes -> Torschlusspanik. Die Schwimmerinnen -> Vom Kriegsgebiet zur Goldmedaille zu Netflix. Meinen Hass bekommt ihr nicht - > Wollten wir auch gar nicht haben. Mrs. Harris und ein Kleid von Dior - > Der längste Werbefilm des Jahres.  The Devil's Light -> Exorzismus-Schlotze. Hui Buh und das Hexenschloss -> Ja, es gab ein Sequel.  Und zum großen Finale hätten wir noch den bislang letzten Animationsfilm von Walt Disney:  Strange World. Der erhielt bei uns nur 5,5 Punkte und dieses Fazit:

Verkehrte Welt im Hause Disney.  "Strange World" will kindegerecht den Klimawandel erklären und  macht dabei wenig richtig. Immerhin recht hübsch anzusehen.


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