{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: Oktober, 2021

Der hitzige, spannende und skandalöse Schlagabtausch zwischen Prof. Pohl und der Studentin Naima zu Beginn lässt eigentlich auf eine vielversprechende Komödie gepaart mit gesellschaftlicher Kritik hoffen. Doch anstatt wichtige, aktuelle Themen wie strukturellen Rassismus, Integration und das Bleiberecht zu vertiefen, flüchtet sich "Contra" in eine langweilige Liebesgeschichte mit zu viel Wohlfühlatmosphäre und einem Hauch von Debattenkultur zwischendurch.

Durch die Flucht nach hinten und einem käsigen Drehbuch zeigen sich auch hier wieder die deutschen Filmklischees: Teilweise angespannte Dialoge mit nervigen Schnitt-Gegenschnitten (z.B. zwischen Naima und Mo), eine vorhersehbare Handlung und eine nervige, akustische Untermalung nach jeder zweiten Szene. Als müsste man den Zuschauer:innen unterstellen, dass sie sich langweilen oder ungeduldig werden, wenn Szenen ruhig und ohne Musik ineinander übergehen. Mehr Stille hätten der Mimik und Gestik der Darsteller:innen mehr Raum gegeben und würde die dramatische Lage der Familie zeigen, die kurz davor ist, aus Deutschland rausgeworfen zu werden. Dennoch zeigt Nilam Farooq als Naima eine starke Leistung und trägt den Film hauptsächlich mit einer guten Präsenz und der nötigen emotionalen Tiefe, wenn sie von Pohl verbal angegriffen wird und die Probleme innerhalb der Familie gezeigt werden.

Im Nachhinein ist es ein Skandal, dass die rassistischen Äußerungen von Professor Pohl unter dem Teppich gekehrt werden, indem er vom Rektor dazu gedrängt wird, Naima auf einen Debattierwettbewerb vorzubereiten, damit er hinterher vorm Ausschuss brillieren kann. Es wird nicht hinterfragt, woher Pohls diskriminierenden Äußerungen kommen. Dass er eine Tochter hat, ist somit nichts weiteres als ein dreister Versuch des Drehbuchs, mit ihm zu sympathisieren. Insgesamt fehlt dem Professor der emotionale Background und gelegentlich schimmert der Stromberg-Charakter in Christoph Maria Herbst durch, was seine seriöse Darbietung untergräbt.

Das zentrale Element des Films - das Debattieren - wird zwar gut eingeführt, bewegt sich aber dennoch an der Oberfläche. Naimas stetige Verbesserungen hinsichtlich ihres Auftretens und Redegewandtheit werden gut dargestellt, aber einen wirklichen Schlagabtausch gibt es nicht. Die Debatten fühlen sich eher wie halbe Wrestlingkämpfe an, wenn ihre Gegner alle Moves bereits ausgeführt haben und für Naima es nun Zeit ist sich verbal zurückzukämpfen und den Sieg einzufahren. Dies kombiniert mit einem "Rise to the top"-Zeitraffer durch die halbe Republik wirkt fast schon belanglos. Das Ende ist ernüchternd und lässt tief blicken: Dass man es nur schaffen kann, wenn man sich die zutiefst verletzenden Beleidigungen gefallen lässt und alles mitmacht, solange man dem Ziel einen Schritt näher kommt.

"Contra" wagt sich leider viel zu wenig, indem es gesellschaftliche Themen nur anreißt und die guten, schauspielerischen Leistungen können das generische Drehbuch nicht abfedern.

Wird geladen...