Die Apokalypse als Gewissheit. Lars von Trier beginnt mit Zeitlupenaufnahmen eines hereinbrechenden Unglücks und bereitet so alles für seinen ganz persönlichen Weltuntergang vor. Dafür bedient er sich einer relativ eindeutigen Zweiteilung. Der erste Akt gleicht zunächst einer sozialen Versuchsanordnung und versammelt dazu allerhand Figuren zu einer opulenten Hochzeit in einem märchenhaften Schloss. Schon dort lauert die Gefahr als Stern am Himmel. Justine, von Kirsten Dunst nuanciert verkörpert, scheint zunächst überglücklich, doch ihre Schwester Claire (nicht minder präzise: Charlotte Gainsbourg) ahnt bereits, dass die Freude der Braut nicht von Dauer ist. Nach und nach gleitet die Feierlichkeit allen Beteiligten aus der Hand und immer wieder kommt es zu bitterbösen Momenten, die an Vinterbergs Meisterstück Das Fest erinnern. All das gipfelt in Justines wiederkehrender Depression, die den deutlich ruhigeren zweiten Akt wie ein schwarzes Loch zu dominieren scheint. Spätestens dort weicht der gallige Humor einem Zustand lähmenden Unwohlseins. Freilich ist Melancholia auch schon zu Beginn keine lebensbejahende Wohlfühlkomödie, verglichen mit von Triers Vorgänger Antichrist jedoch durchaus ein „schöner“ Film. Wo dort noch Chaos herrschte, findet hier alles seine Ordnung. Während Antichrist direkt aus dem Schmerz und der Depression seines Machers geformt wurde und der Film diese Emotionen in jeder Einstellung zum Ausdruck brachte, gleicht Melancholia einer distanzierteren Therapie. Nichtsdestotrotz gipfelt auch dieser immer wieder in niederschmetternden Momenten, die dank der elektrisierenden Atmosphäre eindringlich mit dem Zuschauer resonieren. Denn letztlich führt auch in Melancholia alles nur zu endgültigen Schlusspunkten. Davor gilt es jedoch ein letztes Mal in der Schönheit des Moments zu verweilen, bevor alles vorbei ist.