Moviebreaks Filmnacht Nr. 21 – Thema: „Moritz Bleibtreu“
„Lola rennt“ gesehen – ADHS bekommen. Bei seiner Erscheinung Ende der 90er war Tom Tykwers Film wohl eine Art Antithese gegenüber dem biederen und angestaubten deutschen Kino, welches den einzigen Horizont unzähliger Kinogänger darstellt. Sein Ansatz dagegen ist rasant, ungebremst und roh…sicher nicht perfekt, aber in seinem Ideenreichtum und seiner Spritzigkeit dennoch ansprechend. Knapp 20 Jahre später muss man jedoch sagen, dass „Lola rennt“ die Zeit nicht überdauern wird. Tykwers Film ist ein Produkt seiner Entstehungsperiode und der damaligen Umstände, und wirkt schon allein deshalb im Jahre 2016 arg aus der Zeit gefallen. Ganz ähnlich wie Sebastian Schippers letztjähriges Oneshot-Wunder „Victoria“ ist auch „Lola rennt“ in erster Linie seinem Konzept verpflichtet. Ein vordergründig formales Konzept, das auf den ersten Blick natürlich geschmeidig, dynamisch und ästhetisch ansprechend erscheint, jedoch in sich zusammenfällt, je mehr Gedanken man sich als Zuschauer darübermacht. Denn dem Geschwindigkeitsrausch von Lola fehlt es an Weitsicht und vor allem Konsequenz. Das Schleifenprinzip und damit die absolute Bestätigung einer rein egozentrischen Weltsicht (die darüber hinaus auch ihre Beziehung zu Manni in Frage stellt) funktioniert zwar filmintern wunderbar als explosiver Antrieb, bleibt in einem größeren Kontext jedoch mehr als fraglich. Frei von Reizen ist der Film dennoch sicherlich nicht, dafür sorgen allein schon ein junger Moritz Bleibtreu und Franka Potente, sowie einige gelungene Ideen.