Lange verweilt die Geschichte von Galveston im erzählerischen Niemandsland. Weder für die Figuren noch für die Erzählung geht es vorwärts oder zurück, in angespannter Abwehrhaltung nimmt der Film seinen Lauf. Regisseurin Mélanie Laurent verbindet die rohe Körperlichkeit Ben Fosters mit der jugendlichen Kraft Elle Fannings. Zwei gebrochene Figuren, die entgegen der Bemühungen des Films nie zu einer Einheit werden. Während Fosters Auftragskiller sich über 90 Minuten wieder und wieder gegen den Tod aufbäumt und bereits mit einem Bein im Grab steht, lasten auf Fannings jungem Call-Girl die seelischen Traumata einer harten Kindheit. Galveston gibt seinen Figuren und deren Annäherung Zeit, verpasst es aber deren behauptete Dynamik fühl- und greifbar zu machen. Der Film selbst tut es ihnen gleich, denn auch die ruhige Intimität Laurents findet nie wirklich zur Neo-noirschen Grimmigkeit Nic Pizzolattos. Der Versuch die klischeehaften Strukturen und stereotypen Figuren aufzubrechen gestaltet sich gegen Ende zunächst interessant, verliert durch einen unnötigen Ausblick jedoch an Dringlichkeit. Ein Film mit ungenutztem Potential, mit interessanten Ideen, aber ohne konsequenter Umsetzung. Zum Teil auch Stückwerk, vereinzelt mitreißend, größtenteils jedoch egal.