Mancherorts scheint die Zeit stillzustehen. So auch in einem kleinen, italienischen Gebirgsort, der zwar nach und nach von Zivilisation und Moderne heimgesucht wird, aber gerade im Inneren seiner Bewohner noch von mittelalterlichen Verhältnissen geprägt ist. Lucio Fulci nutzt dieses Setting als kriminalpsychologische Spielwiese, auf der er gnadenlos die fehlgeleitete Rückständigkeit solcher Weltbilder anprangert. Voodoo-Kult und Hexenwerk treffen auf Katholizismus und vorgetäuschte Frömmigkeit, ein fruchtbarer Boden für Verbrechen und Selbstjustiz. Im Vergleich zu Fulcis späteren, oftmals sehr brachialen Werken, ist Don’t Torture a Duckling ein erstaunlich ernsthafter und vielschichtiger Film. Auch wenn die oberflächliche Kriminalhandlung nicht ohne beklemmende und erschreckende Bilder auskommt, ist das Werk dennoch weit entfernt vom expliziten Blutrausch vieler seiner anderen Filme. Stattdessen zeichnet sich der lose mit den Gesetzten des Giallos spielende Film durch seinen Subtext aus, in dem in erster Linie Konservatismus verhandelt wird, damit verbunden aber auch Pädophilie, Drogen und Sexualität eine Rolle spielen. Natürlich besticht auch dieser Genrehybrid erneut durch Fulcis grandioses Gespür für suggestive Bildkompositionen und so gelingen einige einnehmende Bilder, die sich förmlich beim Zuschauer einbrennen. Ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Lucio Fulci nicht nur ein grandioser Stilist, sondern eben auch ein vielseitiger Filmemacher war.