Der Beweis dafür, dass die deutsche Komödienlandschaft nicht zwangsläufig das humoristische bzw. inszenatorische Äquivalent zu Pommesbudengesprächen (nichts gegen Pommesbuden) und Heinekenwerbespots sein muss, sondern auch den messerscharfen Satireellenbogen ausfahren kann. Das Setting ist so einfach wie erfrischend, zwei profitlechzende Kapitalismusaasgeier residieren in einem Hotel und nutzen die Vorzüge des Zimmerpersonals, während außerhalb der von Smog verätzten Fenster die Großstadt in Chaos versinkt, was unsere beiden Businesshyänen natürlich immer mit qualifizierten Feststellungen zu kommentieren wissen. Regisseur Johannes Naber bietet den beiden Protagonisten nahezu die vollen 90 Minuten als Projektionsfläche für ihre abstrusen Welt- und Wertevorstellungen, er gibt ihnen die Zeit sich aus- und anzukotzen oder die Reklamationen ihrer Kollegin Bianca herunter zu putzen. Verblendet von ihrer eigenen Souveränität und ihrem Maximierungswahn stapfen unsere realitätsignoriernden Elstern durch die reduzierte Szenerie, ohne dabei zu merken, dass sie an ihrem eigenen System, ihrer Hinterfotzigkeit, Intrigen und Hypokrisie zugrunde gehen. Auch wenn Zeit der Kannibalen immer wieder ganz bewusst mit dem Mitteln der Überzeichnung spielt und diese präzise einzusetzen weiß, verschont es seine Charaktere davor, bloße Karikaturen zu sein, sondern schafft es ihnen einen charakterlichen Anstrich zu verpassen. Zynismus, Verachtung, Spott und Scharfzüngigkeit gehen in dieser entlarvenden und unsäglich bissigen Komödie Hand in Hand, ein Filmeabend abseits des seichten Breies ist garantiert. Prädikat "besonders perfide".