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Tomofan

Kritik von Tomofan

Gesehen: April, 2018

Der Gedanke, dass Jacob's Ladder doch nur eine Ausgeburt einer obskuren Affäre von Surrealprimus David Lynch ist, hat sich zwar über die Jahre hinweg in meinen Gehirnwindungen verfestigt, aber jetzt, nach der Erstsichtung, kann ich teilweise sagen -au contraire- zumindest im ersten Drittel ist Adrian Lynes Film überraschend stringent. 

In Jacob's Ladder scheint der Vietnamkrieg zwar den Geschichtsbüchern anzugehören, die moralische Niederlage liegt jedoch weiterhin wie ein kalter Schleier über dem dreckigen, versifften Bastard New York. Nicht nur in den verbrannten Autos und den einstürzenden Häuser spiegelt sich der gesellschaftliche Riss wider, auch die verruchten Gestalten, die in den verlassenen, verseuchten U-Bahnstationen umherstreifen, sind nur noch der Bodensatz der überkochenden Brühe. Arme, gottverlassene Teufel, die um ihre eigene Existenz fürchten müssen. Als Einstieg in diese schmuddelige Metropole muss der Vietnamveteran und Postbote Jacob Singer herhalten, der sich im Laufe des Filmes immer mehr dem Wahnsinn hergibt, und damit für den Zuschauer die Verbindung zwischen Realität und Halluzination verkörpern darf. Jacob's Ladder spielt zwar mit allerhand übernatürlicher Elemente, setzt diese allerdings gegen Anfang äußerst dezent ein. Darüber hinaus unterliegen all die Deformationen, Kreaturen und vibrierenden Köpfe dem klaren, erkennbaren Rahmen von Jacobs Unterbewusstsein und dienen damit primär der Visualisierung seiner Psychose. 

Trotzdem baut Regisseur Adrian Lyne seine Handlung zu großen Teilen nonlinear auf, indem der immer wieder Fragmente aus Jacobs militärischen und familiären Vergangenheit in das Szenario hineinwirft, um den Ursprung der Wahngedanken seiner Hauptperson zu rekonstruieren. Somit kann Jacob's Ladder in zweierlei Hinsicht als Vergangenheitsbewältigung verstanden werden. Zum einen erweist sich Jacob's Ladder natürlich als Protestakt gegen die Ignoranz und Missachtung einer Gesellschaft, die sich von innen heraus kannibalisiert ("The Army was part of another life"). Zum anderen dokumentiert Adrian Lyne das individuelle und intime Ringen seines Protagonisten mit der eigenen Schuldzuweisung und folgt ihm dabei bis an die Schwelle der absoluten geistigen Auszehrung. 

Leider versucht Jacob's Ladder das Dilemma seines Protagonisten auf ein nahezu biblisches Ausmaß zu heben und scheitert daran ebenso, wie an dem überdramatisierten, theatralisch aufgeladenen Familienkonflikt, welchen Jacob Singer mithilfe fotografischer Unterstützung - "Scheiße Kevin, was machst du denn hier?" - wiederauferstehen lässt.

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