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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Grausame Visionen, die seinen Blick für die Realität trüben, quälen den New Yorker Postbeamten Jacob Singer. In der U-Bahn haben Fremde Hörner und Schwänze, eine Party scheint von Dämonen bevölkert, und aus dem Kühlschrank starrt ihm ein Tierkopf entgegen. Mit Hilfe seines Chiropraktikers Louis kommt dem unscheinbaren Vietnamheimkehrer der Verdacht, daß er im Krieg Opfer militärischer Drogenexperimente geworden ist. Oder ist doch etwas Übernatürliches hinter ihm her und zerstört langsam aber sicher seine Realität. Oder gibt es einen ganz anderen Grund? Immer mehr verwischen die Grenzen...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Creatures? New York is filled with creatures…“

Die Karriere des britischen Regisseurs Adrian Lyne muss aus kommerzieller Sicht ohne jeden Zweifel  als erfolgreich bezeichnet werden, qualitativ und inhaltlich bleibt sie jedoch mehr als streitbar. Kassenknüller wie Flashdance, 9 ½ Wochen, Eine verhängnisvolle Affäre oder Ein unmoralisches Angebot propagierten nicht nur durchgehend ein schrecklich eindimensionales Rollenverhältnis, sie erwiesen sich auch aus rein filmischer Sicht oftmals als auf Hochglanz polierte Hohlkörper ohne Substanz. Eine erfreuliche Ausnahme in jeglicher Hinsicht bildet da Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits, bei dem Lyne (ein einmaliger Ausrutscher) sich von einer komplett anderen Seite zeigt und sogar die Popkultur nachhaltig beeinflusste. So sollen u.a. die Silent Hill-Spiele sich von dem bizarren, Fiebertraum-gleichen Höllenritt des Vietnam-Veteranen Jacob (Tim Robbins, Arlington Road) inspiriert haben.

„I’m going to hell…they’ve comin‘ after me!“

Der ganz reale Albtraum Vietnam scheint hinter ihm zu liegen, doch die Nachwehen verwandeln den Big Apple in einen viel größeren, surrealen Vorhof zum Wahnsinn. Immer mehr entgleiten Jacob die Zügel, bald kann er kaum noch trennen, was Wahn oder Wirklichkeit ist. Wie in einem verwinkelten Labyrinth verläuft er sich immer tiefer im Kaninchenbau, sieht sich konfrontiert mit seinen Ängsten und ganz persönlichen Dämonen, personifiziert in abstrakten Schreckensgebilden. Deformiert, animalisch und diabolisch. Vietnam als nie verarbeiteter Schrecken im Nacken und Gehirnlappen scheint ihm den Verstand zu rauben. Oder ist dort irgendetwas geschehen, was noch tiefgreifender Folgen nach sich zieht als ein „einfaches“ Trauma? Ist er gar Versuchs-Objekt eines kranken Militärexperimentes geworden? Kann er seinen Sinnen, seinen Erinnerungen und seinem Verstand noch trauen, oder ist er längst verloren in einer Welt, aus der es kein Entrinnen mehr gibt?

Napalm verbrennt dich, Dämonen verfolgen dich. Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits erinnert zu Weilen stark an psychologisch doppelbödigen wie bizarren Body-Horror à la David Cronenberg (Videodrome) oder abgründige Albtraum-Fantasien eines David Lynch (Lost Highway), ohne dabei jedoch insgesamt deren höchste Klasse zu erreichen. Das lässt sich hauptsächlich an zwei Merkmalen festmachen: Zum einen ist und bleibt Adrian Lyne kein großer Regisseur. Er erledigt seinen Job handwerklich solide und versteht sich auf die ästhetische Präsentation, ein richtiges Gefühl für die Materie besitzt er allerdings nicht. Zum anderen ist der Film längst nicht so überraschend wie er gerne wäre, zumindest in einem wesentlichen Punkt. Dies ist jedoch gar nicht mal fatal, denn der Weg ist das eigentliche Ziel eines unbestreitbar wahnsinnig faszinierenden Films, der trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit clever genug ist nicht alles ganz eindeutig beantworten zu müssen. Genug Interpretations- und Diskussionsspielraum übrig lässt, dass er auch nach mehrfacher Sichtung immer noch verschiedene Detailfragen einräumt und gezielt einfordert.

In seinem surrealen Auftreten steckt neben philosophisch angehauchten, gar von biblischen Motiven geprägten Fragen über Leben und Tod ebenso viel subversiver Politthriller, paranoide Identitätssuche, engagiertes Anti-Kriegskino und furchteinflößender Horrorfilm, der etliche Klassiker jedes dieser Genre eindeutig zitiert und dadurch selbst beinah zum Klassiker wird. Mario Kassar & Andrew G. Vajna produzierten wenige Jahre zuvor bereits das oft zu wenig gewürdigte Meisterwerk Angel Heart und gefühlt sind sich diesen beiden Filme in vielen Punkten - wie besonders der erdrückenden, unangenehmen Stimmung – sehr nahe. Dessen Brillanz kann er nicht das Wasser reichen und generell fehlt ein kleines Stück Finesse um sich ganz oben festzusetzen, für eine mehr als glasklare Empfehlung reicht es aber bei nur haarspalterischen Kritikpunkten dicke.

„You know, you look like an angel.“

Fazit

Kaum auszudenken, was wahre Meister ihrer Zunft aus diesem Stoff gemacht hätten. Selbst Oberflächen-Putzteufel Adrian Lyne kann da nicht mehr allzu viel Schaden anrichten. Seine mit Abstand beste Regiearbeit ist ein clever und ambivalent sezierter, düsterer Seelenstriptease, der sowohl ganz intime wie gesellschaftlich und historisch relevante Themenkomplexe mit den Mitteln des Übernatürlichen auf den Tisch bringt. Eine Spur zu eindeutig, unabhängig davon wahnsinnig intensiv und stellenweise herrlich verstörend, mit einem fantastischen Tim Robbins an der Schwelle zum Wahnsinn. Stark.

Kritik: Jacko Kunze

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