Ich hasse diesen Film.
Ich gebe zu, alles was ich vorher über ihn gelesen und gehört habe, ließ mich schon vermuten, dass „American Sniper“ eher kein Film werden wird, der mich anspricht, aber Vermutungen sind nur Schall und Rauch. Nun ist es aber nicht so gekommen, dass mir der Film missfällt, sondern dass er regelrecht Wut in mir entfacht. Ich versuch jetzt einfach mal zu beschreiben, warum ich „America Sniper“ hasse.
Das Weltbild, welches „American Sniper“ propagiert und stolz wie ein goldenes Emblem vor sich her trägt, empfinde ich als verachtenswert und verlogen. Der tapfere Soldat, der in den Krieg zieht weil es halt einfach einer tun muss und selbst dann noch ans Credo „God. Country. Family“ (die Einhaltung der Reihenfolge ist immens wichtig) glaubt, wenn die Projektile um ihn herum einschlagen, Menschen verstümmeln oder sogar töten. Für „American Sniper“ sind Hintergründe nur Ballast, genau wie Wahrheiten und so wird aus dem Scharfschützen Chris Kyle - dessen Vita und Lebensende durchaus Reibungspunkte besitzt, die aus ihm einen Charakter machen, wenn für meinen Geschmack keinen sonderlich sympathischen - ein auf Hochglanz poliertes, populistisches Ideal von einem Soldaten.
Ich hasse „American Sniper“ für seinen Populismus, den der Film auch in meine Gedanken einpflanzte. Ich empfand nach dem Film nicht etwa, dass der Irakkrieg eine gute Sache ist, vielmehr zeigte sich ein anti-amerikanischer Populismus, den ich mittlerweile aber auch eher als verstörend, stupide und ermüdend empfinde. Amerikaner? Die sind alle dumm, glauben das Marokko eine Kaffeesorte bei Starbucks ist, halten sich für die Könige der Welt und frönen leidenschaftlich der Homophobie und dem Rassenhass. Nach Sichtung des Films will ich das denken, weil es so wunderbar einfach ist. Natürlich, diese Klischees werden immer wieder erfüllt und bestätigt, aber es gibt nun einmal mehr als diese Stereotype. Eastwoods Film hat es geschafft, dass ich genauso blindlinks und idiotisch alles und jeden über einen Kamm scheren wollte. Amis sind doof. Genau wie Araber entweder Opfer oder bestialische Killer sind. Es gibt keine Zwischenräume mehr. Wer braucht Zwischenräume wenn er Helden hat? Das hat sich vielleicht auch Regisseur Clint Eastwood gedacht und romantisiert das Sterben sowie den Krieg zur Pathos-Show. Ich weiß, technisch ist „American Sniper“ sauber gemachtes Kino, inhaltlich aber ist er verkrampfte Propaganda. „Arab Süß.“ Ein ernst gemeinter Waffen- und Kriegsporno, der mich glauben lassen will, dass Krieg okay ist, solange man die richtigen Leute dafür hat.
Clint Eastwood will mir erzählen was die guten Seiten eines Krieges sind und bleibt dabei voller Stolz und Überzeugung einseitig und fanatisch. Entschuldigung, aber da verlasse ich meinen Platz. Soll Eastwood weiter mit dem leeren Stuhl sprechen. Damit hat er ja schon Erfahrung.