Moviebreaks Filmnacht - Thema: Cannes-Sieger
Per Hubschrauber wird eine Statue eines Heiligen über ein Sozialbauviertel der Stadt geflogen. Ein zweiter Hubschrauber folgt - ohne Statue, dafür mit unserem Protagonisten an Bord. Er und die anderen erfreuen sich der Blicke, die sie auf die leichtbekleideten Frauen auf den Dächern der Häuser erhaschen können, die in der Sonne liegen und aufspringen, um der Heiligenstatue zuzuwinken. Voyeurismus und Befriedung der Triebe mittels privatem Helikopterflug und unter Vorgabe des Ausführens der Arbeit des Herren. Snobismus lässt sich nicht viel weiter steigern. Über einem Haus bleibt der Hubschrauber mit Marcello in der Luft stehen, damit sich die Passagiere mit den anderen Frauen unterhalten können - doch sie hären sich nicht über den Helikopter-Lärm. Es ist, als würden sie verschiedene Sprachen sprechen. Dieses Motiv wird am Ende erneut aufgegriffen und auch in der wohl berühmtesten Szene des Films findet es Verwendung. In einem Brunnen stehend sagt Sylvia Marcello, er solle zuhören. Auf einmal versteht er. Er versteht, dieses eine mal kann er dem Rausch und Trubel der High Society entkommen - weil er pausiert und zuhört. Fellini ist überaus geschickt im Umgang mit seinen Figuren, mit deren Mimik und Gestik. Er kehrt den glanzvollen Kitsch nicht nach außen - da ist er schon - er reißt ihn ab, indem er diese privilegierten Menschen zur Weißglut treibt und ihr absurdes Selbstbild offenbart. Dazu gleitet die Fassade irgendwann ab, wenn all der Reichtum nicht im Stande ist, eine befriedigende Antwort dazustellen. „La Dolce Vita“ ist ein intimes Porträt von Menschen, die sich gerne überlebensgroß sehen würden und doch kleiner nicht sein könnten, wenn erst einmal klar wird, was sich hinter der Fassade verbirgt.