Kamera, Optik, Sound, Soundeffekte - wow! Dunkirk drückt einen gleich zu Beginn förmlich in die Kinositze. Ein sehr ungewöhnliches Filmerlebnis, da Nolan keinen klassischen Spannungsbogen aufbaut, sondern direkt voll einsteigt und dieses Tempo bis zum Ende durchzieht. Auch die Darsteller bleiben weitestgehend fremd, man erfährt weder Hintergründe noch Namen. Erst in der letzten Viertelstunde gibt es einige typische, mit Pathos angehauchte, Szenen, die nicht so recht zum bisher Gesehenen passen wollen.
Abseits aller beeindruckenden Schauwerte sind mir (erst nach dem Film) zwei weitere Dinge bewusst geworden: Es wirkt nicht so, als ob tatsächlich 400.000 Soldaten am Strand auf die Rettung warten. In den Luftszenen sieht man viele, nach dieser unglaublichen Anzahl fühlt es sich jedoch nicht an. Zudem kam mir die Zeitlinie am Strand nicht wie eine Woche vor, da wurde emotionales Potential (auch ohne den bewusst weggelassen Bezug zu den Protagonisten) in Form des völlig hilflosen, tagelangen Wartens verschenkt.
Insgesamt hat Dunkirk das geschafft, was die großen Klassiker wie #Apocalypse Now, #Platoon oder #Full Metal Jacket bei mir in dieser Form nicht geschafft haben: Die Grausamkeit des Krieges so darzustellen, dass ich von Minute 1 bedrückt und angespannt im Sessel hing. Ein intensives Kinoerlebnis, das weit weg von Unterhaltung ist, bei dem man keine Lust hat ihn gleich wieder zu sehen. Aber vielleicht genau deshalb einer der besten Antikriegsfilme. Schade, dass er die oben erwähnten Schwächen mit sich rum trägt, ansonsten hätte das durchaus ein "Instant-Meisterwerk" werden können. So oder so aber wieder ein Film von Christopher Nolan, der seine Fußstapfen in der Kinohistorie hinterlassen wird - sei es für manchen auch nur in technischer Hinsicht.