Hölle für zwei Buchstaben
Selbstverständlich ein Reißer. Selbstverständlich eine üble Spekulation mit Angst und Geilheit und Haß. Aber es reißt einem nicht die Geduld. Es zieht einem nicht die Patschen aus, aus Ärger über diese gerissene Filmindustrie. Vergewaltigung und Selbstjustiz - was wurde uns da nicht schon alles angedreht! „Extremities", entstanden aus dem gleichnamigen Bühnenstück, ist raffinierter.
Farrah Fawcett , mit 38 ihrer Barbie-Puppenstube ("Charlies Engel") entwachsen und wirklich groß geworden, ist ein VO. Ein Vergewaltigungsopfer. Die Polizei hat so persönliche Kürzel. Sie wird in ihrer Wohnung überfallen, muß Männchen machen, „Danke" sagen, lächeln. Und dreht den Spieß um, schaufelt im Garten schon das Grab für ihren Peiniger.
Extrem geht's weiter. Doch mehr wird nicht verraten, das muß reichen, sonst reißt sich keiner mehr um einen Film - der eher Theater bleibt. Die Kamera ist aus der Wohnung nicht rauszukriegen. Kein Luftschnappen möglich. Das Publikum sitzt fest. Einmal drinnen, muß es sich schon mit dem Problem auseinandersetzen.
Der Ex-Sexstar ist hier zur Hochklasseschauspielerin gereift, in der Hauptrolle eines Opfers, das sie schon vorher erfolgreich am Broadway spielte. Als Gegenpol dazu das Erschreckendste: James Russo als Lustmörder an der Grenze des Wahnsinns, kann derart Hass erzeugen, dass man auf den Bildschirm springen möchte. D i e Bösewichtrolle der 80er.
Robert M Young, der damals 61jährige Regisseur, dessen Tochter als Teenager vergewaltigt wurde, nahm das Filmprojekt "Extremities" erst nach langem Zögern an: "Ich wollte keinen bittersüßen, tränenreichen Film drehen. Die Zuschauer sollen eine Erfahrung machen. Ich verarbeite in diesem Film meine Wut und alles andere, was ich damals fühlte, aber nicht äußern konnte."
Fazit: Vielleicht d a s Vergewaltigungsdrama überhaupt. Lange vor "Elle" ( mit Isabelle Huppert ) entstanden. Rape and Revenge als superspannend gemachter Psychothriller, der die Frage aufwirft was tun, wenn der Rechtsstaat nicht richtig funktioniert und Täterschutz vor Opferschutz stellt.