Tulpenfieber beginnt die Reise der Geschichte um Begierde, Vernunft und Täuschung in der klaren Szenerie einer bebilderten Begriffsklärung, begleitet von einer Frauenstimme aus dem Off. Tulpenmanie,der Begriff, der auch in Geschichtsbüchern verwendet wird, bezeichnet dabei die Wertsteigerung von Tulpen, die, auf einer Börse gleich, als Spekulationsobjekte gehandelt wurden - für uns heutzutage bei der Auswahl in örtlichen Blumenläden kaum noch nachvollziehbar
Justin Chadwick versucht hier in unter zwei Stunden das komplizierte Geflecht aus Beziehungen in der damaligen Zeit aufzuziehen, mit den Problemen, Missständen und dem Zuschauer diese darzulegen, wobei sein Tulpenfieber nur als Katalysator und wiederkehrendes Motiv genutzt wird. Tulpenfieber ist vor allem anfangs eine merkwürdige Mischung aus überlappenden Handlungssträngen und schnellen Schnitten, die kaum eine Bindung zu den Charakteren erlauben. Wir sehen zwar die Interaktion zwischen den Handlungsakteuren aufblühen, egal ob sympathisch platonisch oder leidenschaftlich romantischer Natur, ein wahrer Draht zu Beweggründen und dem, was die lasche Charakterisierung an Möglichkeiten zur Empathie liefert, kann nicht aufkommen.
Amsterdam im 16. Jahrhundert ist unterdessen wunderbar aufbereitet - in die Kostüme und Kulissen wurde eine bemerkenswerte Arbeit gesteckt und die Musik fügt sich in Handlung und Szenerie perfekt ein.
Die Schwächen von Tulpenfieber liegen also wahrlich nicht in der äußerlichen Inszenierung, sondern in der Füllung dieser romantisch-tragischen Blase mit Inhalt. Der Hauptcharakter Sophia (gespielt von Alicia Vikander) bleibt hier nicht mehr als ein sexualisiertes Objekt der Lust, das es zur Aufgabe hat ihrem Ehemann (Christoph Waltz) ein Kind zu schenken. Es wird deutlich, dass es von ihrer Seite keinerlei romantische Gefühle gibt, was Justin Chadwick ideenlos durch wiederkehrende, für Sophia in diesem Kontext störende Sexszenen widerspiegelt, wohingegen die Magd Maria der beiden ein ausgefülltes Liebesleben besitzt.
Die Chemie zwischen Sophia und dem Maler Jan van Loos (Dane Dehaan) ist nur dank schauspielerischer Leistung möglich, weder Drehbuch noch Schlüsselszenen können eine wahre Verbundenheit auf die Leinwand zeichnen. Eine groß angelegte Täuschung zwischen Sophia, Jan und der Maria, die ein Kind erwartet, soll dafür sorgen, dass sich Sophia aus den Griffen ihres Ehemanns befreien kann.
Unglaubwürdigkeit gibt sich hier die Hand mit Klischees und Stereotypen. Die Frau wird gekauft, soll ein Kind gebären und wird dann von ihrem malerischen Helden gerettet, der sie anfänglich nur wegen ihrem Äußeren begehrt und auch sonst keine wirklich tiefere Verbindung zu ihr aufbaut. Ein kurzweiliges Abenteuer das leider keinen wirklichen Eindruck zu hinterlassen vermag.