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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Das Amsterdam des Goldenen Zeitalters ist besessen von einer botanischen Sensation: der Tulpe. An den Grachten floriert der Handel mit den kostbaren Zwiebeln, die schon bald mehr wert sind als Diamanten. Die Spekulanten an der Börse bieten horrende Summen für Exemplare, die sie noch nie zu Gesicht bekommen haben. Allerorten lässt eine fiebrige Goldgräberstimmung die Gefühle hochkochen. In diesen waghalsigen Zeiten verliebt sich der Maler Jan van Loos in Sophia, die bildschöne Frau des reichen Auftraggebers Cornelis Sandvoort. Und auch um Sophia ist es schnell geschehen, als das Paar dem jungen Maler Tag um Tag Model steht. Es entspinnt sich eine verbotene Affäre. Um gemeinsam in ein neues Leben aufzubrechen, schmieden sie mit Hilfe von Sophias Magd Maria einen überaus riskanten Plan. Neben einem bestechlichen Arzt fehlen nur noch die nötigen Gulden für die Überfahrt in die neue Welt. Am Ende hängt alles von einem kühnen Geschäft an der Tulpenbörse ab. Mit der teuersten Zwiebel von allen - der Semper Augustus.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Hitzewallungen bemächtigen sich des menschlichen Körpers aus den verschiedensten Gründen. Ein paar davon präsentiert uns Justin Chadwick (Mandela: Der lange Weg zur Freiheit) eindrucksvoll in seinem neuen Historiendrama Tulpenfieber. Darin wird vordergründig die Epoche des Goldenen Zeitalters im Holland des 17. Jahrhunderts geschildert, in der eine Blume das große Fieber unter den Menschen auslöste. Gemeint ist damit die Periode der Tulpenmanie in welcher Blumenzwiebeln zum heiß begehrten Handelsobjekt wurden und den ersten historisch nachweisbaren Börsenkollaps auslösten. In den Amsterdamer Hinterstuben wurde gefeilscht und gewettet, bis den risikofreudigen Händlern das Herz bis zum Halse schlug und das Blut in den Adern kochte. Wie an jedem Ort, wo Menschen zusammentreffen, sorgt ein weiteres Phänomen für glühende Haut und hitzige Leidenschaft: die Liebe – der ewige populäre Dauerbrenner Hollywoods. Für dieses Thema hat das Historiendrama einen Ehrenplatz eingeräumt.

Basierend auf dem Roman von Deborah Moggach, brachte Oscar-Gewinner Tom Stoppard (Shakespeare in Love) das Drehbuch zu Papier. Seine Handschrift wird vor allem in den humoristischen Einlagen deutlich, die zwar selten aufblitzen, aber treffsicher das gesellschaftliche Milieu und die Eigenarten der Charaktere abbilden. Durch den Film trägt dabei eine Alicia Vikander, die in stoischem Glanz Sophia verkörpert, welche sich gezwungen sieht, ihrem wesentlich älteren Mann ein Kind zu gebären, um nicht abgeschoben zu werden und in der Gosse zu landen. Ihren Gegenpart, den betagten Kaufmann Cornelis Sandvoort, spielt Christoph Waltz in ungewohnt bedächtiger und schnörkelloser Manier. Ihm gelingt es, die tiefe Tragik seiner Figur unumwunden und ehrlich auszudrücken, ohne Gebrauch von seinem Markenzeichen, dem scharfsinnig-spielerischen Witz, machen zu müssen. Als dritte ruhende Säule vertraut der Film auf die erfahrene Judi Dench, die in der Rolle der Äbtissin von St. Ursula dem Schicksal Sophias den Weg ebnet und der Geschichte immer wieder neuen Anstoß gibt.

Es sind jedoch zwei andere Darsteller, die besonders aus dem Ensemble herausstechen und auf ihre eigene Weise dem Film Schwung verleihen: Holliday Grainger tritt als Magd von Sophia und Erzählerin der Geschichte auf und haucht ihrer Figur beherzt und leidenschaftlich eine bemerkenswerte Innerlichkeit ein. Darüber hinaus beschert Tom Hollander dem Zuschauer einen Dr. Sorgh, der sowohl lustig pfeifend und urkomisch als auch eindringlich und integer die Illusion schafft, einen maßgeblichen Part im Film zu besitzen.

Obwohl Tulpenfieber mit den Amsterdamer Handelskontoren, Hafenkneipen und Hinterhöfen des 17. Jahrhunderts ein Milieu darstellt, das getrost als chaotisch und schmutzig bezeichnet werden kann, liegt stets ein latenter Glanz in der Luft. Ausgehend von der Ausstrahlung einer Alicia Vikander, den farbenfrohen Gemälden des jungen Malers Jan Van Loos (Dane DeHaan) und der reibungslosen Inszenierung entwickelt sich eine glattgebügelte visuelle Ästhetik, die schön anzuschauen ist, aber die ungestümen menschlichen Hitzewallungen in unnatürliche Hüllen kleidet. Für das Auge wird hier einiges geboten, doch beim näheren Hinschauen tun sich Widerstände auf.

Das gilt auch für die Geschichte, die sich letztendlich als der größte Schwachpunkt des Films herausstellt. Während in der ersten Hälfte die Liebesbeziehungen lang und breit dramatisiert werden, überstürzen sich in der zweiten Hälfte die größtenteils vorhersehbaren Ereignisse. Anstatt das hochaktuelle Thema des ersten Börsencrashs der Moderne ins Zentrum der Geschichte zu rücken und die Möglichkeiten des Films für eine zeitgemäße Reflexion historischer Ereignisse zu nutzen, suhlt sich Tulpenfieber fieberhaft in Klischees der Sehnsucht und der entflammten Herzen. So lernt der Zuschauer wenig über die interessantere Variante der menschlichen Hitzewallungen, sondern bekommt die Gelegenheit, sein Gedächtnis über die filmisch hochstilisierten Auswirkungen der Liebe aufzufrischen. Die Spekulationssucht des 17. Jahrhunderts bleibt unergründet, der Durst nach der täglichen Ration Romantik dürfte jedoch gestillt sein.

Fazit

Das Historiendrama „Tulpenfieber“ gibt vor, uns ganz schön in Wallung zu bringen. Der Fokus liegt dabei jedoch weniger auf der fieberhaften Gewinnsucht der Menschheit in der historischen Episode der Tulpenmanie, sondern auf den romantischen Exzessen der Filmhelden. Zwar wandelt man gerne mit den durchaus sympathischen Charakteren durch die Dachkammern und Hafengassen von Amsterdam, doch fehlt es der Geschichte an allen Ecken und Enden an Relevanz. Altehrwürdige Gemälde, schmachtende Blicke und die allabendliche, geräuschvolle Nutzung des Pinkeltopfs machen noch keinen Film von Bedeutung. Eine liebestrunkene Alltagsdramatik, die immerhin gegen Ende Wind in die Segel bekommt und ganz reizende Bilder kreiert.   

Kritik: Jonas Göken

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