Die Bevölkerung der friedlichen Kleinstadt Snow Hollow sieht sich aus heiterem Himmel in einer Vollmondnacht mit einem bestalischen Mord konfrontiert. Das Bizarre daran ist nicht nur die aufs Übelste zugerichteten Leiche des Opfers, sondern der große Pfotenabdruck neben selbiger. John Marshall, seinerseits Polizist in dem Örtchen, sieht sich mit der Frage konfrontiert, wer oder vielmehr was die Tat begangen hat. Könnte ein Werwolf zugeschlagen haben?
Inhaltlich fällt der 2020 erschienene "The Wolf of Snow Hollow" unerwartet dicht aus und so begnügt sich Regisseur Jim Cummings, welcher gleichzeitig die Hauptrolle spielt, nicht einfach nur damit das Rätsel hinter den Bluttaten aufzuklären, ganz im Gegenteil. Der kriminalistische Aspekt der Polizeiarbeit nimmt zwar durchaus einiges an Raum ein und ist fester Bestandteil der Handlung, jedoch ist der Film um eine überraschend große Portion (Sozial-)Drama angereichert, bei der unter anderem Sucht bzw. Abhängigkeit sowie familiäre Probleme eine nicht minder wichtige Rolle einnehmen. Auch die Anfeindungen seitens der Bevölkerung sowie der Angehörigen der Opfer aufgrund von ausbleibenden Ermittlungserfolgen und das daraus resultierende Schuldgefühl des Protagonisten wird abgebildet. Trotz dieser ernsten Thematiken schafft es der dialoglastige "The Wolf of Snow Hollow" auf verblüffende Art und Weise immer wieder aufs Neue komödiantische sowie zynische Dialoge dazwischen zu streuen, die sich unerwartet gut einfügen und zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt, erzwungen oder gar peinlich wirken. Aus diesem Zusammenspiel von (Sozial-)Drama, Komödie und Suspense ergibt sich eine hochinteressante und vor allem depremierend triste Grundstimmung die, insbesondere durch das Setting innerhalb einer provinziellen Kleinstadt, die verschneiten Landschaftsaufnahmen und die imens schrulligen Charaktere unweigerlich an Ethan und Joel Coens "Fargo" erinnert. Das Ganze verpackt in knackige 80 Minuten, so dass der Film weitestgehend ohne unnötige Längen auskommt. Was man dem Werk allerdings vorwerfen könnte, sind die rar gesähten Actionsequenzen und das entschleunigte Tempo. Wirklich störend fällt dies jedoch nicht auf. Vereinzelt gibt es sehr kurze Einstellungen von graphischen Gewaltdarstellungen, der Löwenanteil an brutalen Details bleibt dem Zuschauer jedoch verborgen, da die Angriffe auf die Opfer zu keinem Zeitpunkt klar und deutlich gezeigt werden. Der Film belässt es dabei die Wunden der Opfer und den Tathergang in Dialogen darzustellen und überlässt es, der durch die kurzen Schnipsel an Gewalteinlagen angeregten, Fantasie des Zuschauers vor dem geistigen Auge mehr daraus zu machen.
Fazit: "The Wolf of Snow Hollow" bietet eine gelungene Vermischung aus den Elementen Suspense, Horror, (Sozial-)Drama und Komödie. Obwohl in erster Linie Dialoge vorherrschen und verhältnismäßig wenig Actionreiches passiert, weiß der Streifen die angenehm kurzen 80 Minuten ausnahmslos zu unterhalten. Besonders jene Personen, die "Fargo" optisch und tonal mochten, könnten sich hier unverhofft heimisch fühlen. So unbekannt wie "The Wolf of Snow Hollow" hierzulande ist, darf man vermutlich durchaus von einem Geheimtipp sprechen.