Zehn ganze Jahre ist nun also her, seitdem Ingmar Bergman am 30. Juli 2007 von uns gegangen ist. Grund genug, in Form dieser Top-Liste noch einmal auf die Brillanz des schwedischen Regisseurs zu verweisen. Viel Spaß!
Dies ist eine Liste von Souli.
10: Licht im Winter
Licht im Winter kehrt ganz präzise an die Oberfläche, dass der Glaube im Leben eines Menschen immer wieder auch zu gleichen Teilen Hader, Skepsis und Zwiespalt bedeuten kann. Anhand eines Priesters, der, ob all der Gräuel, die er mitansehen musste, seinen Glauben verloren hat, blickt Ingmar Bergman in trister Schwarz-Weiß-Ästhetik tief in das fragile Seelenleben seiner Protagonisten und findet unerfüllte Sehnsüchte, findet existentielle Krisen, findet im kompromisslosen Glauben glühende Glaubenskonflikte – findet Menschlichkeit, wie ein Licht im Winter. Unbequem und unverstellt.
9: Das siebente Siegel
Ingmar Bergmans internationaler Durchbruch erweist sich als eine mit tonnenschwerer Symbolik zugepflasterte Reflektion über den Tod und damit verbunden der Rolle von Religion und Glaube. Mit expressionistischer Bildsprache, dichter Atmosphäre und gelungener Schauspielführung gelingt es Bergman einen nachdenklich philosophischen Film über zentrale Fragen der menschlichen Existenz zu drehen, der trotz seines spürbaren Gewichts nie zu einer Belastung für den Zuschauer wird.
8: Das Schweigen
Die Sexualfeindlichkeit, die dem Film vorgeworfen wird, lässt sich auch dahingehend bestätigen, dass Sex und Lust hier tatsächlich immer in einem negativen, (selbst-)zerstörerischen Kontext stehen, der aber unabdingbar wichtig für die Intention des Filmes ist. Dass die Sexszenen heutzutage selbst kaum noch Potenzial besitzen, um wirklich für Furore zu sorgen, versteht sich von selbst, schmälert die außerordentliche Qualität des Films aber keinesfalls. Das Schweigen ist – damals wie heute – ein großes Stück europäische Filmkunst. Aber auf dieses Prädikat war Ingmar Bergman ja ohnehin abboniert.
7: Die Stunde des Wolfs
Die Stunde des Wolfs ist ein Film, der eigentlich nicht veröffentlicht werden sollte. Das ist natürlich nicht offiziell und bloß eine Unterstellung, aber so erscheint der Streifen. Das Werk ist die reinste Therapie für Ingmar Bergman selbst. Er untersucht sein Leben und breitet es deshalb, der Übersicht wegen, vor sich in Form von Zelluloid aus. Herausgekommen ist ein Film, für den man in der richtigen Stimmung sein muss, der aber faszinierend geworden ist, vor allem vor dem Hintergrund, den Bergman selbst erschaffen hat.
6: Wilde Erdbeeren
Ein trauriger und dennoch so warmherziger Film über die Lieben, das Leben und das Sterben. Einfühlsam inszeniert ohne in Kitsch und Theatralik zu zerfließen, nicht zu verkopft und weit entfernt von künstlerischer Arroganz. Kein Tränenzieher oder Trauerkloß, kein tonnenschwerer Ballast oder weichgezeichneter Mumpitz. Ingmar Bergmann war einfach ein Meister des menschlichen Kinos, der hier die gesamte Bandbreite eben dessen abruft. Wahrhaftig, durchdacht und klug.
5: Fanny und Alexander
Mit dem vierfach Oscar-prämierten Fanny und Alexander verabschiedete sich Ingmar Bergman aus den Kinosälen der Welt und bewies damit noch einmal, warum er zu den größten Filmemachern aller Zeiten zählt. Dieses lebenskluge Familienpanorama glänzt durch seine unglaubliche Kunstfertigkeit und seine eindringliche Weitsicht und erhebt "Fanny und Alexander" womöglich sogar zum erzählerischen Zenit seines Schaffens.
4: Szenen einer Ehe
Szenen einer Ehe ist neben Fanny und Alexander das zweite große Mammutwerk im Oeuvre von Ingmar Bergman. Dementsprechend gilt es diesen Koloss, geformt aus Tränen, Schweiß, Liebe und Hass auf emotionaler Ebene zu bezwingen. Wer dabei erfolgreich ist, wird mit einem durchgehend einnehmenden, intelligent konzipierten und wirkungsvoll inszenierten Film belohnt, der auch dessen Zuschauer an die Grenzen seiner emotionalen Belastbarkeit treibt.
3: Persona
Verschachtelte Trauma-Bewältigung in finsterem Schwarz-Weiß. Ingmar Bergman erschafft ein rätselhaftes Psychogramm, das gleichzeitig das Medium Film in seinem surrealen Rahmen ausnutzt und manchmal sogar sprengt. Erstklassig gespielt, formvollendet inszeniert, nachdenklich stimmend und bis heute nicht komplett durchleuchtet. Diskussionsstoff für die Ewigkeit, ein echtes Brett.
2: Schreie und Flüstern
Schreie und Flüstern ist ohne Zweifel ein großartiges Werk, welches selbst aus der mit Meisterwerken bestückten Filmografie Bergmans heraussticht. Er macht es seinem Betrachter nicht leicht, denn Schreie und Flüstern ist ein filmischer Kraftakt, der dem Zuschauer alles abverlangt. Ein Alptraum in Rot und Weiß, der tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken lässt. Inhaltlich wie inszenatorisch gleichermaßen herausragend schuf Bergman ein brachiales Werk, das trotz seiner niederschmetternden Inhalte stets einen Funken Hoffnung behält.
1: Herbstsonate
Bergman bohrt sich ganz tief in seiner Figuren und lässt sie splitterfasernackt zurück, aber auf eine ungemein ehrliche, herzliche Art, trotz allen Leides und Schmerzes. Er ergötzt sich nicht an ihren Tragödien, er gibt ihnen ein Gewicht, eine Stimme und ganz viel Seele. Und hinterlässt immer diesen Funken Hoffnung, der in der ganzen verbrannten Erde noch glimmt. Sein Meisterwerk.