Zum Kinostart von "Hereditary" – Die 10 besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends
Ein neues Jahr, ein neuer Hype. Obwohl, bei Hereditary – Das Vermächtnis scheint es sich um mehr zu handeln, als ein bloßes Phänomen seiner Zeit. Manche Kritiker bemühen sogar Vergleiche zu David Lynch, und auch in unserer Kritik bekommt das Horror-Drama von Ari Aster viel Lob zugesprochen. Dass Hereditary – Das Vermächtnis aber nicht der einzige gelungene Horrorfilm dieses Millenniums ist, beweist diese Aufführung 10 überaus sehenswerter Genre-Streifen, die seit dem Jahr 2000 das Licht der Leinwand erblickt haben.
Wenn schon eine richtig zünftige Sauerei auf dem Plan stehen soll, dan ndoch bitte Fede Alvarez' Evil Dead. Junge, ist das eine Blutorgie. Und das im Mainstream! Schön, dass das überhaupt möglich ist. Schön auch, wie Evil Dead seinen Kampf gegen die Dämonen als Metapher für den Drogenentzug sieht: Das ist Krieg im Kopf in der Extremvariante. Fast schon apokalyptisch.
Im Kopf eines Psychopathen. Aber Halt, Maniac ist kein Psychogramm, dafür ist er zu banal, sondern vielmehr ein ultrabrutaler Schrei nach Liebe, ausgehend von einem Menschen, die nie lernen durfte, was Liebe bedeutet. Vielleicht ja doch ein Psychogramm? In jedem Fall unheimlich stilsicher in Szene gegossen und mit Elijah Wood in der Hauptrolle adäquat besetzt. Knüller. Und der Soundtrack erst. Knül-ler.
Martyrs ist bereits zum Klassiker des modernen Terrorfilms gereift und brilliert als Zerreißprobe für den Zuschauer: Die Gewalteruptionen sind tatsächlich unfassbar und suchen bisweilen in ihrer Unnachgiebigkeit ihresgleichen. Problematisch und gleichzeitig hochgradig faszinierend wird Martyrs, wenn Pascal Laugier versucht, eine philosophische Dimension aus der Gewalt zu destillieren und ihrer ein eintellektualisierte Sinnhaftigkeit zuspricht. Gesehen haben sollte man dieses Werk allerdings so oder so.
Retro-Horror, klar. Aber richtig schön wirkungsmächtig. Im Steinbruch des 70er-und 80er Jahre Genre-Kinos findet Regisseur Mitchell einen Ansatz,das Coming-of-Age-Motiv an der schlimmste Tatsache abzuarbeiten, die sich im Leben eines jeden Jugendlichen zwangsläufig breitmacht: Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit gegenüber. Stringent nach Bauchgefühl inszeniert, ist It Follows sicherlich einer der besten Paranoia-Filme des neuen Jahrtausends.
Mit 28 Days Later hat Danny Boyle erneut seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt: Sein Virus-Horror ist beklemmendes Kino von schockierender Aktualität. Dass sich der Film zum Ende hin etwas zu generisch artikuliert, muss man ihm ankreiden, allerdings geht von 28 Days Later als soziologische Studie um das wahre Naturell des Menschen und sein Verhalten in Extremsituationen eine solche paralysierende Spannung aus, dass man ihm einfach Anerkennung zollen muss.
Wenn The Witch etwas ist, dann unheimlich. Diese zutiefst düstere Neuengland-Folklore frisst sich unter das Fleisch des Zuschauers,wirkt durchweg subkutan und ist wohl Coming-of-Age, Religionskritik,Familiendrama, Historienfilm als auch klassische Psychoanalyse; er ist Hommage und vollkommen eigenständig. Ein einnehmenderBefreiungsakt von Körper und Geist.
Das ist purer RocknRoll. Alexandre Aja, damals noch der heißeste Scheiß des Genres, zündet hier eine unfassbar rohe Terror-Replik auf das 1970er Jahre Kino und macht keine Gefangenen. Das gilt übrigens auchfür die Befindlichkeiten der Vereinigten Staaten, die Aja mit The Hills Have Eyes mit der Axt zweiteilt.
Noch ein verkanntes Meisterwerk. Eine formvollendete Gruselmär, welche die Faszination des Übernatürlichen über die psychologische Studie einer jungen Frau herleitet und den Zuschauer, zusammen mit Claire, verstehen lässt, dass das Unbegreifliche im Herzen der Normalität gedeiht.
Atmosphärisch ist dieser Abstieg in diese Höhle des Grauens kaum zu toppen. Neil Marshall konfrontiert den Zuschauer mit dem klaustrophobischen Gefühl der Orientierungslosigkeit derart konsequent, dass es einem die Luft abschnürt. Darüber hinaus ist die Höhle natürlich auch metaphorisch als Abstieg in den eigenen emotionalen Abgrund zu verstehen. Und außerdem: Starke Frauen im Horrorfilm, was gibt es Schöneres.
Womöglich der größte Horrorfilm des neuen Jahrtausends, weil er nicht nur die Grenzen des Genres neu definiert, sondern auch den Halloween-Mythos, nachdem sich die Reihe nahezu selbst demontiert hat, in ein neues Licht setzt. Man kann das als Entmystifizierung sehen, aber wenn jemand das Grindhouse-Kino zum Leinwand-Poem erhoben hat, dann Rob Zombie mit diesem Meisterstück.