More than Wolves – 10 geniale Horrorfilme über etwas andere Gestaltwandler
„Even a Man who is pure at Heart and says his Prayers by Night ...“ Ja, ja, Werwolf und Eisenhut (langweiliger deutscher Name für wolfbane) und so. Aber was ist all jenen, die nicht in die Kategorie „Mann, reinen Herzens, allabendliches Gebet“ fallen? Sie werden in dieser Liste der nicht lykanthropischen Gestaltwandler gewürdigt. Eine Erinnerung daran, dass Kafkas "Verwandlung" und Tania Blixens "Der Affe" dringend eine definitive Leinwandfassung brauchen!
Prosper Mérimées zugrunde liegende Kurzgeschichte zählt zu den Klassikern des Horrors und hat nichts von ihrer morbiden Faszination verloren. Dennoch wurde die Vorlage bisher nur zweimal adaptiert. Der schwer zu ergatternde polnische Film macht das Beste aus seinen geringen Mitteln und setzt auf Andeutungen und ein pathologisches Ambiente. Eine sowjetische Stummfilmfassung ist noch obskurer.
In seiner ersten Hauptrolle spielt Dennis Hopper einen jungen Seemann aufLandgang, der in einem heruntergekommenen Vergnügungspark eine rätselhafte Fremde trifft. Eine unbestimmte Sehnsucht zieht ihn zu ihr, aber beide kommen aus unterschiedlichen Welten – und die schaurige Romanze ist ganz sicher keins von Hans Christian Andersons Märchen.
Zwischen den Pulp-Produktionen des Regisseurs sticht der Science-Fiction-Kult dank seines charismatischen Stars Vincent Price und der imaginativen Inszenierung hervor. Das ausgezeichnete Remake ist heute bekannter als das Original, das eine Reihe origineller Twists bereit hält. Der Grausigste davon taucht in der Neuverfilmung nicht auf –vielleicht, weil er sogar David Cronenberg zu fies war.
Coming-of-Age-Dramaund Gruselfabel verschmelzen zu einer vielschichtigen Parabel über die Furcht vor dem Andersartigen und die grausamen Facetten der Natur. Die sensible Erzählung ist eine der wenigen, die Transformation nicht als monströsen Vorgang darstellt, sondern als Befreiung aus einer degenerierten Gemeinschaft.
Spukhafte Bilder und stilisierte Szenerien machen das tragische Volksmärchen zu einem Klassiker des japanischen Kinos. Die Transformation zweier ermordeter Frauen in mörderische Geisterkatzen ist eine kaum verhüllte Parabel für das Fortbestehen realer historischer Gewalt.
Die beängstigend prophetische TV-Serie examiniert in „Number 12 Looks Just Like You“ das hintersinnige Grauen einer aufoktroyierten kosmetischen Operation. Alle sind dank chirurgischer Normierung jung, schön und einheitlich. Wer wie die Protagonistin lieber ein Individuum sein will, wird zwangsnormiert – Gehirn inklusive. „Und das Schönste daran: Jetzt sehe ich genauso aus wie ihr!“
Da sowieso keiner von euch diesen Film gesehen hat, würde niemand merken, dass er ein wenig aus dem Rahmen fällt. Trotzdem sei verraten, dass die Metamorphose in dem unheimlichen Thriller nur metaphorischer Natur ist. Die Morde im Zentrum der Handlung werden umso erschreckender durch die Erkenntnis, dass keine Bestie sadistischer ist als der Mensch.
Verwandlungen im Horrorkino sind oft unkontrolliert und noch öfter qualvoll. Aber selbst das übelste Werwolf-Hautpeeling ist angenehmer als ein Aufenthalt im Haus der Schmerzen. Dort sucht Charles Laughton als H.G. Wells wahnsinniger Dr. Moreau das Menschliche im Tier, während er selbst jede Menschlichkeit vergisst. Augen auf: Bela Lugosi versteckt sich unter Tiermenschen-Makeup.
Durch einen Fluch oder Kontamination seine wahre Gestalt zu verlieren ist furchtbar, aber die brillante Verfilmung von R. L. Stevensons zeitloser Novelle präsentiert ein noch böseres Szenario: Das Ich ist Heuchelei, das Es die wahre Natur, die das Lügengerüst zerschmettert. Frederic March erhielt einen Oscar als bisher einziger Hauptdarsteller eines Horrorfilms.
Val Lewtons Eintrittskarte in die Hall of Fame des Horrors verwebt kunstvoll Elemente aus Schwarzer Serie und Horror zu einer bestechend subtilen Art des Grauens, die im Zuschauer elementare Ängste beschwört: vor Xenophobie, sozialem Außenseitertum, genealogischer Minderwertigkeit und einem traumatischen familiären Erbe.