Erwähnungen
Mehr als Everybody's Darling – Die Regiearbeiten von James Franco
Bei all den Talenten, die der zusätzlich auch noch unverschämt gutaussehende James Franco mit sich bringt, kann einem schon mal ganz schön schummerig zumute werden. Dass Franco ein talentierter Schauspieler ist, hat sich inzwischen bis in das kollektive Bewusstsein vorgedrängt, aber auch der Umstand, dass der Mann ein ungemein ambitionierter Filmemacher ist? Noch nicht ganz, deswegen soll hier eine Auswahl an Regiearbeit aufgeführt werden, die es in sich haben. Viel Spaß beim Entdecken.
Dies ist eine Liste von Souli.
The Deuce
Mi tdas Beste, was der Serienmarkt im letzten Jahr hergegeben hat. Ein Scorsese-Film im Porno-Milieu der 1970er Jahre, doppelt besetzt mit James Franco in der Hauptrolle. Das ist allerdings noch nicht alles, denn natürlich hat es sich Franco auch nicht nehmen lassen, auch einmal auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen, um dieser famosen ersten Staffel seinen inszenatorischen Stempel aufzudrücken.
Interior. Leather Bar.
Vermutlich werden wir die 40 Minuten, die aus William Friedkins Meisterwerk Cruising herausgeschnitten wurden, nie zu Gesicht bekommen. James Franco und Travis Mathews interpretieren diese Szenen, die vorrangig Sadomaso-Praktiken unter Homosexuellen zeigen, neu und sprechen sich dabei von allen Zwängen der gesellschaftlichen Körperästhetik los. Ein Hoch auf die freie Sexualität.
James Franco's SAL
Sal Mineo. Teenie-Idol, mehrfach Oscar-nominiert, verglühender Star ,Opfer willkürlicher Straßengewalt. Es scheint fast schon logisch, dass es James Franco gewesen ist, der sich für die traurige Geschichte des mit 37 Jahren verstorbenen Sal Mineo begeistert, scheint ihn die Vita eines wankenden Stars doch merklich auf persönlicher Ebene berührt zu haben.
As I Lay Dying
As I Lay Dying macht es deutlich: James Franco spielt nur mit Jason Statham und trinkt Cola Light am Pool, wenn er seinen nächsten Film finanzieren möchte. Seine von William Faulkner gleichnamigen Romana daptierte Odyssee durch die Schluchten familiärer Abgründe, ist ein nonkonformistischer, unbarmherziger und nicht zuletzt experimenteller Brocken von Film. Hier gibt es nichts geschenkt. Abstoßend und so aufreibend defensiv, dass sich dieser Trauerzug des physischen und psychischen Zerfalls einfach unmöglich kategorisieren lassen möchte. Aber – oder gerade deshalb – ist Franco ein ungemein interessantes und ebenso schwer zu fassendes Werk gelungen. Was für ein spannender Regisseur.
The Disaster Artist
James Franco gelingt mit der Verfilmung eines Kultromans ein kurzweiliger, fein entschlackter und teils immens komischer Blick auf die Entstehungsgeschichte des Trash-Meilensteins überhaupt. Das Herzstück von The Disaster Artist aber ist die dysfunktionaleFreundschaft zweier Träumer, denen Franco mit seinem überaus gelungenen Film huldigt. Der Mythos Tommy Wiseau wird dabei zum Glück nicht entzaubert, ihm wird auf liebevolle, wertschätzende Art und Weise Tribut gezollt.
Stürmische Ernte
James Franco adaptiert das gleichnamige Buch von John Steinbeck (also jenerSchriftsteller, der auch die weltliterarischen Werke Von Mäusen und Menschen und Jenseits von Eden verfasst hat). Und was soll man sagen? Natürlich bleibt sich James Franco seiner bisherigen erzählerische nMarschroute treu, gibt sich verkapselt, entschleunigt, in seiner unkonventionellen Art aber auch ungemein kraftvoll. Und außerdem ist der Cast mit Bryan Cranston, Ed Harris, Selena Gomez, Josh Hutcherson,Zach Braff, Danny McBride, Vincent D'Onofrio, Robert Duvall und Franco selbst ziemlich attraktiv.
Child of God
Mit Child of God hat James Franco eine unangepasste, sperrige sowie polarisierende Adaption von Cormac McCarthys Romanvorlage gedreht. Für die größten Kontroversen sorgt dabei die Hauptfigur, die als Außenseiter in den Wäldern lebt, andere Menschen anbrüllt und mit Fortschreiten der Geschichte immer brutalere Aktionen durchführt. Trotzdem ist es dem Regisseur gelungen, den unkonventionellen Protagonisten nicht als eindimensionales Übel darzustellen, sondern als tragisch gescheitertes Wesen, das vielleicht nur zum Monster wurde, weil die Gesellschaft für Menschen wie Lester Ballard kein Verständnis aufbringen kann.
The Sound and the Fury
James Franco bleibt sich als Regisseur treu und liefert erneut ein äußerst schwieriges Werk ab, das sich auf sämtlichen Ebenen einem massenkompatiblen Zugang verweigert. Mit seinem The Sound and the Fury wagt er sich an eine äußerst schwierige Romanvorlage von William Faulkner und hat sein bisher ambitioniertestes Werk geschaffen, das nicht frei ist von erzählerischen Unebenheiten, aber aufgrund der kunstvollen Inszenierung und der deprimierend-niederschmetternden Handlung fasziniert.
Wird geladen...