Eines Berlinale-Abschlusstages kommt die Top-Liste „Berlinale-Preise, die kein Schwein kennt“ oder „Die nervigsten Schikanen gegen die Presse“ oder „Die dreckigsten Umweltsünden der vermeintlich ökobewussten Berlinale“. Bis dahin tut es die Aufzählung der cineastischen Tiefpunkte. Größtes Manko des Wettbwerbs bleiben unverändert die deutschsparchigen Filme sowie die mit dem * für "außer Konkurrenz".
Lidanoir freut sich auf die nächste Berlinale - und will bis dahin das B-Wort NIE wieder hören!
10: Django -Ein Leben für die Musik
Furchtbar war er nicht. Aber die furchtbarste Enttäuschung. Leben & Wesen des ikonischen Jazzers dienen als Werbaufhänger einer Nazi-Kriegs-Schmonzette. Ein bisschen Musik hier, etwas Massenmord da; dazu ein Titel mit Instant-Wiedererkennungswert. So werden Tickets verkauft. Geld zurück gibt's an der Kinokasse ja nicht, hehe.
9: Tiger Girl
Toughe Titelheldin, klasse Darstellerinnen, schlagkräftiger Auftakt: Üble Vorurteile deutsche Actionfilme widerlegt das Debüt in den ersten 30 min. - nur um sie in der Restlaufzeit wieder einzuhämmern. Mit dem Baseballschläger. Das tut doppelt weh.
8: Look & See: A Portrait of Wendell Berry
Die Instrumentalisierung ökologischer Ansätze für destruktive Ideologien ist weit älter als Rudolf Steiner. Ein Paradebeispiel ist die filmische Verklärung eines konservativen Moralisten, dem hier bedenkenlos fremde Verdienste zugesprochen werden.
7: Die Häschenschule - Jagd nach dem goldenen Ei
Albert Sixtus' Vorlage predigt ehern altväterliche Biedermeiermoral. Die kriegt hier ein 3D-Update. Wenn die Hasis skaten, singen & Yoga üben merkt doch keiner, dass ewig gestrige Werte darin das Goldene vom Ei sind. Kinder sind ja so dumm, nicht?
6: Final Portrait
Alternde Künstler sind geniale Schlawiner, umgeben von sexy jungen Musen & verwelkten Nörglerinnen. Zum Glück können sie mit jungen Fans in verqualmten Cafés Männergespräche führen. Das & noch viel mehr Klischees liefert Tuccis enttäuschendes Giacometti-Biopic.
5: Félicité
Die Riege an Laiendarstellern, geführt von der wunderbaren Heldin, glänzt . Der professionelle Regisseur verschwendet all diese Energie mit einem verworrenen Plot voll archaischer Rollenkonzepte. Tolle Musik, also Augen zu & durch.
4: The Dinner
Affluenza. Daran leiden nicht nur die Teenie-Täter, um die sich der illustre Cast des Elite-Loblieds sorgen, sondern offenbar auch Regisseur Moverman. Der zeigt das Präkariat als akzeptables Opfer, dass die sozialen Wohltaten der Reichen erfodern.
3: Rückkehr nach Montauk
Wenn alte Männer fantasieren, wie Frauen im Alter ihrer Töchter & Enkelinnen gealterte, halbkahle schwabbelige Egomanen anhimmeln, sei das verziehen. Wenn sie diese Seifenopern ins Kino bringen, nicht. Fritsch würde sich freuen. Aber sonst keiner.
2: Helle Nächte
Papi will nach Opas Tod plötzlich eine innige Beziehung zum eigenen Sohn. Der Weg dorthin führt über Norwegens Landstraßen. Sie fahren, laufen, campen, streiten, essen. Bei letztem gibt es Dialoge wie "Schmeckt". Zeit weiterzufahren. Tiefgründig!
1: Red Dog - Mein treuer Freund
Rassismus, Sexismus & Vergangenheitsverleugnung sind im Kino immer abstoßend. Besonders in einem Kinderfilm, der seine reaktionäre Agenda mit einem putzigen Hund ans junge Publikum bringen will. Traurigerweise zieht die Strategie sogar bei Erwachsenen.