Am 23. März ist es soweit: 75 Jahre Michael Haneke. Na, wenn das nicht mal ein Grund zum Feiern ist, oder? Wobei der Meister aus Österreich an dieser Stelle vermutlich nun die Nase etwas rümpfen würde. Nichtsdestotrotz soll sein Ehrentag auch bei Moviebreak honoriert wurden - und das, natürlich, in Form einer Topliste. Da sich der Output von Michael Haneke noch als erstes zu übersichtlich gestaltet, um eine Top 10 anzufertigen, haben wir uns auf eine Auswahl von 6 Filmen beschränkt, obgleich jeder seiner Filme ein Meisterwerk für sich stellt. Das hier allerdings sind seine Sahnestücke. Nun denn, viel Spaß mit unserer kleinen Zusammenstellung.
Dies ist eine Liste von Souli.
6: Funny Games
Funny Games geht so weit, dass er in seiner Prämisse wohl auch der einzige Film ist, der eigentlich nicht gesehen werden möchte, eben weil er mit genau den Mechanismen spielt, die das Genre seit jeher frönt, diese aber in ihrer medialen Brisanz auch demontiert, während der Zuschauer gleichzeitig zum Komplizen gemacht wird; schließlich wird doch nicht abgeschaltet, egal wie konkret die beiden jungen Männer die direkte Interaktion mit dem Zuschauer suchen und ihn damit herausfordern – Paradox, aber ungemein effektiv.
5: Caché
Oberflächlich siegt die kalte Distanz der Inszenierung im bourgeoisen Umfeld, unter dieser unterkühlten Schale spielt sich jedoch in allen Beteiligten ein unerbittlicher Kampf gegen die erdrückende Existenzangst der gegenwärtige Lage und ein Kampf gegen die einholenden Handlungen der Vergangenheit ab, tief vergraben im zerschundenen Herzen der Verdrängung. Michael Haneke entzieht dem Zuschauer mit unaufgeregter und präziser Subtilität das Gefühl der wohlbehüteten Sicherheit.
4: Der siebente Kontinent
Grausamer war Michael Haneke nie wieder. Der siebente Kontinent ist in seiner quälenden Art gerade deshalb so bitter, weil das präzise Porträt des Familienbildes in keinem festen Land verankert wurde, die Grundlage ist von universeller Natur und dabei nie vollends zu entziffern. Wir erkennen uns in manchen Augenblicken wieder und diese Selbsterkenntnis beißt sich ins Fleisch, vor allem dann, wenn man sie daraufhin mit aller Macht verdrängen möchte. Der ultimative Downer.
3: Die Klavierspielerin
Michael Haneke bedeutet auch immer Grenzgang. Sowohl inhaltlich, indem er Konventionen über die Maße strapaziert und die Grenzen des guten Geschmacks mühelos übertritt, als auch formal. Seine langen und ruhigen Einstellungen, die in ihrer Ruhe zu Beginn fast schon Gemälden gleichen, evozieren nicht nur eine gewisse Echtheit, sondern positionieren auch uns Zuschauer zwangsweiße in die Rolle eines Voyeurs. Hoffnung findet man indes keine, auch das macht die Filme des österreichischen Regisseurs zu solch niederschmetternden Erlebnissen.
2: Das Weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte
Das weiße Band ist ein Meisterwerk. Mit Sicherheit kein einfacher Film für den schnellen Filmgenuss. Jede Minute brennt sich in das Gedächtnis ein. Michael Haneke stellt Fragen und verweigert die Antworten. Ob es sich hierbei nun um eine Kritik am Faschismus oder ob Das weiße Band nicht doch eher eine Parabel über die Schattenseiten der Menschlichkeit, darf jeder Zuschauer für sich entscheiden.
1: Liebe
Mit viel Symbolcharakter manifestiert Michael Haneke die qualvollste und gleichzeitig mächtigste Emotion von allen. Liebe ist ein zutiefst menschlicher, aufrichtiger und in jeder Beziehung berührender Film, der von einem Regisseur inszeniert wurde, dessen Menschenkenntnis im Arthauskino inzwischen wohl unerreicht ist.