North Carolina Mitte der 70er Jahre: Der Teenager Travis Shelton (Jeremy Irvine aus „War Horse“) hat die Schule vorzeitig abgebrochen, kann sich in keinem Job länger als ein paar Tage halten und wird von seinem Vater nur widerwillig im gemeinsamen Haushalt geduldet. Als er im Zuge eines nachmittägigen Angelausflugs eine Marihuana-Plantage entdeckt und unbemerkt eine Staude entwenden kann, sieht er darin die Chance aus seinem ebenso tristen wie langweiligen Alltag zu entkommen. Auf Anraten seines Freundes Shank (Haley JoelI see dead peopleOsment) verkauft er seine Beute an den ehemaligen Lehrer Leonard Shuler (Noah Wyle aka John Carter aus „ER“), der gemeinsam mit seiner Freundin Dena (Minka Kelly aus „The Roommate“) in einem abgelegen Wohnwagen lebt und sich mit kleinen Drogendeals über Wasser hält. Als Travis einen weiteren Ausflug zur Plantage unternimmt, um sich Nachschub zu besorgen, wird er von deren Besitzern Carlton (der US-amerikanische Country-Sänger Steve Earle) und Hubert Toomey (Marcus Hester aus „Homefront“) gefasst und schwer verletzt.
David Burris‘ „Zorniges Land“ ist trotz einer gelungenen Kameraarbeit und bemühter Hauptdarsteller bei weitem nicht so gut gelungen wie etwa dessen offensichtliche, filmische Vorbilder im Independent Bereich Debra Graniks „Winter’s Bone“ oder Jeff Nichols‘ „Mud“. Langsam, holprig und streckenweise beinahe schmerzhaft zäh entspinnt sich eine wenig mitreißende Geschichte über Versagen, Hoffnungslosigkeit, Schuld und nicht zuletzt Rache, die jedoch nie die emotionale Tiefe eines gelungenen Dramas erreichen kann. Als besonders hinderlich erweisen sich in diesem Zusammenhang die vielen Rückblenden in die Zeit des Bürgerkrieges, die in ihrer Machart derart stümperhaft ausgefallen sind, dass sie eher an Reenactment-Veranstaltungen dieser Epoche, als an tatsächliche Rückblenden erinnern. Das wiederum wirkt äußerst unpassend und lässt sich von Beginn an nicht in das Gefüge des restlichen Films einfügen. Auch die verwirrenden Flashbacks rund um Leonard Shulers Entlassung wirken störend und ziehen die Handlung von „The World made straight“ (OT) nur unnötig in die Länge. Wofür grundsätzlich zwei Sätze ausreichend gewesen wären, benötigt Burris mehrere verwackelte Szenen.
Der Handlungsaufbau selbst ist so spannungsarm, überraschungslos und auf Pseudorealismus getrimmt, dass man sich beinahe in einer Dokumentation über das Einkaufs- und Paarungsverhalten von amerikanischen White-Trash-Teenagern der 70er Jahre versetzt fühlt. Dazu kommen abgehackte Gespräche, sprunghafte Szenenwechsel, wenig nachvollziehbare Aktionen der Hauptcharaktere und Figuren, die eingeführt und danach sang und klanglos wieder fallengelassen werden. Das alles ist sicherlich dem Wunsch geschuldet, den Streifen möglichst melancholisch, bedrückend und schlussendlich realistisch zu gestalten, treibt den Zuschauer jedoch auch dazu, Schritt für Schritt das Interesse an dem Film zu verlieren. Auch die Vorhersehbarkeit der Handlungsentwicklung und vor allem des Schlusstwists ernüchtern zutiefst. Da hilft es auch nicht viel, dass David Burris‘ „Zorniges Land“ ein Kapitel des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges aufschlägt, das eher unbekannt und vor allem in seinen Auswirkungen auf die Gegenwart höchst unterschätzt ist. Spannung kommt nämlich trotz dieser Tatsache in keinem Moment auf. Der Soundtrack ist vollgepackt mit bekannten Songs wie etwa 74-75 von den Connells, die für sich genommen eine Offenbarung sind, jedoch im Film so aufdringlich eingesetzt werden, dass sie die Stimmung eher zerstören als unterstützen.
Lediglich eine Szene des Films sticht ungemein positiv hervor. Countrylegende Steve Earle, als drogendealender Redneck Carlton Toomey, stimmt am Jahrmarkt eine a cappella Version des Gospel The Wayfaring Stranger an, die dem geneigten Zuschauer mit Sicherheit den Atem raubt. Leider bleibt es bei dieser einen herausragenden Szene. Der Rest des Streifens beschränkt sich auf langatmiges Gejammer, das gerne ein hyperintelligentes Drama wäre. Da gab es (vor allem) in den letzten Jahren etliche weit bessere White-Trash Dramen zu bestaunen.
Fazit
David Burris‘ „The World made straight” ist ein elegisches Drama, das gerne die Intensität von Debra Graniks „Winter’s Bone“ erreichen würde, jedoch an den eigenen Ansprüchen scheitert. Die Landschaftsaufnahmen sind bedrückend schön und die Schauspieler äußerst bemüht. Die zerfahrene – von Rückblenden durchzogene – Geschichte, der unglaublich langsame Handlungsaufbau, der vorhersehbare Schlusstwist, die holprige Inszenierung und der etwas zu omnipräsente Soundtrack stoßen das White-Trash-Backland-Drama jedoch trotz allem in die ungenießbare Unterdurchschnittlichkeit.
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