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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Wenn der Name Frankenstein in Misskredit gerät, sind alle Familienmitglieder aufgefordert, an der Rehabilitation mitzuwirken. So auch Enkel Frederik, angesehener Gehirnchirurg aus Baltimore. Doch ganz so einfach ist das nicht, wenn man auf Urgroßväterchens Schloss mit einem Faktotum zu tun hat, das dümmer ist als die Polizei erlaubt, und einem eine Assistentin zur Seite steht, deren körperliche Reize weit mehr hergeben als das blonde Köpfchen. So kann es nicht ausbleiben, dass es zu entsprechenden Pannen kommt, als man mit vereinten Kräften darangeht, nach den Plänen des Großvaters einen Kunstmenschen zusammenzubastlen. Als zu allem Überfluss auch noch Frederiks Verlobte auf dem Plan erscheint, geraten die Dinge total außer Kontrolle: Das Monster entwickelt sich zu einem wahren Intelligenzbolzen, während “Frankie Junior” in Sachen Potenz monströse Züge annimmt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Haltet ihn! Lasst ihn nicht in die Speisekammer!“

Mel Brooks (Frühling für Hitler) voll in seinem Element. Seit seinem vorangegangenen Werk Der Wilde Wilde Westen war der jüdische Spaßvogel bei praktisch jedem folgenden Film darauf bedacht, ein bestimmtes Genre  - voller Hochachtung, trotzdem alles andere als zurückhaltend – durch den Kakao zu ziehen. Nach dem Western war nun der klassische Horrorfilm an der Reihe. Und wie, denn die ersten Minuten könnten locker aus eben so einem stammen. Bis Gene Wilder (Die Frau in Rot) auf der Bildfläche erscheint und sofort klarstellt, dass sein Namen bitte nicht als Frankenstein auszusprechen ist, sondern als „Fronkensteen“. Schließlich will er sich distanzieren von dem, womit es sein werter Herr Großvater zu zweifelhaftem Ruhm gebracht hat. Schwierig, wenn man auch noch in der selben Branche tätig ist. Als er unverhofft zum neuen Schlossherr von Opas Experimenten-Residenz in der idyllischsten Ecke Rumäniens wird und nicht nur das Gemäuer, sondern gleich das gesammelte Wissen seines Ahnen wie dessen altes Personal erbt, kann er dem Reiz nicht wiederstehen. Er muss selbst Gott über Leben und Tod spielen, aber selbstverständlich wesentlich überlegter, vorsichtiger und verantwortungsbewusster als der alte Victor. Dumm nur, wenn man jemanden wie dem skurrilen Diener Igor – pardon, „Eigor“ (herrlich: Glubschauge Marty Feldman, Silent Movie, eine Laune der Natur) – das organisieren des Gehirns überlässt.

Obwohl im Vorspann (logisch) die literarische Vorlage von Mary Shelley als Inspirationsquelle genannt wird, Mel Brooks zitiert, parodiert und verbeugt sich viel mehr ausgiebig vor den beiden weltberühmten, filmischen Meisterwerken von James Whale: Frankenstein (1931) und Frankensteins Braut (1935). Natürlich fließen auch sämtliche, anderweitige Adaptionen irgendwie in das Endprodukt ein, nur den notwendigen, persiflierten Backround, den schnappt sich Brooks unmissverständlich bei Whale. Und der wäre mit Sicherheit stolz darauf gewesen, hätte er es noch erleben dürfen. Während sich bei vielen heutigen Veräppelungen die Ideengeber wie Opfer fühlen müssen aufgrund des oft miserablen, lieblosen Umgangs mit dem eigenen Schaffen, lässt Mel Brooks keinen Zweifel daran, wie sehr er die Vorlagen schätzt, verinnerlicht und sicher x-mal gesehen hat. Viel zu sehr ist er darauf bedacht, deren Atmosphäre teilweise auf gleichwertigem Niveau zu rekonstruieren, voller akribischer Details und einem schlicht famosen Setdesign, nur um im diesen wundervollen Ambiente dann über 100 Minuten blanken Unfug von der Kette zu lassen. Da geben sich manchmal schon sehr flacher Quatsch und einige ironisch-großartigen Spitzen die Klinke in die Hand. Voll-Nonsense und ein gewisses Niveau, das muss sich nicht beißen, bester Beleg dafür sind/waren die Kollegen von Monty Python. Mel Brooks war eine Zeitlang ihnen auf den Fersen. Nie – selbst zu seinen besten und ihren schlechtesten Zeiten – komplett auf Augenhöhe, aber die Unterschiede, sie waren mal nicht riesig.

Frankenstein Junior verfügt neben dem vor Spielfreude und Selbstironie übersprudelnden Cast (Oscargewinner und Megastar Gene Hackman, French Connection – Brennpunkt Brooklyn, schaut unangekündigt für einen der besten Momente als Überraschungsgast mal ganz nebenbei rein) über die notwendige Mischung aus Achtung und Anarchie. Beutet seine Ressourcen nicht peinlich aus und ist sichtlich darum bemüht, ihnen den gebührenden Respekt zu zollen. Zu bestaunen in der prachtvollen Inszenierung und ihren zahlreichen Details, aber auch in einigen der Gags, die trotz ihrer Albernheiten nie in Fäkal-Zoten münden müssen. Manche Situationen mögen banal erscheinen, zeichnen sich aber für Kenner der Originale als äußerst liebevoll aus. Wie entspannt die berühmte Kinder-Mord-Szene weggewippt wird, lässig. Und das Aufeinandertreffen mit dem Blinden, was zum Dinner im Dunkeln mit heißer Suppe wird, ist buchstäblich köstlich. Der Runningag mit der Aussprache (bei Frau Blüchler gehen jedesmal die Pferde durch) funktioniert als roter Faden auch noch prächtig. Besonders schön wird der Film Richtung Finale, wenn das Monster (Peter Boyle, Taxi Driver) und sein Schöpfer eine umwerfend Musical-Nummer hinlegen, selbst King Kong seine Würdigung erfährt und das Ende gar richtig rührend daherkommt. Spricht nur für das riesengroße Herz von Mel Brooks, der hiermit einen seiner besten Arbeiten ablieferte.

Fazit

Ein sehr guter Mel Brooks. Inszenatorisch gar hervorragend und äußerst respektvoll gegenüber der/den Vorlage(n). Stilistisch durchgehend hochwertig ist das natürlich nicht mehr als Nonsense, aber teilweise mit einem qualitativ hohen Parodie-Potenzial. Partiell echt witzig. Nicht immer umwerfend, dafür durchgehend sehr liebevoll adaptiert. Aus einer Zeit, als Spoof-Movies noch eine Wertigkeit besaßen und sich nicht als Instant-Billo-Müll eine Universal-Rechtfertigung anmaßten.

Kritik: Jacko Kunze

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