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Inhalt

‎Als die Menschen in Littlehampton skandalöse und obszöne Briefe erhalten, fällt der Verdacht sofort auf die feurige Rose, die das Sorgerecht für ihre Tochter verlieren könnte. Eine Gruppe von Frauen macht sich daran, das Rätsel zu lösen.‎

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In seinen besten Momenten kommt Thea Sharrocks (The Beautiful Game) spöttisches Sittenstück bestechend nah an eine Exposition sexistischer Segregation und sozialer Schismen als unabdingbarer Triebfeder der handlungstreibenden Hassbriefe. Jene wurden Anfang der Zwanziger im beschaulichen Städtchen Littlehampton über einen Zeitraum mehrerer Jahre tatsächlich verschickt; nicht etwa, wie entsprechend klassistischer Klischees angenommen, von der trinkfreudigen alleinerziehenden Mutter Rose Gooding (Jessie Buckley, Fingernails), sondern deren tugendsamer Bekannter Edith Swan (Olivia Colman, Große Erwartungen), deren Urheberschaft Jonny Sweets (Greed) süffisantes Skript viel zu früh verrät.

Dieses mutwillige Ersticken nicht nur jeglicher kriminalistischer Spannung, sondern auch psychologischer Ambivalenz der einander in personifizierte Polarität gegenübergestellten Hauptfiguren ist nicht der einzige eklatante Fehler des polemische Plots. Der bestärkt von Anfang an die moralischen und misogynen Vorurteile, die er vermeintlich widerlegen will. So erscheint Ediths sexuelle Unterdrückung durch ihren herrischen Vater (Timothy Spall, Fearless Flyers) und Neid auf Roses erfülltes Liebesleben eine Hauptmotivation für ihr Verfassen der mit aberwitzigen Obszönitäten angefüllten Botschaften, die Rose zugeschoben werden.

Dass auch die wiederholt als Altjungfer bezeichnete Protagonistin Schimpfworte kennt, dient wiederholt zu verklemmten Gags, die besser in die Handlungsära passen als in die Gegenwart. Die manifestiert sich dafür im Casting, dass die Problematik von Rassismus und Kolonialismus zugleich optisch heraufbeschwört, jedoch dramaturgisch hartnäckig ignoriert. Nach dem gleichen Muster flüchtet die oberflächliche Handlung vor den kontroversen Kernthemen wie Klassenkleinkrieg, pervertierter Prüderie und bourgeoisem Backlash gegen feministischen Fortschritt in eine bei aller Fluchfreudigkeit bezeichnend biedere Burleske.

Fazit

Eine weitere Glanzleistung Olivia Colemans sowie starke Nebenrollen Timothy Spalls und Anjana Vasans, kaschiert die systemkritischen und strukturellen Schwächen Thea Sharrocks holpriger Inszenierung. Mit pittoreskem Zeitkolorit, gefälligem Soundtrack und fragwürdiger Gutwilligkeit erinnert jene ironischerweise an die perfide Protagonistin. Trotz scheinheiligem Sympathisieren erscheinen die unteren Klassen einmal mehr vulgär, hypersexuell und bildungsfern und das diverse Casting dient der Ausblendung rassistischer Diskriminierung. Somit sagt die harmlose Posse tatsächlich etwas über Verklemmtheit und Verlogenheit - nur anders als beabsichtigt.

Kritik: Lida Bach

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