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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Nacht des 13. Novembers 2015 ändert für Antoine Leiris (Pierre Deladonchamps) alles. Bei einem Attentat im Pariser Club Bataclan verliert er Hélène (Camélia Jordana) die Liebe seines Lebens und Mutter seines erst siebzehn Monate alten Kindes. Noch völlig unter Schock trotzt er dem Terror und der Gewalt in einem bewegenden Social Media Post mit dem hoffnungsvollen Appell: „Meinen Hass bekommt ihr nicht!“. Seine Botschaft geht um die Welt und landet auf der Titelseite der Tageszeitung Le Monde. In einem surrealen Ausnahmezustand zwischen medialer Aufmerksamkeit und unendlicher Trauer, muss Antoine sich nun - vor allem seinem kleinen Sohn Melvil (Zoé Iorio) zuliebe - in der neuen Realität zurechtfinden.

Kritik

Eine Spur ungewollter Zynismus liegt im Titel Kilian Riedhofs (Sein letztes Rennen) zweiten Kinospielfilms, der so unvermeidlich scheint wie der ihm zugrunde liegende Bestseller. Dessen Ursprung ist ein Facebook-Post, den Antoine Leiris (hochemotional: Pierre Deladonchamps, Madame Claude) nur drei Tage nach dem 13. November 2015 veröffentlicht: ein offener Brief an die Attentäter des Bataclan, unter deren Opfern seine Frau Hélène (Camélia Jordana, Curiosa - Die Kunst der Verführung) war: Entmenschlichen der Attentäter, Selbstüberhöhung, Betonung seiner Vaterliebe, Appell an religiöse Gefühle, Dramatisierung des Sohnes.

Die Priorisieren des eigenen öffentlichen Images, die beiläufige Reduktion der Toten auf ihr Aussehen und ihre Funktion für ihn, das übergriffige Sprechen im Namen des Kindes, all dies wirkt selbst in einer überlastenden Situation fragwürdig. Doch er traf einen Nerv, wurde zehntausendfach geteilt. Leiris, der sich nun allein um Sohn Melvil (Zoé Iorio) kümmert, erhält quasi über Nacht öffentlichen Zuspruch, Medienaufmerksamkeit und einen Ausgangspunkt für die Schriftstellerkarriere, für die er gerade seinen Job zurückgestellt hat.

Beerdigung, Formalien, Melvil betreuen und den mit sich beschäftigten Leiris rund um die Uhr unterstützen, das müssen seine und Hélènes Verwandte. Er gibt Interviews, besucht Talk Shows, sonnt sich in Danksagungen. Bedenklich finden der Regisseur und sein Drehbuchautoren-Trio das nicht. Im Gegenteil wird die selbstfixierte Rücksichtslosigkeit des distinguierten weißen Mittelschicht-Mannes, der Hélènes Familie sogar den letzten Abschied verwehren will, aber ihre Unterstützung wie selbstverständlich beansprucht, mit allen inszentorischen Mittel des gediegenen Melodrams überhöht.

Fazit

Ja, Trauer ist ein zutiefst individueller Prozess. Aber wenn der erste Reflex eines Hinterbliebenen die öffentliche Selbstdarstellung auf Social Media ist, während er die schmerzlichen, zermürbenden Formalitäten den anderen Trauernden aufnötigt, sollte ein exklusiv mit dem Trauerprozess beschäftigtes Tatsachendrama dies zumindest kritisch reflektieren und kontextualisieren. Nichts dergleichen tut Kilian Riedhofs Buchverfilmung. Sentimentale Klischees ersetzen psychologischen Tiefgang, Heldenbilder überdecken charakterliche Ambivalenz. Die Instrumentalisierung realer Tragödien zur medialen Profilierung wird nicht problematisiert, sondern durch die schale Inszenierung fortgesetzt.

Kritik: Lida Bach

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