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Quelle: themoviedb.org
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Verfügbar auf

Mubi

Inhalt

Wie viele Kilo mag Fúsi auf die Waage bringen? Hundertfünfzig? Oder mehr? Niemand vermag es zu sagen, nicht einmal er selbst. Denn im Grunde lebt der 43-Jährige fast traumwandlerisch in den Tag hinein. Die Arbeit als Gepäckfahrer auf dem Flughafen erledigt er mit links, eine Freundin hatte er noch nie. Das Einzige, das ihn wirklich interessiert, sind die Schlachten des Zweiten Weltkriegs, die er mit kleinen Panzermodellen und Figuren nachstellt - zu Hause, in der Wohnung seiner Mutter, die ihm Refugium und Gefängnis zugleich ist. Als Fúsi einen Gutschein für die Tanzschule erhält, lernt er Sjöfn kennen. Auch so ein einsames Wesen mit tiefen seelischen Wunden. Fúsi, ungeübt im Umgang mit anderen Menschen, entscheidet sich instinktiv dafür, in beider Leben einzugreifen. Wenigstens ein bisschen. Das ist schon viel für den Riesen mit scheinbar schmalem Horizont und großem Herzen. Dagur Kári nähert sich seinem Protagonisten leise und zärtlich, legt die Schönheit seines Charakters frei und beschreibt die Emanzipation von innerer Bewegungslosigkeit und äußeren Zwängen. Trotz trauriger Momente feiert der Film die ungeahnten Überraschungen in jedem einzelnen Leben.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der isländische Film ist… Moment, isländischer Film? Die 330.000 Einwohner Insel im Nordatlantik ist für vieles bekannt. Beeindruckende Naturlandschaften, explodierende Vulkane und seit kurzem, Ministerpräsidenten mit Briefkastenfirmen. Doch nicht unbedingt für eine lebhafte Filmszene will man meinen. Da meint man aber durchaus falsch, denn in den vergangenen Jahr(zehnt)en konnten diverse Filme erfolgreiche Festivalteilnahmen und sogar deutsche Kinoauswertungen (und das will bekanntlich was heißen) feiern. Dabei begrenzt sich der Kreis der Filmschaffenden auf einen recht überschaubaren Kreis, der immer wieder für aufmerksam sorgt.

Der Regisseur von Virgin Mountain ist ebenfalls ein alter Bekannter. Seit seinem Debut Noi the Albino aus dem Jahr 2003 ist Dagur Kári eine feste Größe im isländischen Film. Für seinen jüngsten Film Virgin Mountain (Fúsi) nahm er sich wahrhaft Großem an und besetzte die Hauptrolle mit dem recht beleibten Gunnar Jónsson, den er schon bei der Drehbucherstellung bereits im Kopf hatte.   Dein sein titelgebender Charakter ein übergewichtiger Trauerkloß ist, erschließt sich dabei in der ersten Minute Film. In seinem Drama umschifft Kári gekonnt die tückische Klischee-Klippen und zeichnet einen warmherzigen Anithelden.

Fúri ist fett, arbeitet bei der Gepäckabfertigung und wohnt noch zu Hause. Die gedanklichen Vorurteils-Fallstricke sind gelegt und nur zu leicht fällt man über sie.  Seine Freizeit verbringt er mit dem maßstabsgetreuen Nachbau von Schlachten aus dem 2. Weltkrieg, bei dem der Ausgang per Würfelwurf entschieden wird. Der Mittvierziger scheint sich an diese Art Leben gewohnt zu haben, längst prallen die Sticheleien und Gemeinheiten seiner Kollegen teilnahmslos an ihm ab. Bis der als sozial inkompatibel zu bezeichnende Fúsi widerwillig an dem Tanzkurs teilnimmt, der sein Leben verändern sollte, habe wir als Zuschauer schon einen ziemlich genaue Eindruck davon, wie Fúsis Leben bisher verlief und wohl noch verlaufen wird. Natürlich lernt er eine Frau kennen und natürlich stellt die sein bisheriges Leben auf den Kopf. Dabei geht der Film bewusst entschleunigt vor, in der Kürze des Films (93 Minuten) wird der Eindruck erweckt, alle Zeit der Welt zu haben.

In kleinen Schritten wird die entstehende Beziehung von Fúsi und seiner Freundin Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) erzählt. Dabei wird diese auf ungeahnte Proben gestellt, denn es kristallisiert sich heraus: Sjöfn ist manisch-depressiv. Im einen Moment spricht sie vom Umzug in eine gemeinsame Wohnung, im anderen Moment sitzt sie abgeschottet im Besenschrank. Dass Fúsi generell sehr unerfahren ist und dabei darauf bedacht ist, niemanden zu nahe zu treten, hilft ebenso wenig wie die Anfeindungen der klammernden Mutter. Der lakonische Grundton und die durchaus vorhandene Monotonie des Films können bei actiongewohnten Publikum für Irritationen und Langeweile sorgen, bieten aber auch Platz, die eigenen Gedanken auf die Welt der Charaktere zu übertragen.

Fazit

Über den deutschen Verleihtitel lässt sich streiten. „Virgin Mountain“, der jungfräuliche Berg (von Mann), setzt eine zu starke und eindeutige Fixierung auf die Sexualität, bzw. nicht ausgelebte Sexualität des Hauptcharakters. Dass einen Menschen aber mehr aus macht, als nur, wo und wie oft er seinen Lümmel benutzt, dürfte klar sein, wird durch Fúsi aber bewusst entschleunigt portätiert.

Kritik: Magnus Knoll

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