Ein Film, in dem Nicolas Cage (Adaption) mitspielt, ist im besten Fall immer ein Nicolas-Cage-Film. Ganz egal, welcher große Regisseur mit beachtlicher Reputation für das Werk verantwortlich ist oder welche anderen großen Namen noch im Cast enthalten sind, gegen das einzigartige Schauspiel von Cage ist nichts und niemand gewachsen. Wer einen Beweis möchte, muss sich nur Robert Biermans (The Moonstone) Vampire's Kiss ansehen, ein Film, der als absoluter Inbegriff für den mittlerweile weit verbreiteten Begriff des "Crazy Cage" gelten darf.
Hier verkörpert der Schauspieler einen erfolgreichen Literaturagenten, der seine Freizeit überwiegend damit verbringt, das Geld, welches Peter Loew im Überfluss besitzt, in schicken Clubs zu verprassen, mit Frauen zu flirten und idealerweise einen One-Night-Stand nach dem anderen zu landen. Bei der aktuellen Bekanntschaft, die sich Peter mit in seine Wohnung nimmt, verläuft alles etwas anders, als ihn die Dame beim Liebesspiel in den Hals beißt. Fortan benimmt sich der Yuppie zunehmend seltsamer, leidet unter extremen Stimmungsschwankungen und wird vor allem für seine arme Sekretärin, deren Aufgabe, einen bestimmten Vertrag aus den Akten herauszusuchen, sich als Höllentrip gestaltet, und für seine Psychiaterin zur unberechenbaren Zumutung.
Mit jedem anderen Darsteller in der Hauptrolle wäre Vampire's Kiss kaum mehr als ein sonderbarer Genre-Hybrid, bei dem Drehbuchautor Joseph Minion zynisch-satirische Töne gegen die Yuppie-Dekadenz der 80er-Jahre mit bizarren, schwarzhumorigen Comedy-Elementen kreuzt. Dass die Hauptfigur tatsächlich von einem Vampir in Frauengestalt gebissen wurde und sich nun langsam selbst in ein mystisches Geschöpf der Nacht verwandelt, darf angezweifelt werden, denn bereits von Anfang an wird Peter als psychisch labiler Mensch gezeichnet, der schleichend, aber dafür umso heftiger dem Wahnsinn verfällt. Wirkliche Relevanz und einen zugleich unschlagbaren Sonderstatus erhält der Streifen aber endgültig durch seinen Hauptdarsteller.
Wie Cage jede Gefühlsschwankung und sämtliche, hysterische Aussetzer seines Charakters verkörpert, lässt sich mit Worten kaum beschreiben und kommt einem manischen, wahnhaften Exzess gleich. In derart überdrehter, aufgekratzter Form durfte man dem Schauspieler selten zuschauen, wenn er wie ein Geisteskranker die Augen aufreißt, in Schreikrämpfe verfällt, absurde Grimassen schneidet oder im Finale schließlich völlig ins fantasierende Delirium abgleitet.
In vielerlei Hinsicht weist Vampire's Kiss durchaus Parallelen zu Mary Harrons (Die Sehnsucht der Falter) American Psycho, der Adaption des Bestsellers von Bret Easton Ellis (The Canyons) auf, wenn grotesk überspitzte Dekadenz auf psychotischen Wahnsinn trifft. Da verwundert es kaum, dass Christian Bale (Batman Begins), der Patrick Bateman spielte, Cages Performance in Biermans Film als größte Inspiration für seine Darstellung des völlig abgestumpften, psychopathischen Wall-Street-Serienmörders bezeichnete. Auch wenn sich die Handlung dieses Films irgendwann nur noch im Kreis dreht, ist es alleinig Cage zu verdanken, dass Vampire's Kiss zu einem selten gesehenen Kuriosum mutiert, das an den Kassen gefloppt ist, aber nachträglich zum Kultfilm erklärt wurde.