Inhalt
Adam ist ein scheinbar normaler junger Mann, der bescheiden lebt und Tag für Tag versucht, über die Runden zu kommen. Doch er existiert in einem Universum jenseits unserer Vorstellungskraft. Adam ist leicht romantisch veranlagt und so hält er an der Erinnerung an ein Mädchen, das er einst als kleiner Junge getroffen hat, fest. Doch Eden stammt aus einer anderen Welt - ein umgekehrter und wohlhabender Kosmos mit seiner eigenen Schwerkraft. Dieser liegt direkt über seiner eigenen Welt und ist unerreichbar für ihn. Und jeder Kontakt zu Eden ein Tabu, da der Kontakt zwischen den Bewohnern beider Erden von der Regierung strengstens untersagt ist. Doch als Adam eines Tages die erwachsene Eden im Fernsehen sieht, ist er entschlossen, sie zurück zu bekommen. Adam und Eden treffen sich heimlich wieder, aus einer kindlichen Liebelei entwickelt sich eine unerlaubte Liebe. Adam beschließt, irgendwie endgültig in Edens Welt zu gelangen. Und weder die Gesetze der Schwerkraft, noch die Gesetze der Welt können ihn aufhalten.
Kritik
Innovative Lovestories sind gar nicht so einfach zu finden – vor allem nicht im Kino. Meist gelingt die Kreation dessen, wenn sich der Film gerade nicht auf die Romantik konzentriert. Liegt der Fokus explizit bei den 'Liebesfilmen' und 'romantischen Komödien', so sind die Enttäuschungen recht häufig. Ausnahmen bestätigen die Regel: Marc Webbs „(500) Days of Summer“, Zach Braffs „Garden State“ oder Jason Reitmans „Juno“ sind ausnahmslos wundervolle Beispiele, dass die Romanze noch nicht totgeschrieben ist. Der bis dato eher unbekannte Regisseur Juan Diego Solanas beschreitet mit seinem vierten Spielfilm „Upside Down“ einen per se ebenso vielversprechenden Weg, um der langweiligen Liebesinszenierung zu entkommen.
Es ist die Optik, die anfänglich heraussticht und als größter Beitrag des Films gesehen werden kann. Denn der Name ist Programm: Adam (Jim Sturgess) lebt in der lower world und liebt Eden (Kirsten Dunst). Eden lebt in der upper world und liebt Adam. Bekanntes Schemata: zwei Liebende, die aufgrund geografischer und/oder gesetzlicher und/oder gesellschaftlicher Restriktionen nicht zusammen sein dürfen. Die Abläufe solcher Geschichten sind bekannt, das Ende vorhersehbar und die Läuterung unabdingbar. Nichtsdestotrotz kann mit Einfallsreichtum und einem beachtlichen Handlungsverlauf viel gewonnen werden. Regisseur Solana verpasst in „Upside Down“ leider letzteren Punkt. Somit wird die gelungene Bildkomposition nicht genügend mit Handlung und Tiefe gefüttert, sodass nach dem ersten Staunen schnell die Ernüchterung einstellt.
Dabei sei gesagt, dass die Darstellung der zwei existierenden Welten überaus gelungen ist. Es scheint wie das Endresultat des Gedankenspiels aus „Inception“, wenn sich Gebäude spiegelverkehrt, aber deckungsgleich übereinander befinden. Ebenso gelingt der Wechsel zwischen den Welten, den Adam zugunsten von Eden das ein oder andere Mal überwinden muss, optisch eindrucksvoll. Das mag zwar besonders in Gesprächssituationen ein wenig verwirrend sein, baut aber im Laufe des Films einen gewissen Charme auf. Zu diesem tragen auch die beiden Hauptdarsteller bei: während Kirsten Dunst („Mona Lisas Lächeln“) das schöne Liebchen spielt und vor allem hübsch sein darf, ist es der Wechsel von kindlicher Naivität, Verliebtheit und zugleich Trauer und Wut, welcher Jim Sturgess („Cloud Atlas“) schnell sympathisch macht und zur Identifikationsfigur erhebt.
Sein Kämpfen um die Liebe in den Missständen zwischen den Welten bleibt allerdings leider auf körperliche Schmerzen – durch langsam verglühende Gegenstände, welche ihn in Edens Welt halten – beschränkt. Obwohl der übermächtige Gegner, „TransWorld“, einen Namen – aber kein konkretes Gesicht – hat und ein Vergleich mit diversen omnipotenten Firmen dieser Welt quasi auf der Hand liegt, vermeidet Solana eine weiterführende, tiefergehende Auseinandersetzung. Gerade in Zeiten weltweit-operierender Pharmakonzerne und unmoralischer Öl-Aneignungsmethoden, hätten gewisse Aspekte „Upside Down“ mit einer wertvollen ethischen Ebene ausstatten können. Doch an jenen Punkten wird sich nur abermals auf den illusorischen Weltensprung von Adam konzentriert, um langsam eintönig erneut zu beweisen, dass „Upside Down“ zumindest ein optisches Spektakel sein kann.
Blu-ray (abseits der Wertung):
Bild- und Tonqualität der Blu-ray sind einwandfrei, man kann sich also beruhigt vor dem Homescreen von den imposanten Bildern berieseln lassen. Das Menü fällt weniger kreativ aus, dafür sind die Specials durchaus gelungen. Sowohl das halbstündige Making-Of, welches interessante Einblicke in die Entstehung des Films und der Effekte ermöglicht, als auch die Storyboard- und Previsualizationaufnahmen, die u.a. den Ursprünglichen Anfang des Films zeigen, sind einen Blick wert. Die Interviews mit Cast und Crew können sich ebenfalls sehen lassen. Vor den Entfallenen Szenen und der B-Roll kann man das leider nicht behaupten. Mit 2 Minuten Laufzeit sehen wir kaum etwas neues und von Rellevanz sind die Szenen ohnehin nicht. Die B-Roll zeigt lediglich einige unlustige Pannen beim Dreh und hätten auch problemlos gestrichen werden können. Schade ist vor allem, dass man das Zusatzmaterial lediglich in SD sichten kann.
Fazit
Nach kurzem Staunen folgt schnell das Gähnen – Regisseur Solanas Idee von einer interessanten Aufmachung ist in „Upside Down“ zu spüren. Um nicht nur einer filmischen Themenpark-Attraktion zu ähneln, hätte story-technisch noch so einiges herausgeholt werden müssen.
Autor: Philipp Schleinig