Über Rob Zombie streiten sich die Geister. Sicher auch musikalisch, noch mehr aber über seine Fähigkeiten im filmischen Metier. Mit seinem 2003 erschienenen Debütfilm Haus der 1000 Leichen scharrte er sowohl aus dem Stehgreif eine ihm zu Füßen liegenden Fanbase um sich, vergraulte im Umkehrschluss aber auch eine nicht geringe Menge Zusehende, die seine wüste Geisterbahnfahrt komplett ablehnten. Mit dessem ultra-drastischen Sequel The Devil’s Rejects ging die Schere sicher noch weiter auseinander, während er sich mit seinem Remake Halloween aus dem Jahr 2007 sogar für kommerziell interessantere Aufgaben qualifizierte. Ausgerechnet dessen Sequel sollte aber für den endgültigen Bruch mit allen normalen Sehgewohnheiten sorgen. Für viele gilt diese extrem eigene Interpretation des Stoffs gar als Blasphemie, für eine klare Minderheit (wie den Autor dieser Zeilen) ist dies nicht nur sein mit Abstand bester Film, sondern sogar der mit Abstand beste Nachzügler zu John Carpenter’s einzigartigem Klassiker. Danach wurde es nur noch komplizierter: sein Hexenzirkel The Lords of Salem war unglaublich wild und experimentell, aber für den Massengeschmack aber schlicht nicht verwendbar, während er seine Jünger damit immer noch weitestgehend abholen konnte. 31- A Rob Zombie Film war dann leider nicht mehr als ein konfuses Brainstorming ohne roten Faden und 3 From Hell, der Abschluss seiner Firefly-Trilogie, schien ihn lediglich noch künstlich am Leben zu erhalten.
Die Ankündigung einer Leinwandadaption der 60er-Jahre Kult-Comedy The Munsters vor wenigen Jahren erschien für Rob Zombie im ersten Moment völlig untypisch und überraschend, dabei war dies eigentlich schon immer sein unerfülltes Herzensprojekt. Bereits vor Haus der 1000 Leichen arbeitete er an diesem Projekt, konnte es nur nie in die Tat umsetzen. Ausgerechnet jetzt, nach fast 20 ziemlich kontroversen Jahren im Business und der Etablierung als eigensinniger, unkonventioneller und vor allem nicht jugendfreier Filmemacher, nun also seine Version der auch in Deutschland sehr erfolgreichen Gothic-Sitcom rund um Frankensteins-Monster-Verschnitt Herman (Jeff Daniel Phillips, Christmas Bloody Christmas), sein angebetetes Frankensteins-Braut-Weib Lily (wer sonst: Sheri Moon Zombie) und den grantelnden Schwiegervater-Dracula-Verschnitt (Daniel Roebuck, Terrifier 3). Diese Fassung versteht sich mehr oder weniger als Origins-Version, dreht es sich doch um die „Geburt“ von Herman und das Kennen- und Liebenlernen des morbiden Traumpaars, dem wir in der Serie bereits als intakte Familie begegneten.
Das mag als Idee alles sogar ganz interessant klingen, schließlich wurde schon (die ewige Konkurrenz) Addams Family dreißig Jahre zuvor sehr erfolgreich neu aufgelegt, aber bei Rob Zombie muss einem schon klar sein, dass es so aalglatt kaum laufen wird. Das ist auch vollkommen in Ordnung, seine große Stärke liegt eindeutig in der Durchsetzung seiner eigenen Vision, völlig losgelöst von Erwartungshaltungen und Gepflogenheiten (deswegen nochmal: Halloween II, sein Citizen Kane). Aber mit was man hier konfrontiert wird, erfordert deutlich mehr als nur Aufgeschlossenheit und Mut zur Lücke. Es ist ein absurder, degenerierter Fiebertraum. Aufwändiges Cosplay zwischen Lobotomie, ungesundem LSD-Missbrauch und Kindergeburtstag bei McDonalds. Das ist von der ersten Minute an so dermaßen bescheuert, dass man auf diesen Zug vermutlich nur bedingungslos aufspringen und ab ins Abenteuerland rauschen kann, oder gnadenlos von ihm überrollt wird. Dazwischen gibt es nichts und dementsprechend dürfte klar sein, dass (erneut) der Großteil des Publikums nur irritiert auf den Gleisen kleben bleibt.
Es ist einfach komplett geisteskrank, mit was man sich hier auseinandersetzen muss. Optisch ist das durchaus spannend. Zombie wollte es – ganz in der Tradition der Serie – in Schwarz/Weiß drehen, da machte das Studio aber nicht mit. Was ist die Konsequenz? Ein Beleuchtungs- und Farbgebungs-Overkill, gegen den Suspiria und Satanas – Das Schloß der blutigen Bestie wirken wie mit Deckweiß zugekleistert. Das ist alles ziemlich schön, der Rest wäre mit konfus, anstrengend und nichtssagend noch höflich umschrieben. Der „Plot“ ist ein Torso, der Humor ist tiefergelegter als jede Grabstelle, trotzdem dauert dieser Wahnsinn fast 2 Stunden und am Ende fühlt man sich fast schon geschändet. Zudem wird diesmal gnadenlos offengelegt, was für eine talentlose Darstellerin Sheri Moon Zombie wirklich ist. Wenn sie mal nicht die White-Trash-Psycho-Bitch runterrotzt, ist sie vollkommen lost (woran das wohl liegen mag?). An so was wie Handlung oder darstellerischen Leistungen sollte man so einen Film natürlich nie bewerten, aber was bleibt am Ende denn noch Greifbares übrig? Eben, rein gar nichts. Es ist eine wirre Aneinanderreihung von dämlichen Sketchversuchen und eine einzige Zurschaustellung der eigenen Fack-U-Attitüde. Das mag versprengte Individuen (hoffentlich) erreichen, ein sonst immer sehr optimistischer Zombie-Jünger streicht hier aber entnervt die Segel. Gute Reise.