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Jill (Keke Palmer) und James (Daniel Kaluuya) sind die Eigentümer einer Farm für Hollywood-Filmpferde. Ihre kalifornische Haywood-Ranch, weitab von den ersten Anzeichen menschlicher Zivilisation, ist bereits seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Eines Nachts beobachten sie auf ihrem Land schockierende Phänomene, für die es keinerlei Erklärung zu geben scheint. Dabei ahnen sie nicht, dass es sich nur um die Vorboten eines grauenerregenden Geheimnisses handelt ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Als Betty und Barney Hill im September 1961 davon berichteten, nach einer Urlaubsreise auf der Heimfahrt im Süden von New Hampshire einem mysteriösen, fliegenden Objekt begegnet zu sein, dessen Insassen, von dem Paar als humanoide Wesen beschrieben, sie entführt und wieder frei gelassen hätten, wurde die Welt Zeuge zweier Spektakel: zum einen des Spektakels des vermeintlich ersten Kontaktes mit einer erdfernen Lebensform, wobei die Beschreibungen des amerikanischen Ehepaares sowohl des UFOs, als auch der Aliens, die Darstellung beider Erscheinungen in der Pop-Kultur maßgeblich prägen sollten. Zum anderen war da das Spektakel um das Paar selbst und die Reaktionen der Öffentlichkeit, welche diese extraterrestrische Sichtung irgendwie zu verstehen versuchte: als Psychose, als Einbildung, als Betrugsversuch, das ganze Register an Erklärungsversuchen wurde herangezogen. In den 1960ern beschränkte sich dieses Spektakel noch auf die Ebene der damals vorhandenen Medien. Es beschleicht einen das Gefühl, dass es in unserer Gegenwart, welche von einer gigantischen medialen Überflutung durch Internet und Social Media geprägt ist, gar keines Alien-Kontaktes mehr bedarf, um ein vergleichbares, öffentliches Echo auszulösen, wird doch jedes banalste öffentliche Ereignis inzwischen in jedem Forum oder Message Board zum Diskurs um den Stand der Welt aufgeblasen. Spätestens seit 2020 und der COVID-19 Pandemie ist die Welt in eine permanente Essentialisierung verfallen, in der jedes Ereignis innerhalb der Öffentlichkeit als Spektakel um das nahende Ende der Welt verstanden wird. 

Filmregisseur Jordan Peele (Get Out, Wir) etwa beschrieb als Inspiration für seinen dritten Spielfilm Nope (Not Of Planet Earth) das Mindset um das Jahr 2020 als „endless cycle of grim, inescapable tragedy,“ ausgelöst von einer Besessenheit vom Spektakel des Untergangs. Vom Schrecken, sich nicht abwenden zu können, handelt schließlich sein spektakulär inszenierter Film. Wo sonst könnte sich ein solches Spektakel abspielen, wenn nicht in Hollywood, sei es auch an dessen Rändern: In der Wüste von Kalifornien unterhält das Geschwisterpaar Em (Keke Palmer, Hustlers) und O.J. (Daniel Kaluuya, Judas and the Black Messiah) eine Pferderanch für Filmdrehs. Eines Abends werden sie Zeugen eines schwebenden Objektes in den Wolken, welches bei näherer Betrachtung der Beschreibung ungewöhnlichen Sichtung des Hill-Ehepaares ähnelt. Eine Entität nimmt dieses Land ein: Plötzliche Stromausfälle und durchdrehende Tiere sind erst der Anfang. Als der Schrecken immer mehr zunimmt, haben die Geschwister schließlich genug: Sie müssen sich dem Spektakel stellen. Um es quasi einzufangen, müssen sie es auf Zelluloid bannen. Vergleichbar mit dem Motiv der Kamera in Get Out, dessen Betätigung den ins „Sunken Place“ verbannten Geist für einen Moment befreit, symbolisiert die Begegnung mit dem observierenden Auge hier die Überwindung des Spektakels durch Rationalisierung. Nope kann auf dieser thematischen Ebene, ähnlich wie Christoper NolansInception oder auch Quentin TarantinosOnce Upon A Time…in Hollywood, als Allegorie auf den Dreh eines Filmes verstanden werden. Jenem Anspruch des überwältigenden Spektakels des Schreckens, eine Thematik, die Peele eingangs durch ein Bibelzitat als Eröffnung etabliert, wird jede Begegnung mit dem vermeintlichen Raumschiff im Film mehr als gerecht, wenn die gigantischen, in ihrer Brennweite nahezu endlos wirkenden 65mm-Bilder von Kameramann Hoyte van Hoytema (Interstellar) den Himmel zur oppressiven Macht mutieren lassen. 

All jene beschriebenen thematischen, metaphorischen und allegorischen Ebenen des Filmes entstehen wundervoll organisch in jeder Szene der direkten Begegnung mit dem, im Sinne von H.P. Lovecraft, unbeschreiblichen Schrecken, wie auch in dessen unheilvollen, unsichtbaren Näherung. In den Szenen abseits des Raumschiffes um die Etablierung der Charaktere und ihrer Hintergründe wie auch des Settings ist es leider umso ärgerlicher, dass Peele seinen Bildern scheinbar nicht genügend vertraut. Insbesondere in der ersten Hälfte überfüttert er seinen Film mit thematischen Mehrdeutigkeiten und narrativen Ebenen, die allesamt den Film überladen. So verweist Peele bereits in seiner Eröffnungsszene auf einen Plot um einen traumatischen Unfall am Set einer Fernsehsendung hin. Obgleich ebenfalls spektakulär und markerschütternd inszeniert, hätte dieser Plot fast Stoff für einen weiteren Film abgegeben und fügt sich nur schwerlich in den Rest des Filmes ein, außer dass er ein Sub-Thema des Filmes – den Umgang mit Tieren im Showbusiness – mit der Begegnung mit Außerirdischen verknüpft. Das ist thematisch mehr als interessant, gestaltet sich auf narrativer Ebene aber holprig. Peele, der sich innerhalb relativ weniger Filme als einer der wegweisenden und markantesten Stimmen der gegenwärtigen Filmlandschaft erwiesen hat, wird in seiner Inszenierung immer sicherer, scheint aber immer noch zu glauben, sein Publikum von der Dringlichkeit seiner filmisch verhandelnden Themen überzeugen zu müssen und liefert deswegen zu viele Kontexte. Dem Spaß des Filmes tut dies, zum Glück, spätestens in seinem fulminanten Finale nur wenig Abbruch, aber es könnte auch an dem Ansatz des Filmes liegen, das Spektakel zu bezwingen, weswegen er sein eigenes Spektakel immerzu rahmen muss.

Fazit

„Nope“ bildet, trotz thematischer und kontextueller Überladung, das stilsicherste Werk seines kreativen Schöpfers. Jordan Peeles inszenatorisches Geschick und seine Ambition erhöhen diese Begegnung mit dem Unbekannten zum nervenaufreibenden, wie bombastischen Spektakel.

Kritik: Jakob Jurisch

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