{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

London, 1902: Der seit Ewigkeiten in einer lieblosen Ehe gefangene Philip Marshall lernt die hinreißende Mary kennen und lieben, doch seine tyrannische Ehefrau willigt nicht in die Trennung ein. Als am Weihnachtsabend die Situation eskaliert, tötet Philip sie im Affekt und lässt es nach einem Unfall aussehen. Doch natürlich bleiben unangenehme Nachfragen nicht aus, besonders von einem hartnäckigen Inspektor.

  • Qm3voekfl2irsg4jbfgdaor5jky
  • Ebwrpndhgodnrblrze90oep6fvc
  • 17dieoiuxrne5syao0ops9afqtz
  • Ciyijfppr6xm1vbvpkiyjraiube
Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Ich habe niemals in meinem Leben einem Menschen wehtun wollen!“

Das kann, darf und vor allem will man Philip Marshall (Charles Laughton; Zeugin der Anklage) sofort glauben. Der pummelige, gutherzige Geschäftsführer eines Tabakladens hat sich Zeit seines Lebens in Demut und Rücksichtnahme geübt…oder besser gefügt. Denn die Ehe mit seiner jähzornigen, biestigen Gemahlin Cora (ekelhaft gut: Rosalind Iva; Straße der Versuchung) war alles andere als von Liebe geprägt oder wenigstens angenehm auszuhalten. Nachdem sie nun auch Sohnemann John aus dem Haus vergrault hat, gibt es für Philip keine Gründe mehr für gespielte Zweisamkeit, die ihnen eh keiner abnehmen kann. Er zieht aus dem gemeinsamen Schlafzimmer den Gang hinüber in Johns ehemaliges Kämmerchen. Eine Trennung im Kleinen, die schneller als gedacht in die nächste Runde gehen soll, doch genau das gestaltet sich als äußerst schwierig. Und da Scheidungen oder sogar nur der Verdacht auf außereheliche Aktivitäten zu Zeiten der letzten Jahrhundertwende ganze Existenzen vernichten konnte, lässt sich der sonst so brave und ehrenvolle Mann – in der direkten Bedrohungssituation – zu einer Verzweiflungstat hinreißen. Trotzdem: Mord bleibt Mord.

Nach dem stilistisch schon ordentlichen, von der Prämisse interessanten, letztlich aufgrund des schwachen Skripts leider verunglückten Zeuge gesucht kann Robert Siodmak (Die Ratten) mit Unter Verdacht einen nun wirklich gelungenen Beitrag zum Genre des Film Noir abliefern, gerade da er sich etwas von dessen als typisch angesehenen Ingredienzien abhebt. Einem klaren Gut-Böse-Schema unterliegt der Film (maximal vom rein juristischen Standpunkt) nicht, ebenso wenig ist es die moralisch halbdunkle Ballade vom ambivalenten Gangster, dem nur grauen unter tiefschwarzen Schafen. Philip Marshall ist ein guter, ein anständiger Mensch. Vielleicht etwas zu sehr. Weshalb er immer die andere Wange hinhielt. In erster Linie, um seines Sohnes Willen die grauenhafte Ehe mit dem Hausdrachen zum Schein aufrecht zu erhalten. Als sich das erledigt hat und er zeitgleich endlich die wundervolle, liebevolle Mary (Ella Raines; auch schon in Zeuge gesucht zu sehen) kennen lernt, kommt eins zum anderen. Allerdings nicht in einem rein selbstbezogenen Akt der „Befreiung“. Marshall wäre sogar bereit, das späte und unverhoffte Glück aufzugeben. Erst als er nicht nur seine, sondern auch die Zukunft seiner Angebeteten bedroht sieht, greift er zum schwersten Stock, den der Schirmständer hergibt.

Unter Verdacht will Mord keinesfalls gutheißen, verschafft seinem Protagonisten für dessen Verbrechen nur mehr als ein rein egoistisches Motiv, das abseits des emotionalen (und da bereits nachvollziehbaren) Konflikts ihn über die klassische Täterrolle hebt. Er ist schuldig, aber kein eiskalter, berechnender Killer. Und das versetzt den Zuschauer in eine nicht übliche Position. Anstatt den Mörder seine gerechte Straffe zu gönnen, wünscht man ihm ungeschoren davon zu kommen. Selbst als der Rattenschwanz eines vertuschten Verbrechens gewisse „Folgeerscheinungen“ zwangsläufig mit sich bringt. Da der Film es versteht, seinen Anti-Helden selbst dann nicht aus seinen charakterlich so wichtigen Angeln zu heben. Was zu einem clever aufgebauten und leicht offenem Ende führt, welches diese Diskrepanz entscheidend für sich zu nutzen weiß. Bis dahin trägt der abermals großartige Charles Laughton den Film auf seinen breiten Schultern; diesmal mehr melancholisch-hoffnungsvoller Teddybär als gerissener Schurke, was er beides und alles dazwischen in seiner Karriere mehrfach eindrucksvoll präsentieren konnte.

Fazit

Zwischen tragischer Liebesgeschichte, Thriller und moralischer Charakterstudie findet Robert Siodmak eine nicht übliche und auch dadurch hochinteressante Mitte. Seine ungewohnte Perspektive, das damit einhergehende, nicht (und eigentlich doch) eindeutige Identifikationspotenzial, die schönen, stimmungsvollen Fotographien und besonders der wuchtigen Leinwandbolzen Charles Laughton machen Unter Verdacht zu einem sehenswerten Genrebeitrag, der sicher nicht immer gleich genannt wird. Darum auch hier in den Geheimtipps anzufinden.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×