Das kommerzielle Ereignis des Black Friday wird 2023 gleich zweifach im Kinosaal kritisch beleuchtet: einmal in Eli Roths Slasher-Splatter Thanksgiving und in der französischen Produktion Black Friday for Future von Olivier Nakache und Éric Toledano, den kreativen Köpfen hinter dem internationalen Erfolg Ziemlich beste Freunde. Beide Werke setzen zu Beginn auf die Darstellung, wie die Aussicht auf reduzierte Produkte uns Menschen in eine unüberlegte Masse verwandelt. Während in Frankreich klassische Musik unterlegte Zeitlupenbilder diese Thematik umrahmen, spielt Roth mit verstörenden Elementen wie aufgeschlitzten Kehlen, gebrochenen Knochen und Skalpierung. Hierbei setzt er nicht nur einen intensiveren, sondern auch wirkungsvolleren Unterstrich als bei Black Friday for Future, einem Titel, der dem deutschen Verleih wohl eher peinliche Dankbarkeit schuldet. Der Originaltitel Une année difficile, übersetzt als Ein Schwieriges Jahr, erscheint passender.
Ein interessantes Element des deutschen Titels liegt in der implizierten Aussage, dass die Protestbewegung "Friday for Future" tatsächlich eine zentrale Thematik des Films sei. Dies erweist sich jedoch als Trugschluss. Zwar werden Demonstrationen thematisiert, doch der Film zeigt wenig Interesse an den Inhalten dieser Proteste. Die Komödie scheint alles Menschliche lediglich als Mittel zum Zweck zu nutzen, um die Handlung voranzutreiben. Wiederholt gibt die Geschichte vor, sich für die Figuren und ihre Probleme zu interessieren, doch dies erweist sich als Illusion. Themen wie Trauer, Depression und Trennung werden angedeutet, aber nicht vertieft, obwohl sie oft als Motivation dienen. Die zentrale Frage, die wie eine Aorta des Scheiterns über dem Film schwebt, lautet: Was soll das alles?
Es bleibt unklar, warum der Film die Sorgen seiner Charaktere ernst nimmt, sie jedoch gleichzeitig der Lächerlichkeit preisgibt. Die Einbindung von Themen wie Insolvenz und Geldprobleme wirkt fragwürdig, besonders wenn daraus banale Gags entstehen, wie etwa wenn ein Schuldenberater (Mathieu Amalric, Schmetterling und Taucherglocke) versucht, in ein Casino zu gelangen, aber aufgrund seiner Spielsucht keinen Zutritt erhält. Ebenso widersprüchlich ist die Darstellung einer Aktivistin, die gegen Kommerzialisierung und Kapitalismus ist, aber allein in einer teuren Pariser Altbauwohnung lebt. Der Film missbraucht sogar die Covid-19-Pandemie für ein seltsames und unpassendes Ende, das die Enttäuschung über den Film noch verstärkt.
Die Frage, für wen dieser Film gemacht ist, bleibt unbeantwortet. Gegner von Protestbewegungen wie "Friday for Future" werden hier keine satirischen Spitzen finden, da der Film brav genug ist, um keine klaren Standpunkte einzunehmen. Gleichzeitig erhalten Befürworter und Anhänger der Bewegung keine Gründe zur Freude. Black Friday for Future ist nicht wertfrei, was grundsätzlich akzeptabel wäre, aber vielmehr desinteressiert an den Gründen, warum Menschen auf die Straße gehen. Genauso wenig kümmert sich der Film um die Schicksale seiner Figuren. Sobald größere Probleme auftauchen, werden sie einfach ignoriert. Selbst die Szene, in der Bruno (Jonathan Cohen) versucht, sich umzubringen und seinen Nachwuchs vermisst, verliert irgendwann ihre Bedeutung.
Immerhin weisen Noémie Merlant (Porträt einer jungen Frau in Flammen), Pio Marmaï (Der Wein und der Wind) und Jonathan Cohen (Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte) eine angenehme Leinwandchemie auf, auch wenn dies nicht ausreicht, um eine fesselnde Geschichte zu erzählen oder die Mängel des Films auszugleichen. Diese Mängel führen dazu, dass Thanksgiving nicht nur unterhaltsamer, sondern auch komödiantisch treffender im Umgang mit dem Kapitalismus ist als Black Friday for Future.