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In New York ist eine Bande krimineller Jugendlicher, angeführt von dem japanischen Ninja-Meister Shredder, durch ihre ständig wachsende Mitgliederzahl so einflussreich geworden, dass die Polizei kaum noch Macht über die Lage hat. Die einzigen, die dem Chaos Einhalt gebieten können, sind 4 mutierte Schildkröten, die dank der weisen Ratte Splinter, ebenfalls ein Mutationsprodukt, über hervorragende Ninjitsu-Kenntnisse verfügen. Bei ihren Kampfeinsätzen für das Gute machen die grünen Helden eines Tages sogar persönliche Bekanntschaft mit ihrem größten Schwarm, der Reporterin April O’Neil. Diese lang ersehnte Erfahrung bringt leider auch einen schweren Schlag mit sich: Ihre Gegenspieler haben ihr Versteck in der Kanalisation ausfindig gemacht und Splinter entführt...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Jahre 1984 von Kevin Eastman und Peter Laird als selbstreflexive Comicskript entwickelt, erlebte „Teenage Mutant Ninja Turtles“ schnell, was es bedeutet, dem medialen Andrang ausgeliefert zu sein: Nicht nur die Comics wurden gefeiert und gehörten in die Nachtkonsole eines jeden jungen Jugendlichen, auch die Mattscheibe sollte schnell mit seriellen Auftritten der genmanipulierten Schildkröten beehrt werden. Im Jahre 1987 fand die sich über zehn Staffeln erstreckende Zeichentrickserie „Teenage Mutant Hero Turtles“ ihren Startschuss, während in den späten Neunzigern eine Realserie unter dem Titel „Die Ninja-Turtles“ produziert wurde, die das Figurenarsenal weiter ausbaute. Es folgten noch zwei weitere Serien, beide auf den Namen „Teenage Mutant Ninja Turtles“ getauft, eine erneut im Zeichentrickgewand (2003-2009), eine vollständig computeranimiert (2012), während das Merchandising im Hintergrund permanent auf Hochtouren lief. Die kämpferischen und in jeder Gelegenheit Sprüche klopfenden Reptilien waren nun mal höllisch gefragt und eine altbewährte Anlaufstelle für den repetitiven Versuch, Geld in die Kassen zu spülen.

Wer das Glück hatte, den Hype in Kinderschuhen mitzuerleben, der entscheidet sich im Regelfall dafür, die erste Trickserie wie den ersten Leinwandausflug der Turtles im gleichnamigen Film als liebste Kindheitserinnerung zu erkoren. Führt man sich heute mal wieder „Turtles“ aus dem Jahre 1990 zu Gemüte, dann darf man fröhlich gestimmt sein, wenn man die Chance besitzt, Zugriff auf ein klares Maß an nostalgischer Verklärung zu besitzen, die bei einer Neusichtung eigentlich nur förderlich sein kann. In Zeiten, in denen sich darum gerissen wird, welche Hochleistungscomputer sich denn nun wirklich heftiger balgen, fallen die „Turtles“ in ihrer Aufmachung wohl oder übel den kontemporären Sehgewohnheiten zum Opfer, weil nicht mehr die liebevollste Handarbeit höchsten Stellenwert genießt, sondern die synthetische Tastenkombination, die die schiere Gigantomanie in die Lichtspielhäuser zaubert: Hauptsache eruptiv, wummernd und episch. Das hat aber auch oftmals – nicht immer, wohlgemerkt – den Nachteil, dass die neumodischen Blockbuster nicht nur gefühlsarm, sondern auch klinisch wirken. Und das kann man von „Turtles“ definitiv nicht behaupten.

Natürlich wird die Geschichte äußerst krude und transparent erzählt, man darf bei diesen Kritikpunkten nur nicht vergessen, dass „Turtles“ ganz eindeutig zielgruppenorientiertes Kino war, das nicht die Arthouse-Sippschaft ansprechen wollte, sondern Kinder und Jugendliche, die in ihrer Freizeit nichts lieber getan haben, als ihre Turtles-Actionfiguren aus dem Schrank zu kramen und so manchen in der Serie präsentierten Kampf im Kinderzimmer nachzuempfinden. Sympathisch wird „Turtles“ allein durch die Ganzkörperanzüge und die tolle Puppentechnik von „Die Muppets“-Ikone Jim Henson. Da wirkt nichts gekünstelt oder der Wirksamkeit wegen entfremdet: „Turtles“ ist ein ungemein haptisches Abenteuer; er erscheint über seine gesamte Laufzeit greifbar und zieht den euphorischen Zuschauer (dafür muss man freilich im rechten Alter sein) geradewegs in seinen Bann. Regisseur Steve Barron und sein Drehbuchteam um Todd W. Langen und Bobby Herbeck haben es in ihrem Kinofilm auch ziemlich gut vollbracht, die Stilistik der Comics und der Fernsehserie symbiotisch zu bündeln, was sich daran bemerkbar macht, dass der Film eben nicht nur auf Albernheiten baut.

„Turtles“ ist auch ein Film, der archaische Gefühle thematisiert, dem es um Wut, Trauer und Rache im Allgemeinen geht. Mit Spliter, einer ebenfalls mutierten Ratte, die die Turtles unter ihre Fittiche genommen und im Ninjutsu ausgebildet hat und dem düsteren Antagonisten Shredder kollidieren zwei Auffassungen von Vaterfiguren im urbanen Kosmos. Und nicht nur die Turtles sind auf der Suche nach einer väterlichen Hand gewesen, auch die Straßenkinder, die Shredder von den Straßen New Yorks hat rekrutierten lassen, sehen sich nach einem Halt in ihrem Leben. Bevor aber ein falscher Eindruck geweckt wird: Natürlich ist „Turtles“ in erster Linie furios-klamaukig gehalten, lässt seine Schildkröten Sprüchekanoaden zünden und ordentlich Pizza schnabulieren. Dass „Turtles“ für seine Verhältnisse ein eigentlich relativ „harter“ Film geworden ist, macht sich nur noch in der englischen Synchronfassung bemerkbar, wird die visualisierte Gewalt in der deutschen Version doch mit diesen „Bam“-, „Woosh“-, „Boing“- und „Zak“-Soundeffekte urig nivelliert. In jedem Fall darf sich „Turtles“ immer noch ein schöner Ausflug in den frühen 90er Jahre titulieren lassen.

Fazit

Für das vom CGI-Überdruss paralysierte Publikum ist „Turtles“ natürlich überhaupt nicht geeignet. Wer sich aber mal wieder mit einer albernen und nicht an Klamauk geizenden Comic-Verfilmungen auseinandersetzen möchte, die zweifelsohne liebevoll und mit einer gewissen thematischen Substanz aufwartet, der sollte sich auch vor einer Neusichtung von „Turtles“ nicht sträuben.

Kritik: Pascal Reis

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