Inhalt
General Su Can (Man Cheuk Chiu) ist ein vielgelobter Kriegsheld unter dem Banner des Kaisers. Zusammen mit seinem Halbbruder Yuan Lie (Andy On) führt er viele Schlachten mit großem Erfolg. Eines Tages hat Su Can jedoch genug vom Krieg und setzt sich zur Ruhe, um so mit seiner Familie das Leben zu genießen. Sein Ziel: Eine gut florierende Wushu-Schule gründen. Währenddessen bleibt sein Halbbruder in der Armee, wird zum Gouverneur ernannt und widmet sich fortan den dunklen Kampfkünsten. Mit diesen ausgerüstet will er an Su Cans Vater Rache nehmen, denn dieser hat vor Jahren seinen echten Vater im Kampf getötet und ihn wie seine Schwester bei sich aufgenommen. Als der Tag der Rache gekommen ist, tötet er Su Cans Vater, entführt seine Familie und verletzt Su Can in einem unerbittlichen Kampf schwer. Nach einer langen Zeit der Selbstzerstörung, findet dieser schlussendlich wieder seinen Kampfeswillen und schwört Rache. In einer scheinbaren Fantasiewelt gefangen, trainiert er mit dem God of Wushu, um so seine Familie retten zu können…
Kritik
Regisseur Woo-ping Yuen ist eine Legende im Bereich des Martial-Arts-Genres. Seit 1972 produziert der eigentliche Schauspieler wie Stuntmen regelmäßig kraftvolle Kung-Fu-Filme, von denen viele als Klassiker gelten. Darunter lassen sich Werke wie Die Schlange im Schatten des Adlers, Drunken Master, Iron Monkey oder Tai Chi finden. Somit begleitete und unterstützte Woo-ping Yuen die Karrieren von Jackie Chan, Jet Li, Michelle Yeoh sowie Donnie Yen. Dass das heutige Genre so aussieht wie es aussieht, ist zum Großteil mit sein Verdienst. Nun steht nach einer langen Pause mit True Legend wieder ein neuer Film des Meisters an. Ohne Mühe kann er hierbei an seine alten Leistungen anknüpfen, wenn auch die Story den Martial-Arts-Spaß deutlich bremst.
Im Kern besteht True Legend, der sich eindeutig dem klassischen Wuxia-Genre (ritterliche Kampfkunst) zuordnen lässt, aus einer großen Menge bekannter Motive, traditioneller Geschichten sowie vielen Versatzstücken des Martial-Arts-Genres. Dies fängt schon bei dem Bruderkampf an, der ein wenig an Tai Chi erinnert und endet in einem großen Turnier, welches glatt aus Fearless stammen könnte. Dies ist zwar im Grunde nicht verkehrt, immerhin kopieren viele Filme des Genres gerne bei ihren Vorgängern, doch Regisseur Woo-ping Yuen packt seine Rache-Geschichte viel zu voll, sodass der Zuschauer spätestens in der zweiten Hälfte des Films den Faden verliert. Denn sobald sich Su Can seinem Halbbruder gestellt hat, fängt eine weitere Story an, die sich wieder um ein komplett anderes Thema dreht. Dies ist sehr verwirrend und hinterlässt teils fragende Gesichter. Schaut man sich jedoch den original Titel Su Qi-Er an, ahnt man ein wenig worauf Woo-ping Yuen hinauswollte. Denn 1978 konnte er mit Drunken Master einen absoluten Kassenschlager produzieren, der zum einen Jackie Chan zum Star macht, zum anderen aber auch das Genre revolutionierte. Die berühmte Drunken-Technik war geboren. Die Figur des Meisters damals, hieß Su Hua Chi, welches eine Abwandlung von Su Qi-Er ist. Somit erzählt True Legend eine Art Vorgeschichte zu dem früheren Jackie Chan Werk. Die Rolle des Su Qi-Er wurde damals brillant von Siu Tien Yuen gespielt, der die Figur stets etwas komisch, abgebrannt sowie verwirrt darstellte. Eben genau so, wie Man Cheuk Chiu seine Rolle anlegt. Doch selbst wenn dieses Wissen vorhanden ist und man die Übereinstimmungen feststellt, ergibt sich eine teils verwirrende Handlung, welche viel zu viele Fragen offen lässt.
Neben den blassen Charakteren, dient so die Geschichte nur als lose Rahmenhandlung, welche die hervorragend inszenierten Kämpfe einleitet. Denn hier kann sich Regisseur Woo-ping Yuen von seiner stärksten Seite zeigen. So sind die präsentierten Fights wohl die besten der jüngeren Genre-Geschichte. Mit einem gekonnten Mix aus übertriebenden wie realistischen Kämpfen, kann sich die gezeigte Action durchaus sehen lassen. Die Fights sind abwechslungsreich, stets cool, schnell und verdammt hart. Auch die eingesetzten CGI-Effekte, die besonders fliegende Messer darstellen, können diesem Spaß keinen Abbruch tun. So legt sich Su Can gekonnt teils mit einer ganzen Armee an, nur um diese spektakulär durch die Luft zu wirbeln, zu treten oder glatt durch Steinpfeiler zu prügeln. Die Choreografie ist hierbei stets sehr gut gelungen und wird perfekt durch die ruhige Kamera eingefangen. Kleinere Nahaufnahmen sowie Zeitluppen-Effekte runden das Ganze dabei ab. Ebenfalls passend ist die klassische Musikuntermalung, die meist aus traditionellen chinesischen Klängen besteht. Spätestens wenn Haupdarsteller Man Cheuk Chiu sich per Drunken-Boxing gegen seine Feinde wehrt, zeigt sich das volle Potenzial von Woo-ping Yuen in Sachen Martial-Arts-Inszenierung. Die vielen Anspielungen an Drunken Master, sind zudem gut platziert und lockern die Szenerie stets etwas auf.
Nicht so gelungen ist indes der teilweise Einsatz von CGI als Kulissen-Hintergrund. Zwar gibt es eine plausible Erklärung für den jeweiligen Setting-Wechsel, dennoch wirken die Effekte billig und trüben den sonst sehr gut gezeichneten Look von True Legend, der durchaus mit extravaganten Schauplätzen punkten kann. Ebenfalls misslungen sind Teile der deutschen Synchronisation. Besonders die deutsche Stimme von Andy On, der den rachsüchtigen Halbbruder von Su Can spielt, wirkt deutlich fehl am Platz.
In Bereich der Schauspielerischen Leistungen zeigt sich True Legend routiniert. Man Cheuk Chiu macht als gebrochener Held eine akzeptable Figur und kann die Wandlung halbwegs authentisch rüberbringen. Auch die Leistung von Andy On ist akzeptabel, wenn auch meist mehr als böse gucken nicht für seine Figur notwendig ist. Warum jedoch Jay Chou, Michelle Yeoh sowie David Carradine Gastauftritte bekommen haben, bleibt wohl ein Rätsel. Nicht nur das diese viel zu kurz sind und vollkommen aufgesetzt wirken, sie sind meist auch austauschbar, sodass die eigentlichen Leistungen nie zur Geltung hätten kommen können. Zwar ist es noch mal schön David Carradine in einen seiner letzten Filme zu sehen, doch für mehr als ein kurzes Lächeln reicht es dann eben doch nicht.
Fazit
"True Legend" bietet spaßige Martial-Arts-Unterhaltung, die allerdings an vielen Ecken und Enden so ihre Probleme hat. Regisseur Woo-ping Yuen wollte scheinbar zu viel, sodass seine recht ambitionierte Idee schon in den Anfängen scheitert. Was bleibt ist ein Kung-Fu-Film voller grandioser Fights, welche durch eine teils sinnlos erscheinende Geschichte torpediert wird. Für Fans des Genres dennoch ein Muss, alle anderen sollten einen Bogen machen.
Autor: Thomas Repenning