Inhalt
In Tokyo breiten sich Menschen fressende Monster, genannt “Ghoule” rasant aus. Die Bevölkerung zittert vor diesen Kreaturen, die sich hinter gewöhnlichen Menschen verbergen und im Geheimen agieren. Ken (Masataka KUBOTA) ist ein ganz normaler Student, der Bücher über alles liebt. Regelmäßig besucht er den Coffee Shop „Anteiku“, wo ihm eines Tages die junge Rize (Yu AOI) begegnet, die seine Vorliebe für den Autor Izumi Takatsuki teilt. Er ahnt nicht, dass diese Begegnung sein Schicksal drastisch verändern wird… Was lauert in der Zukunft dieses jungen Mannes, der mit sich und seiner Neugier auf diese bizarren Wesen hadert, die Menschen umbringen, um das eigene Überleben zu sichern?
Kritik
Die Manga-Serie Tokyo Ghoul, die aus der Feder von Sui Ishida stammt und in den Jahren 2011 bis 2014 erschien, erfreute sich einiger Beliebtheit. Schnell erklomm sie die Top 5 der meist-verkauften Mangas in Japan. Kein Wunder, dass eine multimediale Auswertung nicht lange auf sich warten ließ. Die entsprechende Anime-Serie erschien in zwei Staffeln mit zwei zusätzlichen Direct-to-Video Animes hatte einigen Erfolg, sodass ebenfalls ein Spielfilm in Auftrag gegeben wurde. Dieser lief in Deutschland im Rahmen von KAZEs Asia Nights am 2. Februar in ausgewählten Kinos und ist nun noch einmal auf dem Japan Filmfest in Hamburg zu sehen.
In Tokyo Ghoul werden die Menschen von der Spitze der Nahrungskette verbannt. Die sogenannten Ghouls sind Wesen, die sich von Menschenfleisch ernähren und blutig-schöne Mutationen aus ihrem Körper fahren können, die sie wie Tentakeln im Kampf benutzen können. In den Schatten und dunklen Gassen Tokyos, der Weltmetropole, dem unsterblichen Symbol für Hatz, Modernität und Anonymität. Eine riesige Stadt, wie ein eigener Kosmos, in der wenig Platz für Diversität ist. Der Film erzählt dabei eine typische Coming of Age-Geschichte eines schüchternen Jugendlichen, der zum Halbghoul wird, sich gegen seine neue Natur weigert und sie erst anzunehmen lernen muss. Er ist zunächst ein Jugendlicher, der das Übernatürliche in der Welt zu sehen glaubt, der sich klein fühlt zwischen all den Menschen und sich lieber in die fremden Welten der Bücher zurückzieht. So weit, so bekannt.
Die Story an sich bietet dabei ein durchaus passendes Maß an Potenzial, um auf die quasi kannibalistisch erfolgsorientierte Gesellschaft in Japan hinzuweisen. Und tatsächlich stirbt hier eine Frau an Überarbeitung. Ihre Organe werden entnommen, ohne ihre Einwilligung zu haben. Der Mensch als Ressource. Hier offenbaren sich Kleinigkeiten, aus denen der Film etwas hätte machen können. Doch daran hat Tokyo Ghoul keinerlei Interesse. Viel mehr füllt er die Minuten damit, etwas unbeholfen mit Klischees umzugehen, diese gar mit Trompeten und Fanfaren zu nutzen und dennoch zu erwarten, dass das Publikum nichts davon mitbekommt. Dazu kommt, dass der Film keinerlei Interesse an seinen Figuren zeigt, sodass sie entweder zu Abziehbildern verkommen oder derart blass bleiben, dass nicht der geringste Grad an Identifikation möglich ist. Dadurch bleibt die Spannungskurve für den Zuschauer immens flach, die Tragik kommt nie zum Tragen und die gesellschaftliche Tragweite des Inhalts wird teilweise sträflich missachtet. Manche Aspekte werden erwähnt, aber nichts wird wirklich behandelt, sodass der Film wie eine weite Strecke von (immerhin ziemlich ansehnlicher) Fantasy-CGI und leeren Hüllen wirkt.
Fazit
Mit „Tokyo Ghoul“ ist eine visuell recht ansehnliche, inhaltlich aber völlig flache und irrelevante Geschichte inszeniert worden, die Unbeteiligte in Bezug auf Anime und Manga völlig kalt lassen wird. Ein Film, der an den tragischen Stellen nicht funktioniert, der nicht weiß, wie er welche Geschichte aufbauen soll und der sich etwas unbeholfen daran versucht, ein Katz-und-Maus-Spiel auf die Beine zu stellen. Gefüllt von vielen Klischees, einer völlig gewöhnlichen Geschichte und etwas verzogenem Timing enttäuscht „Tokyo Ghoul“ auf ganzer Linie.
Autor: Levin Günther