Vor 16 Jahren schuf Ang Lee mit "Crouching Tiger, Hidden Dragon" ein wunderschön gelungenes Wuxia-Märchen, das nicht nur vom Publikum weltweit positiv aufgenommen wurde, sondern auch mit zahlreichen Preisen überschüttet wurde (darunter vier Oscars – unter anderem "Bester fremdsprachiger Film"). Der Erfolg beschränkte sich also nicht wie so oft auf den asiatischen Markt, der Film schaffte es, dank Lees großartiger Regiearbeit und seinem Feingefühl für Ästhetik, seinem starken Cast und der berührenden Geschichte auch den westlichen Markt zu erobern und ist bis heute der erfolgreichste Auslandsfilm in den USA. Aus finanzieller Sicht also war ein Sequel schon längst überfällig, aus narrativer Sicht aber stets unnötig. Nun ist es aber tatsächlich soweit und "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" ist exklusiv auf Netflix erschienen. Für den Streaming-Dienst nach früheren Eigenproduktionen wie "Beasts of No Nation" oder "Ridiculous 6" nun der nächste große Fisch an der Angel.
Regie führt diesmal nicht mehr Ang Lee, sondern Woo-Ping Yuen, der zuvor Filme wie "True Legend", "Sie nannten ihn Knochenbrecher" oder "Iron Monkey" drehte. Kein unerfahrener Mann des Martial-Arts-Genres also, und immerhin selbst wieder ein Asiate. Auch der Cast blieb größtenteils originalgetreu und ist mit Michelle Yeoh und Donnie Yen in den Hauptrollen auch äußerst prominent und stark besetzt. Nach außen hin wirken die Zutaten für ein funktionierendes Sequel also recht stimmig und auch vielversprechend. Doch leider steckt im Inneren letztendlich doch viel weniger, als es den Schein machte.
Zunächst einmal fühlt sich "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" sehr amerikanisiert an. Wenn Amerikaner versuchen die asiatische Kultur nachzuahmen, führt das meist zu Werken vom Schlage eines "The Forbidden Kingdom", "Ronin 47", "The Man with the Iron Fists" oder "Die Legende von Aang". Man merkt den Unterschied sofort, alles wirkt gekünstet und aufgesetzt. "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" gibt sich in der Hinsicht zwar mehr Mühe als die oben genannten Beispiele, doch sobald die Darsteller hier beginnen ihre Dialoge aufzusagen merkt man gleich, dass der Film primär nicht für den asiatischen Markt produziert wurde. Dabei stört nicht nur die Tatsache dass von vornherein englischsprachig gedreht wurde (was den meisten in ihrer Synchronfassung vermutlich eh egal ist, nicht aber wenn man ihn im Original schaut und hört, wie bemüht der Cast sein Englisch aufzusagen versucht), sondern auch wie unpassend manche Dialoge geschrieben wurde, mitsamt einzelner albernen, humorvoll gemeinten Einschübe. Verantwortlich dafür war übrigens Autor John Fusco, der zuvor schon das Drehbuch für "The Forbidden Kingdom" verfasst hat. Erklärt bereits einiges.
Darunter leidet letztendlich auch die Story. War diese im Original feinfühlig und in angenehmen Fluss erzählt worden, so wirkt sie hier nun leider recht dünn und leidenschaftslos. Auch das Pacing ist recht unstimmig und sorgt immer wieder für unangenehme Längen. Das Sequel schafft es also nicht den Zuschauer durch seine Erzählung einzufangen – etwas, das gerade zu den Stärken des Originals gehörte. Schade.
Der Produktionsaufwand von "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" kann sich dafür in jedem Fall sehen lassen. Die Sets sehen insgesamt sehr gut aus, lediglich wenn CGI zum Einsatz kommt ergibt das nicht immer ein ganz kohärentes Bild. Liegt weniger an den Effekten selbst, die doch recht gelungen sind, sondern daran dass man sich einen etwas spärlicheren Einsatz gewünscht hätte. Wenn Donnie Yen nun an der Mauer eines Turms im Sturzflug durch die Ziegel kracht oder auf einem gefrohenem See durch dicke Eisblöcke boxt mag das zwar irgendwo abwechslungsreich sein, für manch einen vielleicht auch unterhaltsam und schön, doch altbewährte Handwerkskunst in Kombination mit Drahtseileffekten hätte es vermutlich auch schon getan. Hier muss wohl jeder selbst entscheiden, was ihm persönlich besser gefällt.
Punkten kann das Sequel dennoch mit seiner gelungenen Kampfchoreo. Die Fights machen insgesamt einiges her und sind schön in Szene gesetzt, vor allem Michelle Yeoh und Donnie Yen sieht man bei ihren Kämpfen besonders gern zu. Schade dass wir die beiden nicht in einem besseren Film zu Gesicht bekommen.