Inhalt
1898. Während des Yukon Gold Rausches, werden die Brüder Wyatt (James Ransone) und Samuel (Josh Peck) mit der rauen Umgebung, wildgewordenen Männern und dem Tod konfrontiert. Ihr gewalttätiger und befehlsgebender Vater hat das Yukon Gebiet in seine persönliche Hölle verwandelt, wo Gier, Verrat und Blutvergießen an der Tagesordnung ist.
Kritik
Beim Genre des Western gibt es schon immer bestimmte Vorstellungen, gar Klischees, oder Stereotype im Kopf. Und dazu gehört natürlich auch ganz klar Wüste, eine unnachgiebige Sonne, Staub sowie Dürre. Doch das Genre hat noch deutlich mehr zu bieten. So zum Beispiel das finstere, eiskalte wie durch und durch böse „Leichen pflastern seinen Weg“ von Regisseur Sergio Corbucci, mit seinem fantastischen Klaus Kinski in der Hauptrolle als skrupellosen Jäger Loco. Spätestens seit 1968 ist somit auch die verschneite Welt der Räuber, Kopfgeldjäger sowie Abenteuer ein fester Bestandteil der Western-Kultur. Kein Wunder also, dass gar letztes Jahr Regisseur Andreas Prochaska eine kleine österreichische Hommage auf Corbucci inszenierte und sogleich Begeisterungsstürme auslöste. Nun folgt mit „The Timber“ abermals ein eisiger Neo-Western, der es seinen glorreichen Vorbildern gleich machen möchte. Inszeniert von Newcomer Anthony O'Brien („Perfect Sport“) und mit James Ransone („Oldboy“) sowie Josh Peck („Red Dawn“) frisch besetzt, gelingt es „The Timber“ sogar kurzzeitig innovativ zu wirken. Doch angesichts vieler kleiner handwerklicher Fehler, bleibt nur ein solides Werk zurück. Für Fans aber auf jeden Fall einen Blick wert.
„The Timber“ möchte hierbei im Kern vor allem ein Familiendrama sein. Egal ob die Jagd nach dem eigenen Vater, Brüdereinigkeit oder Eheprobleme: Regisseur und Autor Anthony O'Brien bringt uns auf dem Papier gleichsam eine Shakespearartige Odyssee in den Yukon, in dessen finsterem Herz nur der Tod lauert. So zumindest die Story auf dem Papier. Angesichts einer recht bescheidenen Ausstattung, die aber dennoch genügend Atmosphäre verströmt, und vielen kleinen Stolpersteinen in Bezug auf Kamera, Slo-Mo-Einsatz, Überraschungsmoment oder Schnitte, gibt es immer wieder eine starke Bremse, die den Zuschauer davon abhält wirklich in die Szenerie einzutauchen. Auch bleibt der Bankbesitzer (William Gaunt) sowie Colonel Rupert Thomas (Mark Caven) gegenüber den anderen Figuren unangenehm blass. Dafür kann aber umso mehr das Hauptdarsteller-Duo bestehend aus James Ransone sowie Josh Peck auftrumpfen, sodass der Weg auf den Timber mit genügend Spannung versorgt wird. Glänzend hingegen ist der Auftritt von Sheriff Snow – gespielt von David Bailie („Fluch der Karibik“) – der jedoch nur wenig Screentime bekommt.
Wo Regisseur Anthony O'Brien so an vielen Stellen technisch enttäuscht, kann er zumindest in der Bildsprache (mit Hilfe der fantastischen verschneiten Berge Rumäniens – und dies bei 36 Grad Minus) überzeugen. Wenn Wyatt und Samuel durch meterhohen Schnee wandern, ständig den Tod in den Ecken lauernd, dann bietet dies ein Potenzial, welches einfach ungenutzt bleibt. Dennoch ist „The Timber“ ein Genre-Film, den besonders Fans sehen sollten: Die Anspielung auf die ruchlose Goldgräber Zeit im Yukon ist gelungen und an einigen Stellen entwickelt der Film eine ähnliche Sogwirkung wie Regisseur William Eubank in „Love“. Was fehlt ist einfach das gewisse Gespür für einen roten Faden und den gelungen Übergang der einzelnen Elemente. Schade.
Fazit
„The Timber“ bleibt trotz einer tollen Idee, der gelungenen Bildsprache und eines spannenden Settings nur solide Kost, die an vielen Stellen sogar ein lautes „Schade“ hervorruft. Inhaltlich und darstellerisch liefert so Regisseur Anthony O'Brien ein gutes Bild ab. Technisch hingegen bleibt es mangelhaft. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Versuch inhärenter wird. Fans des Genres sollten aber auf jeden Fall einen Blick riskieren.