Als die beiden Produzenten Marc Abraham und Eric Newman gemeinsam mit Universal ein Remake des 1982er Klassikers Das Ding aus einer anderen Welt von Kultregisseur John Carpenter ankündigten, war die Skepsis natürlich groß. Wie sollte es überhaupt möglich sein, ein solch grandioses Stück Horror-Kino zu übertreffen? Immerhin schockt selbst heute noch die Version von Carpenter durch eine dichte Atmosphäre sowie schauderhafte Effekte. Doch schon kurz nach der Ankündigung folgte die Entwarnung. Abraham sowie Newman waren sich durchaus bewusst, dass es unmöglich wäre, das Original von der Qualität her zu schlagen. So sollte nun The Thing ein Prequel werden, welches sich auf die Geschichte der Norweger konzentriert, die am Anfang der 82er Version über die Station von MacReady (Kurt Russell) herfielen. Was war also mit ihnen passiert und wie ist der Kampf gegen das außerirdische Wesen dort verlaufen? Dabei bedacht haben sie allerdings nicht, dass schon Carpenter damals ein Remake (mehr eher ein Sequel) von Das Ding aus einer anderen Welt aus dem Jahr 1951 inszenierte, das wiederum auf der Kurzgeschichte Who Goes There? von John W. Campbell Jr. basiert. Wie sollte die Neuauflage also jetzt aussehen? Das Ergebnis lässt sich dabei eher als Mischung der 51er Version interpretieren, als auch der 82er Version. Allerdings verpasst es Regisseur und Newcomer Matthijs van Heijningen Jr. so, seinen eigenen Film über den Schatten der Originale hinaus zu bringen.
Überhaupt ist es ein wenig unverständlich, warum The Thing ein Prequel sein soll, wenn an jeder Ecke Anspielungen sowie Referenzen der Carpenter Version zu erspähen sind. Viel eher ist es nun ungewollt doch ein Remake geworden, das sich indes dennoch ein wenig von der ursprünglichen Ausgangslage abhebt. So zieht dieses Mal nicht MacReady per Flammenwerfer in den Kampf gegen die unbeschreiblichen Monster, sondern die junge Paläontologin Kate Lloyd, die wunderbar von Mary Elizabeth Winstead gespielt wird. Sie gibt ihrem Charakter so viel Charisma und Kraft, dass sie selbst einer Sigourney Weaver das Wasser reichen könnte. Jedoch nur fast, denn während Ripley stets mit einem starken Profil ausgestattet wurde, bleiben die Figuren in The Thing relativ blass. Einzig Joel Edgerton als harter Hubschrauberpilot Sam Carter sowie Jørgen Langhelle als stummer wie rauer Lars, können sich von der grauen Masse abheben. Ulrich Thomsen hat es indes am schlimmsten getroffen. Denn Thomsen darf sich als skrupelloser und gewissenloser Dr. Sander Halvorson nur von einem Klischee zum nächsten hangeln. Egal wie schlimm die Lage auch sein mag, Halvorson predigt seinen wissenschaftlichen Standpunkt, will Geheimhaltung und bringt somit das Verderben über die Gruppe. So verläuft die Story in gewohnten wie bekannten Bahnen, (Monster bemächtigt sich Wirt, bricht aus, wird gejagt und jeder scheint verdächtig) und bietet deshalb gegenüber seinen vielen Genre-Kollegen kaum neue Ansätze, die einen Gang ins Kino motivieren würden.
Bei der Inszenierung, kann sich allerdings Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. nicht so schnell etwas vorwerfen lassen. Zwar ist die Atmosphäre keineswegs so dicht und beklemmend wie bei der Carptenter Version, doch van Heijningen Jr. versteht es perfekt, die Stimmung von damals auf die heutige Zeit zu übertragen. Die Musik ist ähnlich kühl und schauderhaft (Carpenter komponierte sie damals teils selbst), die Kamerafahrten wirken bedrohlich doch gleichzeitig ruhig und auch die Schockmomente erinnern ein wenig an das gruselige Original. Der berühmte Bluttest musste zwar einer Plombenuntersuchung weichen, doch die bedrückende Atmosphäre ist durchweg spürbar. Wer ist infiziert? Wann bricht das nächste Monster aus seinem Wirt heraus? Während sich so vor allem der Mittelteil als wahnsinnig spannendes Thriller- wie Horrorwerk entpuppt, flacht die Stimmung dann allerdings gegen Ende ab. Hier versucht sich The Thing im Bereich eines Akte X – Jenseits der Wahrheit, Alien vs. Predator oder gar Aliens, samt passendem Raumschiff (sowie verschiedener Zitate), torpediert sich dabei jedoch nur selbst und offenbart einen riesigen Logikfehler, der nur schwer durch das kongeniale Ende aufgefangen werden kann. So will sich der Schlussakt als Hommage verstehen, wirkt hierbei aber aufgesetzt und so deutlich fehl am Platz.
Überhaupt, mangelt es The Thing an Zitaten keineswegs. Seien es verschiedene Referenzen an die Vorgänger (teils wurden sogar Kulissen nachgebaut) oder an berühmte Werke der Sci-Fi-Horror-Geschichte. Doch gerade dies zeigt sich als klare Schwäche. Denn wer nicht über genügend Vorwissen besitzt, dürfte oftmals skeptisch in die Szenerie blicken. Trotz guter Ansätze, bleibt so zumeist das Werk von Matthijs van Heijningen Jr. hinter seinen eigentlichen Möglichkeiten zurück. Dies gilt auch für die Monster, die statt ekliger wie triefender Puppen, nun per CGI auf die Leinwand gebracht werden. Die Effekte wirken dabei zwar stimmig, vor allem durch die teils grotesken Formen (stark orientiert an der 1982er Version), doch oftmals fehlt einfach der gewisse Charme. Wie allerdings der Film eine FSK 16 Freigabe bekommen konnte, bleibt wohl ein Rätsel. Denn hier wird durchaus gefressen, zerstückelt, verbrannt (reihenweise) sowie Körperteile herausgebrochen. Kurz gesagt, nichts für zarte Gemüter.
Wie lässt sich jetzt die neue Version von The Thing im Franchise korrekt einordnen? Neben kleineren, vielleicht sogar ungewollten, Referenzen an die Version von Regisseur Christian Nyby aus dem Jahr 1951, ist das neue Werk von Werbefilmer Matthijs van Heijningen Jr. durchaus als ein Prequel der 82er Version zu betiteln. Der Look ist identisch, die Stimmung wird gleich aufgezogen und auch das Design der Monster ist 1:1 übernommen. Und spätestens wenn die letzten zwei Minuten gezeigt werden, steht außer Frage, dass hier der Brückenschlag zu Carpenter gelungen ist. Denn gerade hier, offenbart sich ein erzählerisches Geschick, das sich auch im Schlussakt hätte fortsetzen sollen. So bleibt das Prequel nur solide Horror-Kost, die zwar inszenatorisch gelungen daher kommt, sonst aufgrund von blassen Charakteren und dadurch geringer Interaktion zwischen ihnen, weit weniger zu bieten hat als sein großes Vorbild.