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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Pierre Lachenay ist verheiratet. Bei einer Geschäftsreise lernt er die wesentlich jüngere Stewardess Nicole kennen und beginnt eine Affäre. Hinter dem Rücken seiner Frau arrangiert er fortan regelmäßige Treffen, bleibt vermeintlich länger im Büro oder verreist gemeinsam mit Nicole. Doch schon bald verdächtigt ihn seine Frau.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zuerst ist da nur ein männliches und ein weibliches Paar Hände. Gegenseitig untersuchen sie sich, während der Bildkader dabei von ihnen nahezu ausgefüllt wird. Mal agieren sie zaghaft, dann wieder ungestüm; erst zerren sie aneinander, bis sie sich schließlich verschränken und ein Finger den Ehering der anderen Hand mit Bedacht abtastet. Es hat etwas von einem Tanz, in dessen Verlauf beide Parteien scheinbar die eigenen Grenzen ausgetesten. Diese minimalistisch-emphatische Eröffnung von Francois Truffauts (Jules und Jim) viertem abendfüllenden Spielfilm, Die süße Haut, ist natürlich ganz und gar metaphorisch zu deuten, wird durch das Zusammenspiel der Hände und das Ergründen der symbolischen Bastion der Treue, dem Ehering, doch das Leitthema von Die süße Haut bereits eingefangen und an gleicher Stelle hinterfragt: Denn, unter welchen Bedingungen löst sich die Festung, die ein Ehebündnis darstellen sollte, in Trümmer auf?

Für Francois Truffaut benötigt es dafür keinen Angriff von außerhalb, wenngleich der Reiz natürlich von der bildschönen Stewardess Nicole (Francoise Dorléac, Jagd auf Männer) ausgeht und dem renommierten Schriftsteller Pierre Lachenay (Jean Desailly, Der Teufel mit der weißen Weste) ganz gehörig die Sinne vernebelt. Allerdings bleibt es Pierre, der die Initiative ergreift; der es nicht bei flüchtigen Blicken auf dem Hotelkorridor belassen kann und Nicole noch des nachts in ihrem Zimmer anruft, um ein Treffen mit ihr zu arrangieren. Wie Truffaut in Interviews immer wieder betonte, implizierte das Kino für ihn auch die Möglichkeit, sein eigenes Leben aufzubereiten. In Bezug auf Die süße Haut scheint sich der französische Feingeist nun auch in der Rolle eines Mannes widerzuspiegeln, der um seine Schwächen weiß, diesen aber partout nicht entgegenwirken kann: Er ist hilflos.

Und aus dieser Hilflosigkeit dem eigenen Tun gegenüber gebiert eine regelrechte Treppe der psychischen und physischen Brutalität: Von verletztem Stolz und Enttäuschung geht es weiter zur Eifersucht, bis sich die Verzweiflung in einem gnadenlosen Akt der Gewalt entlädt. Dabei ist es natürlich Pierres Frau Franca (Nelly Benedetti), die als wahre Leidtragende aus der Charakterkonstellation hervorsticht und alles, woran sie je geglaubt hat, verwerfen muss: Pierre ist nicht der aufmerksame (und aufrichtige) Ehemann, er führt ein Doppelleben, bei dem er selber nicht weiß, warum er es überhaupt in Kauf genommen hat; warum er ein Lügengebäude, welches sich zusehends in einen Scherbenhaufen wandelt, der Geborgenheit eines intakten Familienkonstruktes vorzieht. Die bittere Konsequenz, mit der Francois Truffaut den Fehlversuch, heimlich aus den Schalen der bürgerlichen Souveränität zu entfliehen, erzählt, ist für den sonst so lebensgewandten Filmemacher jedenfalls eine Überraschung.

Fazit

Für einen Film von Francois Truffaut überraschend bitter, fügt sich "Die süße Haut" jedoch wunderbar in die düsteren Ehe-Dramen des 1960er Jahre Kinos. Mag der vierte abendfüllende Spielfilm des französischen Auteurs auch etwas zu lang geraten sein, die Treppe der physischen und physischen Brutalität, die man als Zuschauer zusammen mit den Figuren hinaufsteigt, reißt mit. Ein sehr guter, konsequent-bedrückender Film.

Kritik: Pascal Reis

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