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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der 14jährige Jonathan hat vor vier Jahren seinen Vater verloren. Seitdem lebt er allein mit seiner Mutter Anne in einer kleinen, englischen Hafenstadt. Er gehört zu einer fünfköpfigen Gruppe Gleichaltriger, deren Anführer seinen „Jüngern“ radikale Gesinnungen und ein verstörendes Weltbild einbläut. Als sich seine Mutter in den Seemann Jim verliebt, findet Jonathan zunächst eine lange herbeigesehnte, männliche Bezugsperson. Doch der Einfluss seiner „Nummer 1“ manipuliert ihn so sehr, dass alles in einem Desaster endet…

Kritik

Der Weg allen Fleisches besitzt rein theoretisch die benötigten Zutaten, um sich als ein weiterer,  verstörender Geheimtipp des oftmals erfrischend experimentierfreudigen Kinos der 70er Jahre herauszukristallisieren. Bei denen man nie so richtig benennen konnte, wo Genre aufhört oder Arthouse anfängt bzw. umgekehrt. Der überwiegend als Drehbuchautor aktive US-Amerikaner Lewis John Carlino suchte sich für sein Regiedebüt eine japanische Romanvorlage heraus und transferierte das Geschehen an das trügerische Idyll einer britischen Hafenstadt-Monotonie. Dort baut er zunächst eine faszinierende Stimmung auf und erweist sich stilistisch als engagierter Beobachter, der sehr wohl versteht mit dem Optischen wie Atmosphärischen eine per se schon nicht uninteressante Ausgangslage erheblich aufzuwerten. Bis er irgendwann dem auch ein narratives und psychologisch schlüssiges Fundament liefern muss. Genau dann gerät das bis dahin stabile Gerüst ins Taumeln und erleidet beinah so was wie Schiffbruch. Zumindest wird man auf einer Sandbank in Ufernähe heftig ausgebremst.

Der pubertierende Teenager Jonathan benötigt einen Ankerpunkt. Seine Mutter Anne (Sarah Miles, Tote schlafen besser) ebenfalls, hat ihn vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes aber noch nicht gefunden. Jonathan sucht Zuflucht in der sonderbaren Gemeinschaft von Klassenkameraden, die sich unter der Führung des „Chief“ befinden. Der kultivierte, gebildete, aber gleichsam radikale und soziopathisch veranlagte Junge predigt von dem Gesetz des Stärkeren. Schwäche muss konsequent ausgemerzt werden. Womit alles definiert wird, was über den Selbsterhaltungstrieb im eiskalt logischen Sinne hinausgeht. Die Theorie vom extremen Darwinismus gepaart mit der narzisstisch-dominanten Ausstrahlung dieses gefährlichen Diktators lässt eine fatale Kombination von Geborgenheit und Unterdrückung zugleich entstehen. Beinah militärisch werden die Gruppenmitglieder nur mit rangordnenden Nummern bezeichnet. Bei folgsamen Betragen steigt man eventuell auf, im Gegenzug ist eine hierarchischer Abwertung jederzeit möglich. Jeden Abend schleicht sich Jonathan aus dem Haus, um in der Gemeinschaft den rhetorisch effektiven Hassreden seines Führers beizuwohnen, bis eine andere, männliche Identifikationsfigur in sein Leben tritt. Seemann Jim (Kris Kristofferson, Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel) bändelt mit seiner Mutter an und auch Jonathan findet an ihm Gefallen. Bis der wenig aufgeklärte Teenager durch sein geheimes Guckloch in Mama’s Schlafzimmer sie beim erotischen Techtelmechel beobachtet.

Das Regiedebüt von Lewis John Carlino beeindruckt durch eine ausgeklügelte Bildsprache und ein Verständnis für den ästhetischen Effekt, enttäuscht leider deutlich in seiner erzählerischen Wirkung. Seine jugendlichen Hauptfiguren erinnern an die frühen Versionen von Norman Bates und Alex DeLarge, die sich in einem unausgegorenen Coming-of-Age-Psychothriller zufällig über den Weg laufen. Das hat durchaus seinen Reiz und allgemein werden hier viele interessante Ideen in den Raum geworfen, nur befriedigend abgeschlossen wird im Grunde genommen nichts davon. Der Film wirkt überfordert von seinem eigenen Anspruch, was sich leider nur bestätigt. Er ist potenziell so gehaltvoll, dass sich gar nicht genau festlegen lässt, an welchem Ende der Fisch zu stinken beginnt. Nur irgendwann ist es maximal ambitioniert und schön anzusehen, die emotionale Tiefe ist längst über Bord gegangen.

Fazit

Eine grundsätzlich sehr interessante Geschichte, handwerklich bestechend umgesetzt. Leider verläuft sich irgendwann alles in einem Waschenküchen-Psychologie-Wirrwarr für die dritte Nachschreiber-Reihe. Die ambitionierte Herangehensweise verdient zumindest Respekt.

Kritik: Jacko Kunze

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