Mit einem Debütfilm direkt ins Programm des Sundance Filmfestivals aufgenommen zu werden ist für einen Newcomer bereits wie ein Ritterschlag. Steven Caple Jr. ist mit seinem Skater-Drama "The Land" eben dieser Glücksgriff gelungen. Hilfreich war dabei sicherlich auch Rapper Nas im Rücken zu haben, der als ausführender Produzent und auch Produzent des Soundtracks mit an Bord war und dabei half den Film zu vermarkten.
In "The Land" geht es nach Cleveland, in die Heimat des Regisseurs. Vier Jugendliche stehen im Fokus, die nichts mit ihrer Zukunft anzufangen wissen. "Do you even care about your future?", fragt die Lehrerin die betroffenen Jungs in einer ersten Einstellung des Films. Mehr als ein Schulterzucken gibt es dafür jedoch nicht. Dabei lautet die Antwort: Ja, ihnen ist ihre Zukunft wichtig, nur gibt es keine reizvolle Perspektive. Wir lernen ihr Umfeld kennen das uns zeigt, dass es im Grunde nur auf unterbezahlte und wenig attraktive Jobs im Fast-Food-Laden oder der Werkstadt hinausläuft.
Dabei haben sie alle vier einen gemeinsamen Traum, ihr Hobby, das Skateboarding, professionell auszuüben. Doch dafür braucht es Equipment und Sponsoren, was es der Truppe schwer macht und ihnen ein klein wenig ihrer Hoffnung raubt. Um an Geld zu kommen bleibt ihnen nur ein einziger Weg in Richtung Kriminalität. Und so werden regelmäßig Autofahrer überwältigt und ihre geklaute Wagen weiter verkauft.
Bis hierhin lässt sich der Film viel Zeit, seine Charaktere feinfühlig einzuführen und sie uns vielschichtig näherzubringen. Man empfindet, trotz ihrer Taten, Mitleid, scheinen sie doch alle im Grunde ganz normale Jungs zu sein, die aufgrund ihrer misslichen Lage auf die schiefe Bahn geraten sind.
Ein Raubzug verläuft schließlich alles andere als geschmiert und lässt die Jungs im Kofferraum haufenweise Drogen finden. Anfangs scheint dies das goldene Ticket aus ihrem trostlosen Sumpf zu sein, schnell wird mit dem Verkauf haufenweise Geld gemacht und die Kids können sich lauter Kram leisten, der zuvor nicht möglich war. Dass ein solcher Verlust bzw. Fund nicht lange unbemerkt bleibt dürfte klar sein, von hier an bewegt sich "The Land" vom Drama in Richtung Crime.
Dieser kleinere Genrewechsel lässt "The Land" nun auf altbekanntem Terrain wandeln, was keinesfalls schlecht ist, jedoch narrativ nicht besonders innovativ. Emotional wirksam ist das Geschehen dennoch, wenn auch nicht in solchem Maße, wie es beispielsweise ein vergleichbarer Film wie Fruitvale Station vormachte. Vielleicht liegt es auch daran, dass es etwas schwer fällt die örtliche Queenpin, bekannt als Momma (Linda Emond), in ihrer Rolle wirklich ernst zu nehmen. Nichts desto trotz zeigt sich "The Land" auch in diesem Part spannend und dramaturgisch gelungen, das Schicksal der vier Jungs, vor allem das des Hauptcharakters Cisco (stark gespielt von Jorge Lendeborg Jr.), bleibt dem Zuschauer auch weiterhin nicht egal, der Sog in den vernichtenden Abgrund geht unter die Haut.
Besonders hervorheben muss man "The Land" noch für seinen wunderschön gefilmten Stil. Wenn die Kamera nachts durch Cleveland den Jungs elegant hinterher fliegt, das Skating in Zeitlupe festgehalten wird, die Neonlichter der Stadt flackern und sich in den nassen Straßen wiederspiegeln, bleiben faszinierende Bilder haften, die man passenden zum gelungenen Soundtrack nur allzu gern in sich hineinsaugt. Allein daraus bildet "The Land" schon eine gelungene Atmosphäre, die sich der Handlung wunderbar anpasst.