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Inhalt

Nach einem verhängnisvollen Fehlschuss gerät ein skrupelloser Auftragsmörder nicht nur mit seinen Auftraggebern in Konflikt, sondern beginnt auch mit sich selbst zu hadern.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Langeweile umgehen zu können gehört zum Job, beteuert der namenlose Auftragsmörder (Michael Fassbender, Shame) zu Beginn von David Finchers (Fight Club) The Killer, einem im besten Sinne oberflächlichen und schnörkellosen Thriller. Oberflächlich deswegen, weil wir trotz Fassbenders introspektive, einleitenden Voice-Over, welches uns in die Methodologie seines Fischerhut tragenden Killers einführt, während dieser gerade nach obligatorischer Yoga-Übung und dem Hören eines The Smiths-Songs mit Scharfschützengewehr im höchsten Stock eines Pariser Hochhauses auf ein 5-Sterne Hotel zielt, nie mehr über diesen Mann erfahren als seine Berufung. Was uns bleibt ist seine nüchterne Abgeklärtheit und Professionalität. Der Einzige, der ihm in Sachen Exekution (filmischer, nicht mörderischer versteht sich) das Wasser reichen kann ist Fincher selbst, denn der amerikanische Kultfilmemacher beweist hier in kongenialer Form, dass er Langeweile mehr als umgehen kann, nämlich in dem er aus jedem seiner sechs Kapitel, welche den Film rahmen, jeder Szene und jedem Moment das absolute Maximum an Unterhaltung rausholt.

Letztendlich ist Fassbenders Killer aber nicht der große Profi, für den er sich hält, denn die Dinge laufen nicht wie geplant. Ehe man sich versieht wird der Jäger zum Gejagten und schlussendlich zum Rächer und schon bald begleiten wir Fassbender auf einem mörderischen Feldzug von Paris aus über die Dominikanische Republik, bis hin zu den US-Gebieten New Orleans, Florida und Chicago. Man fragt sich fast, warum Fincher nie in Frage kam, einen James Bond-Film zu inszenieren, imponieren seine geografischen Schauwerte doch weit über die eines Postkarten-Abzugs. Bei Fincher wird jeder neue Schauplatz zu einem eigenen Film: Während sich Fassbender in New Orleans in Sachen Home Invasion behaupten und unbemerkt eine Kanzlei infiltrieren muss, geht es in Florida etwas ruppiger zur Sache: In einer spektakulären Kampfszene geht in einem Wohnhaus alles zu Bruch, was möglich ist. Selbst bei solch simplen Szenenmustern des Chaos zeigt sich erst, wie wichtig bis essenziell eine gute Ausführung ist: Die Action in The Killer ist jedoch kein perfekt durchkomponierter Tanz und distanziert sich bewusst von gewohnten Kampf-Balladen wie John Wick und dessen Jünger sie in den letzten Jahren populär gemacht haben. Stattdessen darf es hier endlich mal wieder rau, unkontrolliert und auf reinem Affekt getrimmt zugehen. Die ausgleichende Balance schafft in einer New York-Episode ein Dialog-Duell mit Tilda Swinton (Michael Clayton), die mit ihren Silberhaaren als The Expert wie entnommen aus Jim Jarmuschs Auftragskiller Film The Limits of Control wirkt.

Im Zentrum steht Fassbender, dessen starres Gesicht zur reinen Maske verkommt, selbst dann, wenn er herrlich absurde Weisheiten wie „WWJWBD“ (What Would John Wilkes Booth Do?“) von sich gibt oder mit „I am, what I am“ Popeye zitiert. Anderweitig wirkt sein Auftreten wie das eines klassischen Fincher-Protagonisten, zumal The Killer generell wie ein Best-Of aus seiner Filmografie wirkt: Angefangen bei den psychedelischen Eröffnungscredits, welche sowohl Sieben als auch Verblendung evozieren, bei denen Mordwaffen ästhetisch verzerrt über die Leinwand blitzen, bis hin zu dem nüchternen Voice-Over eines Fight Club und einer Thematik, die wie eine Inversion von Zodiac wirkt. Wer jedoch glaubt, Fincher ziehe hier einen Schlussstrich unter seine Karriere, der irrt, denn wo die typischen Ermittler Protagonisten sonst immer verzweifelt ein Mysterium entschlüsseln wollen, bleibt bei dieser Graphic Novel-Adaption von Alexis „Matz“ Nolent alles bei der Oberfläche. Anders als weitere Vertreter des stummen Einzelgängers im Gangstermilieu-Genre (Le Samouraioder Drive) muss hier der Protagonist weder dekonstruiert, noch romantisiert werden. The Killer steht deswegen selbst in seiner Gewohnheit als spielerisches Unikat eines Filmemachers, der nach seinen Welterfolgen und Kultfilmen gefühlt endlich mal freidrehen darf.

Fazit

„The Killer“ ist das beste Beispiel für das Werk eines Filmemachers, der einfach mal wieder seinen Spaß haben will. Spannungsgeladen und herrlich elegisch ist diese Rache-Weltreise eines selbstgerechten Profi-Killers ein Unterhaltungsfest für die Sinne, das in jedem Moment voller neuen Ideen steckt.

Kritik: Jakob Jurisch

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