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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Waise Theresa in ein elitäres Mädcheninternat geschickt, das sich auf schwierige Fälle spezialisiert hat. Immer wieder verschwinden Mitschülerinnen spurlos, irgendwas scheint hinter den gut gehüteten Mauern vor sich zu gehen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

-„Das hier ist eine Schule und kein Gefängnis.“

-„Wenn es kein Gefängnis ist, machen wir eins draus!“

Frankreich, irgendwann um die vorletzte Jahrhundertwende: Gefallene Mädchen aus gutem Hause sind die Zielgruppe der rigiden Schulleiterin Sra. Fourneau (Lilli Palmer, „The Boys from Brazil“), bei der Disziplin und blinder Gehorsam an oberster Stelle stehen. Ihre Mädchen werden nach moralischen Verfehlungen zu adäquaten Ehefrauen erzogen, die sich grazil bewegen, gehorsam aufs Wort hören, sticken und natürlich kochen können, denn wozu sind sie sonst zu gebrauchen…außer dem, worüber lieber nicht gesprochen wird, außer dem hässlichen Henry aus dem Holzschuppen wird insgeheim eine Glückliche zugelost (die Einen sticken, die Anderen…).

Regisseur Narciso Ibáñez Serrador („Ein Kind zu töten“) wagt sich mitten in einem von der Franco-Diktatur überwachten Spanien an ein extrem heißes Eisen, geschickt getarnt als klassischer Spannungsfilm. Der ganz nebenbei jüngste Klassiker wie den Gothic-Horror von „Schloß des Schreckens“ und „Bis das Blut gefriert“ zitiert, den Grundstein für den italienischen Giallo mitbegründet (Dario Argento´s „Suspiria“ soll und ist eindeutig davon inspiriert), noch sichtbarer den schleichend-subversiven Psychothriller zuzuordnen ist („Peeping Tom“ und „Psycho“ lassen grüßen) und sich sogar erlaubt, das Regime und dessen Methoden an den Pranger zu stellen. Clever ist die Handlung lange vor den faschistischen Taten der europäischen Diktatoren angesiedelt, faktisch spiegelt sie diese überdeutlich wieder, was wohl nicht erkannt oder verstanden wurde. Blinder Gehorsam, totalitär eingebläut von uniformierten Sittenwächtern gehören zum Erziehungskonzept, das nur vordergründig dem guten Zweck dient. Während fromm zwangs-gebettet wird, schnallt die Peitsche auf erniedrigte Sünderinnen, zur lustvollen Befriedigung der Peinigerinnen. Dies und noch weitere großartige Parallelmontagen schreien förmlich nach einem direkten Bezug zur rechtsorientierten, scheinheiligen Realität, die  „Das Versteck – Angst und Mord im Mädcheninternat“ noch mehrfach einstreuen wird, bevor seine anderen Qualitäten sich voll entfalten.

Langsam, stets behutsam aufgebaut entblättert sich hinter der Faschismus-Parabel ein Genre-Film höchster Qualität, der besonders die Unterdrückung der Sexualität – und somit der eigenen Entwicklung – in den Vordergrund rückt. Während oberflächlich auf streng konservative Werte geachtet wird (nackt duschen, nie und nimmer), sind illegal-gesteuerte, sexuelle Höhepunkte nach Losverfahren und internen Mauscheleien unter vorgehaltener Hand gestattet, viel läuft hinter der Kulissen, den Mauer von Zucht und Ordnung ab…oder auch in den Lüftungsschächten. Serrador gelingt ein wegweisender Film, der sich sowohl an vorangegangenen Werken bedient – auf seine ganz eigene Weise -, wie auch den noch in den Kinderschuhen steckenden Giallo in die entscheidende Richtung schubst. Es scheinen nur wenige Szenen zu sein, die sich in diese Richtung einordnen lassen (wenn sich z.B. das unschuldige Blut einer Jungfrau ästhetisch auf weiße Blumen ergießt), seine gesamte Ausrichtung ist allerdings beeinflussend für das erst später aufblühende Subgenre. In seiner besten Form. Denn „Das Versteck – Angst und Mord im Mädcheninternat“ ist wesentlich intelligenter, bösartiger, suggestiver  konzipiert, als es sein grober deutscher Titel vermuten mag. Er spielt mit den (damaligen) Erwartungen, bedient Modernes, Klassisches und sogar Neues, landet in einer experimentellen Spur.

Dieses bündelt sich bis zu seinem erstklassigen Finale, das vielleicht nicht von seiner puren Auflösung wirklich überraschen mag, von seiner morbiden, durchdachten, reflektierten Logik durchaus. Gerade, wenn man sich die Filme dieser Zeit betrachtet. Da spielt Serrador mit seinem Werk in der höchsten Liga und ist auch heute noch umwerfend, beeindruckend arrangiert.

„Du brauchst eine Frau, die so ist wie ich!“

Fazit

Eine mutige, bald waghalsige Genrekreuzung, die sowohl als typischer Thriller, klassischer Horror oder auch unterschwellige Gesellschafts-, Politik –und Zeitgeistkritik funktioniert. Hervorragend inszeniert, ohne Hektik, dafür mit viel Gespür und reichhaltigen Inspirationsquellen für kommende Filme, ohne das wahrscheinlich geahnt zu haben. Pflichtübung.

Kritik: Jacko Kunze

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