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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Sommer 2014 sorgte Bernard Jordan (Michael Caine) unverhofft weltweit für Schlagzeilen. Er verließ auf eigene Faust sein Pflegeheim, um sich mit anderen Veteranen an einem Strand in der Normandie zu treffen und ihrer gefallenen Kameraden am 70. Jahrestag der Landung der Alliierten zu gedenken. Es war ein Abenteuer, das die Fantasie von Menschen in aller Welt beflügelte. Bernie verkörpert den eigensinnigen Geist und Tatendrang einer Generation, die im Verschwinden begriffen ist. Aber das ist natürlich nicht die ganze Geschichte. Es ist die inspirierende Erzählung eines Veteranen, der sich gegen Ende seines Lebens mit seinem bestehenden Kriegstrauma arrangieren muss. Und es ist die Geschichte der 60 Jahre währenden Liebe zu seiner Ehefrau Rene (Glenda Jackson).

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Stellt sich die Frage, ob der mehrfach preisgekrönte Schauspieler (Jack rechnet ab) in den wohlverdienten Ruhestand tritt oder diesem Vorhaben entsagt. Diese Thematik taucht in regelmäßigen Abständen auf, und, um die Realität gebührend zu würdigen, gebietet es sich anzuerkennen, dass die Schauspiellegende ihre Pensionierung mehr als verdient hätte. Nichtsdestoweniger steht es ihm zu, auch in fortgeschrittenem Alter vor der Kamera zu agieren, insbesondere, wenn er Hauptrollen in Filmen wie In voller Blüte übernimmt. Auf den ersten Blick mag es sich hierbei um eines von zahlreichen Alterswerken handeln, welche die Thematik des Alterns aufgreifen und darauf bedacht sind, das Publikum mit einem Lächeln aus dem Kinosaal zu entlassen. Ein sentimentaler Abgang, mitunter begleitet von einer Träne im Auge, jedoch vornehmlich geprägt von der Botschaft, dass das höhere Alter eine Phase ist, die zum Vergnügen und zur Lebensfreude ermutigen sollte. In der Tat vermittelt The Great Escapers (so der Originaltitel) auf den ersten Metern den Eindruck, als handele es sich um ein weiteres Werk, das darauf abzielt, zu überraschen und die Vorstellung zu durchbrechen, dass im Alter lediglich Kreuzworträtsel gelöst und Enten gefüttert werden. Doch erfreulicherweise erweist es sich als Erzählung, die ihren Protagonisten sowie deren Lebens- und Sorgenwelt erstaunlich ernst nimmt.

Die Intention erstreckt sich dabei über das schlichte Ziel eines sorgenfreien Älterwerdens hinaus. Vielmehr beleuchtet der Film die Versäumnisse der Vergangenheit, die Defizite der Gegenwart und die beschränkten Möglichkeiten der Zukunft im Alter. Es handelt sich um einen traurigen, bisweilen rührenden Film, der trotz seiner gelegentlichen sentimentalen Untermalung die Gemüter anspricht, da er nicht allein Trauer, sondern auch eine Art von Wahrhaftigkeit zu vermitteln vermag. Im Gegensatz zu ähnlichen Werken wie dem kurz zuvor angelaufenen Die Unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry werden die anderen Charaktere, die der Hauptfigur begegnen, nicht lediglich als dramaturgische Stützpfeiler instrumentalisiert, sondern fungieren vielmehr als Partner in einer gemeinsamen Auseinandersetzung – sei es im Schmerz oder in der Bewältigung desselben. In diesem Kontext hebt sich die vorliegende Produktion der BBC tatsächlich von anderen ab, indem sie mehr Ähnlichkeiten mit s Die irre Heldentour des Billy Lynn aufweist als beispielsweise mit Unterhaltungsfilmen für Senioren wie Brady's Ladies oder Abgang mit Stil.

Der Regisseur (Swimming with Men) und sein Drehbuchautor William Ivory (We Want Sex) erzählen im Grunde genommen nur am Rande von einer großen Flucht, die sich tatsächlich im Sommer 2014 oder in ähnlicher Form ereignete. Im Zentrum steht vielmehr die Konfrontation mit alten Traumata und Versäumnissen sowie der dringende Bedarf, längst vernachlässigte Wunden zu heilen, die seit Jahrzehnten bestehen. Es ist nie zu spät, doch es wird niemals einfach sein. Diese fast schon übermäßig diplomatisch vermittelte Botschaft wird hier zweifelsohne nicht subtil transportiert, was mitunter zu zurückhaltenden Szenen führt. Die wiederholten Rückblicke auf den D-Day, die bedauerlicherweise kaum authentisch umgesetzt wurden, sind ein Beispiel hierfür. Mit Farbfiltern und spärlicher Kulisse wird versucht, ein Ereignis nachzustellen, dessen epische Größe und Grausamkeit wahrscheinlich selbst Steven Spielberg in seinem gefeierten Der Soldat James Ryan nur teilweise adäquat einfangen konnte.

Obwohl Michael Caine als Bernard mit einem Rollator nur langsam voranschreitet, entwickelt sich die Handlung des Films recht zügig. Neben dem neunzigjährigen Veteranen steht immer wieder seine Frau Rene (, Die Entdeckung der Unendlichkeit) im Mittelpunkt, die vom Drehbuch gelegentlich zu sehr in das Klischee der amüsanten Weisen gedrängt wird. Ihre Geschichte ist zwar von Bedeutung für Bernard, entfaltet jedoch im Gesamtkontext nicht dieselbe emotionale Intensität. Anders ist das bei seiner zufälligen Bekanntschaft Arthur (, The Happy Prince), der im Verlauf ihrer gemeinsamen Reise einen Teil seiner Lebensgeschichte offenbart. Eine unangenehme, jedoch wunderbar unaufgeregte Szene, die von so viel schmerzlicher Tiefe durchdrungen ist, dass sie den Betrachter sprachlos zurücklässt. Solche Augenblicke, die zwar niederschmetternd sind, aber keineswegs sensationslüstern ausgeschlachtet werden, finden sich im Film immer wieder. Und obwohl die Freude am Leben und an der Liebe klare Botschaften des Films sind, vernachlässigt er niemals die Schattenseiten. Elegant ausgedrückt: Hier werden nicht nur das Publikum, sondern auch die Figuren in ihrer ganzen Tiefe und Komplexität ernst genommen. Ein guter Film für eine letzte, große Rolle. Glenda Jackson nahm das Angebot an. Sie verstarb diesen Sommer und auch Michael Caine hat mittlerweile entschieden, dass er in den Ruhestand gehen wird.

Fazit

"In voller Blüte" erzählt einfühlsam, wenn auch nicht makellos, von den Herausforderungen des Alterns, mit einer menschlichen Herangehensweise, die Traumata und Versäumnisse in eine reichhaltige Reise für Michael Caines Figur und das Publikum verwandelt.


Kritik: Sebastian Groß

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